Erkundungsexpedition Südost-Asien 2011

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Erkundungs-Expedition für neue Freundeskreisreisen

nach Thailand, Laos und Kambodscha,  im Nov./Dez. 2011

ThailandBangkokSchriftsprache
Laos
VentianeLuang Prabang4000 Inselnetwas Geschichte
Kambodscha
NordenPhnom Penhetwas Geschichte (!)
Golf von Siam, Abschluss
 

Donnerstag 10.11.11      Bangkok:  Drehkreuz Südostasiens                      

liebe leute,

hier folgt nun ein erster bericht meiner allein-gestellten erkundungen: 

noch immer bin ich in bangkok, denn bislang gibt es aufgrund der überschwemmungen der aktuellen flutkatastrophe keine landverbindungen nach draußen.
morgen scheint aber ein zug nach chiang mai im norden des landes zu gehen, wo die flut nicht aktuell ist. mal sehen ob ich mit dem dann hier weg komme..

im viertel wo ich wohne, sieht man zz. außer sandsäcken zwar nichts was auf überschwemmungen hin deutet, aber noch immer sind die flutungen aktuell, und je nach wasserstand werden bestimmte stadtteile gesperrt. 

die letzten tage habe ich mir die füße platt gelaufen bei neugierigen stadterkundungen -  diese metropole ist für mich nun kein buch mit sieben siegeln mehr.  routiniert nutze ich inzwischen auch skytrain und u-bahn, um die mega-verkehrsstaus der mega-metropole zu umgehen. auch taxis sind sehr preiswert und entsprechend frequentiert - nur die berühmten tuk-tuks machen hier die nepper-schlepper-bauernfänger und sind also leider eher zu meiden..

so habe ich die backpacker- und traveller-szene rund um die kaosang-road sowie die weitläufige chinatown erkundet, beide stehen zurzeit nicht unter wasser. fluss und klongs sind aber nach wie vor nicht befahrbar. 

der skytrain ist ein schnellzug auf stelzen, der zwischen den wolkenkratzern durch die lücken sticht. obwohl der ticketkauf automatisiert ist (übersichtlich und unkompliziert), gibt es auf den bahnhöfen sicherheitspersonal und bahnbedienstete, wo man nach der route fragen und kleingeld tauschen kann.  hier ist man auch nachts nicht gefährdet. auf den bahnsteigen laufen kleine bildschirme mit nachrichten zur überbrückung der (kurzen!) wartezeiten.
die davon unabhängige u-bahn ist weniger übersichtlich aufgebaut, man braucht als ortsfremder länger, um das system zu verstehen, obwohl es nur eine einzige linie gibt. dafür sind sowohl auf den bahnhöfen wie in den zügen riesige bildschirme montiert, auf denen lautstark und aggressiv permanent werbung auf einen eindrischt, ohne dass man sich dem entziehen kann. 
der skytrain ist aus china;  die u-bahn von  - siemens.. 

bangkok ist auf meereshöhe auf sumpf gebaut, und durch die starke grundwasserentnahme sinkt die stadt jedes jahr um einige zentimeter in den untergrund hinein.  deshalb fließt das (regen-)flutwasser auch so schwer ab, weil es kaum noch gefälle bis zum meer gibt und bei (meeres-)flut das meerwasser im fluss aufsteigt und das (regen-)flutwasser wieder zurück schiebt. das flut-problem gibt es deshalb auch jedes jahr aufs neue, es ist nur diesmal so stark ausgeprägt wie noch nie zuvor. es gibt bereits überlegungen, die stadt komplett zu verlegen -  aber bitteschön:  das ist eine 12-millionen-metropole mit sämtlicher infrastruktur !! das erinnert mich an die 60'er jahre, als man ernsthaft überlegte, westberlin in der lüneburger heide "einfach" neu aufzubauen. das wurde auch nie realisiert, weil in jeder hinsicht völlig unfinanzierbar..

wie wir uns in aonang ja angewöhnt hatten, leiste ich mir nach wie vor noch immer (fast) täglich eine der so unfassbar preiswerten sauguten massagen  - und inzwischen weiß ich auch, wie man bei den ähnlich beschrifteten salons schon von außen unterscheiden kann, ob drinnen wirklich masseurinnen oder doch masseusen arbeiten:  wenn man von draußen durchs fenster drinnen die liegen aufgereiht sieht, dann kann man drinnen liege und massageart wählen, die masseurin wird einem zugeteilt.  wenn man nicht durch das fenster schauen kann, dann ist es andersrum: drinnen kann man die masseuse wählen, die liege (separee) wird einem zugeteilt. wie man so was rausfindet? na halt "try and error", wie bei allem.  (aber man kann sich ja auch rechtzeitig freundlich aus dem staub machen.. ;)

morgen hoffe ich nun also mit dem zug diesem moloch zu entkommen und land zu gewinnen. wie es weiter geht, werde ich dann ja erleben  - und euch hier berichten.

bis dahin euch allen alles gute und ganz liebe grüße noch aus wasserland,
thomas


Samstag 12.11.11     Laos: Vientiane  - gemütlichste Hauptstadt SO-Asiens :)

liebe leute,                                                                                                       nach oben

heute konnte ich die grenze nach laos überschreiten und bin nun bereits in der laotischen hauptstadt vientiane (sprich: wentjang), direkt am mekong.

welch ein unterschied zum 12-millionen-moloch bangkok:
der begriff "verschlafen" vermittelt wohl noch zu viel hektik, gemessen an dem, was hier (nicht) los ist.. 

ich glaube, los llanos auf la palma ist eine echte großstadt gegen das, was ich hier vorfinde:
malerische gassen, niedrige französische kolonialhäuschen, gemütliche cafés und bars wie ich sie im siamesischen hinterland vergebens gesucht hatte.  laos war halt französisch kolonisiert, und das hat neben all seinen nachteilen auch seine ganz spezifischen vorteile: 
z.b. kann man die straßenschilder lesen (zwei-sprachig und zwei-schriftig).  außerdem fahren sie hier auf der richtigen seite, wie übrigens überall in südostasien (vietnam, laos und kambodscha);
nur thailand fährt auf der falschen seite (wie england - und indien, nepal, bhutan..)  - ich frage mich ernsthaft, wie die das alle auf dauer überleben.. ;)
                                                                                                                          
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zwei tage lang schlug ich mich mit zug und verschiedenen bussen durch das thailändische hinterland.  aber sobald man raus ist aus bangkok, ist man halt auf dem land.  und da kommt man mit englisch genau so gut durch wie mit deutsch und spanisch:  nämlich gar nicht. 

dazu kommt, dass die schriftsprache eine andere ist, und nicht etwa so wie kyrillisch, wo man einfach die buchstaben lernen muss -  es ist eine ganz andere schriftlogik, wie man schon daran erkennt, dass diese schrift 46 buchstaben hat.
ich habe sie an den zweisprachig dargestellten skytrain-stationsnamen genauestens studiert:  es sind nur die konsonanten  - welche vokale folgen, hängt von den kleinen apendixen ab, die sie begleiten wie unsere ü-strichelchen oder die tilde über dem spanischen ñ.  man kann sogar die betonung erkennen. mit diesen buchstaben können sie laute ausdrücken, die wir nicht mal formulieren können und daher auch keine buchstaben dafür haben:  in lateinischer umschrift steht dann da zwar ein oei, aber das wird ausgesprochen mit einem laut als wenn sich jemand übergibt..

na gut:  auf dem land gibt es dann eh keine lateinische umschrift mehr.  man kann nix lesen, und man kann zwar mit allen sprechen (sie freuen sich immer wenn man mit ihnen spricht), aber mit niemandem verständigen, weil niemand englisch kann. sie erklären einem zwar wortreich und freundlich alles, aber ich bin mir sicher: sie haben ja nicht mal die frage verstanden.  das ist noch schlimmer als wenn südamerikaner kein "nein" sagen, sondern man an der art des "ja" erkennen muss, ob ja oder nein gemeint sind. damit kenn ich mich ja aus..

dass es an den flutungen lag, dass der zug teilweise stundenlang auf freier strecke stehen blieb, habe ich dann irgendwann mitbekommmen.  hatte ja auch mit sowas gerechnet.  wegen der flutungen sind zurzeit weder die river-kwai-bridge noch die alten siam-hauptstädte ayutthaya und sudkothai anfahrbar. auch das goldene dreieck habe ich von thailand aus gemieden, weil mir kein weiterkommen auf dem mekong garantiert werden konnte.  man kommt vom goldenen dreieck - dem früher lebensgefährlichen opium-anbaugebiet im dreiländereck thailand-birma-laos - heute prima nach birma und china, aber nach laos nur per boot über den mekong direkt in die alte königsstadt luang prabang -  straßen gibt es dort nicht.

so bin ich also durch das thailändische flutgebiet durch und dann über die freundschaftsbrücke über den mekong nach laos und direkt weiter nach vientiane, und werde es nun von hier aus versuchen. auf jeden fall habe ich schon eine menge toller ideen für eine richtig gute reise durch die gegend -  vorausgesetzt es gibt dann keine flutungen.. 

morgen früh geht es durch die berge weiter nach luang prabang, werde erst abends eintreffen. 
mehr an berichten gibts dann hier bei nächster gelegenheit,
bis dahin ganz liebe grüße zurzeit aus der wohl niedlichsten und liebenswertesten hauptstadt südostasiens: vientiane, laos,
thomas
 

Mittwoch 16.11.11      Laos:  alte Königsstadt Luang Prabang             nach oben

liebe leute,                                                                                                    

nach einer rumpeligen fahrt im überfüllten großraumbus auf gruselig schlechter straße durch traumhaft schöne landschaft und über drei gebirgszüge erreichte ich die von goldenen tempel-giebeln überragte alte königsstadt luang prabang, deren altstadtteil idyllisch auf einer halbinsel im träge dahin treibenden (und keinesfalls überfließenden) mekong liegt.

während der fahrt durch viel urige natur mit dschungelüberzogenen karstkegeln und über drei pässe mit tollen fernblicken gab es immer wieder kurze trinkel-pausen in den straßendörfchen der hier lebenden bergvölker:  oft noch traditionell errichtete pfahlbauhütten mit geflochtenen wänden und grasdächern.  die kinder spielen fröhlich im lehm zwischen den hütten, und alle paar meter gibt es eine wasserpumpe, wo die frauen morgens wasser holen und sich abends alle gemeinsam den staub des tages abspülen.  auf den feldern ist zurzeit gerade die reisernte in vollem gange:  überall sieht man die bauern mit ihren typischen runden reisstrohhüten das getreide sicheln und sammeln..

man denke nicht, dass laos noch völlig unentdeckt wäre:  die internationale backpacker-szene ist längst da, und auch manche - meist französische - reisegruppe kann man treffen.  gleichwohl steht der tourismus hier noch am anfang.  luang prabang besteht zum großen teil aus buddhistischen tempeln (vats) und reichlich gästehäusern für traveller.  aber alles ist im alten stil renoviert, auch neubauten unterliegen dieser vorschrift. 
                                                                                                                      
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morgens um 6 beginnt der tag in einer welt, die noch weitgehend in ordnung ist: 
in der ersten dämmerung ziehen die mönche, die mit ihren orangenen gewändern das stadtbild maßgeblich bestimmen, aus den vats durch die straßen und sammeln ihre essens-tagesrationen ein von am straßenrand wartenden gläubigen, die gern almosen geben, da sie sich damit ein gutes karma verdienen. auch einige anwesende touris spenden gern, um ein paar gute fotomotive zu erhaschen. so ist für alle gesorgt.. 

es scheint in laos keine hektik zu geben:  alles geht seinen ruhigen gang. man grüßt auch den fremden jederzeit freundlich –  die menschen strahlen ruhe und würde aus, es gibt weder bettler noch irgendwie aufdringliche marktschreier o.ä., sogar die tuk-tuk-fahrer sind weniger gierig als anderswo (aber um die hälfte runterhandeln sollte man sie schon ;) 

auch heute gibt es noch immer enorm viele vats (tempel) im ganzen land.  dabei sind sie über und über gefüllt mit buddha-figuren und anderen statuen, die man aus den unzähligen zerbombten tempeln gerettet hat, die im zweiten indochinakrieg („vietnamkrieg“) dem amerikanischen bombenterror zum opfer fielen.  (es wurden damals in mehr als 530.000 fliegerangriffen über 2 millionen tonnen (!!) bomben über laos abgeworfen; noch heute sterben regelmäßig bauern und kinder durch blindgänger..)  weit über 200.000 laoten  - fast ausschließlich zivilisten, also bauern, frauen und kinder -  kamen bei den wahl- und sinnlosen bombardements ums leben, mit denen die amis unter einkalkuliertem riesigem blutzoll (der einheimischen, versteht sich) wie so oft exakt das erreichten, was sie zu verhindern suchten:  die sich gerade erst vom französischen kolonialjoch befreiten laoten (erster indochinakrieg) sahen sich beim eingreifen der amerikaner um ihren wohlverdienten sieg gebracht und sammelten sich unter dem banner derjenigen, die die unabhängigkeit am glaubhaftesten zu verteidigen schienen:  den pathet-lao, einer kommunistischen unabhängigkeitsbewegung, die vor dem amerikanischen eingreifen völlig bedeutungslos gewesen war.  nach dem abzug der amis im gefolge des verlorenen vietnamkriegs übernahm die siegreiche pathet-lao die macht und schaffte das königshaus ab:  so haben es die amis vermocht, ein unglaublich friedliches volk, fleißig, tief gläubig und mit einem bis heute hoch verehrten königshaus, kommunistisch werden zu lassen –  was ohne das amerikanische eingreifen völlig unvorstellbar gewesen wäre. 

und so leben die laoten auch heute noch im „kommunismus“ -  oder dem, was man hier darunter versteht: jeder laote hat sein kleines privatgeschäft, mit dem er sich seinen kleinen familiären wohlstand aufbaut (ein rezept, das jetzt auch in cuba zu greifen beginnt).  die politik kommt im leben der menschen so gut wie nicht vor:  ich habe z.b. in der ganzen zeit hier noch keinen einzigen polizisten gesehen, geschweige denn militär. und solange die partei dafür sorgt, dass keine großen konzerne die kleinen einnahmequellen der bevölkerung kassieren, und so jedem sein überleben im frieden garantiert wird, solange wird das wohl auch so bleiben.. 

morgen werde ich über die ebene der tonkrüge - die übrigens in wahrheit steinkrüge sind;  der name klingt für leute, die damals die nachrichten verfolgten, ja heute noch nach bombenhagel -  richtung süden bewegen, um möglichst bald die sogn. „viertausend inseln“ zu erreichen, ein in abertausende inselchen zerfallendes artenreiches mekong-feuchtgebiet an der kambodschanischen grenze.  zu den krügen:  es handelt sich um tausende ca. 2 meter hohe ausgehöhlte sandsteingefäße, die eine unbekannte megalith-kultur hinterlassen hat und die in der genannten ebene seit urzeiten verstreut herumliegen –  eine ebene, paradoxer weise "sanft" modelliert durch unzählige inzwischen zugewachsene bombenkrater. der begriff "tonkrüge" ist der etwas voreiligen übersetzung des französischen namens "plaine des jarres" geschuldet, wobei "jarres" durchaus tonkrüge, aber eben auch steinkrüge sein können..

genug für heute  - ich möchte noch ein wenig durch die malerischen gassen schlendern,
ganz liebe grüße aus luang prabang, nord-laos,
thomas
 

Sonntag 20.11.11     Laos: Mekong-Fälle und "Viertausend Inseln"           nach oben

liebe leute,

nach wiederum einiger fahrerei auf staubigen pisten durch berge und dschungel mit verschiedenen verkehrsmitteln inklusive einer nachtfahrt in einem schlafbus (in dem tatsächlich nur doppelstockbetten eingebaut waren!) erhole ich mich gerade auf den sogn. „viertausend inseln“, einem artenreichen feuchtgebiet ganz im süden von laos nahe der kambodschanischen grenze. 

der mekong zerfächert sich hier im südlichen hügelland über eine enorme breite und lässt dabei tausende von inseln und inselchen entstehen, die palmenbewachsen eine schier unglaubliche romantik ausstrahlen und ganz überwiegend unbewohnt sind. hier zerrannen die träume der französischen kolonialherren von einem durchgängig bis china beschiffbaren wasserweg, als die ersten forschungsreisenden an die stromschnellen und wasserfälle kamen, mit denen der mekong hier ca. 50 meter von einem basaltsockel ins sich bis zum meer ziehende tiefland abstürzt.  diese katarakte sind heute natürlich das besondere naturschauspiel der gegend -  zusammen mit den süßwasserdelfinen, die sich hier im wasser tummeln. (ich dachte bis jetzt, süßwasserdelfine gäbe es nur in amazonien -  aber reisen bildet halt.. ;)

bei einheimischen in einem pfahlbauhäuschen mit geflochtenen wänden und palmblattdach habe ich sehr freundliche unterkunft gefunden und konnte die letzten zwei tage mit boot und fahrrad (!) einige der inseln erkunden.  tatsächlich sind die einheimischen hier viel mit rädern auf den schmalen pfaden unterwegs, straßen und autos sind mangelware, und asphaltiert ist hier sowieso nix.  zum würzig-leckeren essen der wirtin legt man sich draußen auf einem podest im schatten auf matten an den kaum 30 cm hohen tisch. in der hängematte auf der terrasse meiner hütte über dem fluss schaukelnd, kann ich nun den sonnernuntergang hinter den inseln beobachten: wie das wasser des mekong silbern zerfließt unter den dunklen silhouetten von pfahlhütten und palmen vor einem glutrot flammenden himmel, während die vögel in schwärmen ihre schlafbäume aufsuchen und die luft vom abendlichen lärm der zikaden vibriert..

ein gemütliches café mit internetverbindung hatte ich vorhin auch schon genutzt, so dass morgen früh dort hoffentlich noch dieser bericht abgesetzt werden kann, bevor ich dieses gastliche land verlasse und mich auf den weg zur kambodschanischen grenze mache.

aus kambodscha dann wieder mehr,
bis dahin ganz liebe grüße noch aus laos, diesem liebenswerten und friedlichen land mit so angenehmen menschen  - hier könnte man länger bleiben :)
thomas
 

Freitag 25.11.11     Kambodscha:   Norden, Phnom Penh - und etwas Geschichte..

liebe leute,                                                                                                       nach oben

seit einigen tagen reise ich nun also kreuz und quer durch kambodscha, dem gar nicht mehr so geheimen geheimtipp unter den südostasiatischen ländern:

zu fuß über die laotische südgrenze in den einsamen norden kambodschas, brachte mich ein einheimischer bus zunächst ein stück ins landesinnere. an einer einsamen straßenkreuzung wartete ich dann zusammen mit zwei sehr netten französischen backpackerinnen stundenlang auf den anschluss in den nordosten nach ratanakiri, einer abgelegenen grenzprovinz zu vietnam, wo es noch dschungel und wilde elefanten geben soll.  endlich erschien ein überfüllter uraltbus, in welchem wir dann die 4 stunden staubpiste absaßen und erst bei dunkelheit in banlung, dem hauptort der angestrebten region, eintrafen. 

schon an der rezeption des einfachen kleinen hotels am see, wo ich abstieg, überraschte mich die neunjährige tochter des hauses mit besten englischkenntnissen. die nächsten tage durfte ich feststellen, dass man in kambodscha ganz allgemein eine menge wert auf bildung legt  - die menschen wirken offen und interessiert. 

auch der fahrer des mototaxis, der mich am folgenden tag durch die provinz kutschierte, sprach relativ gutes englisch und fragte interessiert nach dem leben im ausland. dieses eigene interesse an bildung und über-den-tellerrand-schauen signalisiert für mich ein land im aufbruch -  tatsächlich handelt es sich bei kambodscha um ein sich schnell entwickelndes land mit bewegter geschichte (dazu unten mehr)..  

nachdem ich also dschungel satt einschließlich idyllischer wasserfälle und morgennebelverschleierter seen (ohne wilde, aber mit arbeitselefanten) genossen hatte, brachte mich eine 12-stündige busfahrt durch reisbauernland immer am mekong entlang nach phnom penh, der hauptstadt und einzigen wirklichen großstadt in kambodscha.  seit zwei tagen durchstreife ich nun diese quirlige, äußerst sympathische aufstrebende stadt am zusammenfluss von tonle sap und mekong mit königspalast, vielen buddhistischen wats (tempeln) und einem unvergleichlichen zusammenspiel asiatischer garküchen- und europäischer caféhaus-kultur. 
                                                                                                                        
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dabei hat sich kambodscha mit seiner entwicklung bekanntermaßen durchaus schwer getan:

nach der mühsam errungenen unabhängigkeit vom französischen kolonialjoch zunächst ein königreich, erklärte sich kambodscha im vietnamkrieg stets für neutral, konnte aber auf dauer nicht vermeiden, in den verderblichen strudel hineingezogen zu werden:  

die amerikaner bombardierten vermutete nachschubwege des vietkong auf kambodschanischem boden und unterstützen den putsch des generals lon nol, der könig sihanouk absetzte und den amerikanern gestattete, das ganze land zu bombardieren, um etwaige vietnamesen zu treffen.  die hauptstadt phnom penh quoll über vor flüchtlingen vom land, wo der bombenterror den aufstieg der khmer rouge („roten khmer“), einer von china unterstützen bewegung, begünstigte. 

nachdem die amerikaner im gefolge des verlorenen vietnamkrieges abgezogen waren, konnte sich der diktator lon nol nur noch wenige wochen gegen die roten khmer halten. die bevölkerung phnom penhs jubelte den einrückenden khmer rouge am 17. april 1975 frenetisch zu, weil sie nun den ersehnten frieden gekommen sahen. ..welch ein irrtum..!!

china hatte die khmer rouge mit dem programm „waffen gegen reis“ unterstützt.  dieser reis musste nun - nach dem sieg der waffen - beschafft werden: drei tage nach einmarsch der roten khmer war phnom penh, die mit flüchtlingen überfüllte hauptstadt, komplett evakuiert und die bevölkerung aufs land zwangsumgesiedelt, wo sie zunächst die lager errichten musste, in denen sie nun leben und arbeiten sollte.  denn ganz kambodscha sollte ein agrarischer reisbauernstaat werden -  was er zwar eh gewesen war, aber nun wurde auch die städtische oberschicht zwangsassimiliert.  wer damit ein problem hatte, wurde kurzerhand erschossen. dieser terror gegen die eigene bevölkerung verselbständigte sich bald derart, dass letzlich so gut wie die gesamte mittel- und oberschicht mit stumpf und stiel (also einschließlich kinder und babies) ausgerottet war. da nicht alle khmer rouge mit dieser art „freiheit“ einverstanden waren, richtete sich in der folgezeit die wut der führung um pol pot gegen die eigenen leute, und tausende ehemalige gefolgsleute wurden als spione gefoltert und auf den sogn. „killing fields“ ermordet  - um munition zu sparen, wurden sie überwiegend erschlagen, erstochen oder ertränkt.

als sich schließlich die säuberungen auch gegen ethnische minderheiten und damit gegen vietnamesen im grenzgebiet zu richten begannen, marschierten im oktober 1978 die vietnamesichen streitkräfte zusammen mit aufständischen einheiten der roten khmer ins land ein und befreiten das land in wenigen wochen von der schreckensherrschaft pol pots.  im januar 1979 musste sich dieser mit seinen verbliebenen gefolgsleuten ins thailändische grenzgebiet zurück ziehen, wo sie sich noch einen jahrelangen guerrillakampf mit den folgenden regierungen lieferten.

und nun beginnt das mir schier unbegreiflichste kapitel an der geschichte: der „freie westen“ schämt sich nicht, sich  - gemeinsam mit china - an die seite der soeben vertriebenen (und bis eben als "steinzeitkommunisten" geschmähten) roten khmer um pol pot zu stellen; eine seltsame koalition aus khmer rouge (die wieder an die macht wollen) und könig sihanouk (der wieder könig sein will) wird als rechtmäßige (!) vertretung des kambodschanischen volkes (hallo - geht's noch??!!) anerkannt und bekommt den kambodschanischen UNO-sitz zugesprochen –  gegen die von vietnam unterstützte neue regierung kambodschas unter (dem abtrünnigen ex-khmer rouge) hun sen, die nun versucht, das geschundene land wieder aufzubauen.  langsam kehrt die bevölkerung nach phnom penh zurück, während über thailand die khmer rouge mit westlichen waffen versorgt werden, die ihrerseits das land komplett verminen.  zynischer hintergrund dieser politik: während die mordbrennerei der roten khmer sich „nur“ gegen das eigene volk richtete, unterstellt man dem sowjetisch unterstützten vietnam expansionistische tendenzen.. 

ab 1985 beginnt mit der ära gorbatschow eine neue zeitrechnung, in deren folge die sowjetunion zerfällt.  vietnam zieht sich aus kambodscha zurück, und es gelingt nach zähen verhandlungen, in paris einen friedensvertrag zwischen der hun-sen-regierung und der koalition zu vereinbaren, aus der die roten khmer aber bald wieder ausscheiden.  die von der UNO-übergangsverwaltung UNTAC angesetzten ersten, von anschlägen überschatteten wahlen 1993 bringen etwa gleichstarke ergebnisse für royalisten und sozialisten, so dass eine wackelige koalitionsregierung mit prinz ranariddh als erstem und hun sen als zweitem ministerpräsidenten gebildet wird. ende 1993 wird könig sihanouk als staatsoberhaupt einer konstitutionellen monarchie wieder eingesetzt.

die roten khmer zerfallen derweil immer mehr, da kaum noch einer dem alternden, komplett paranoiden pol pot folgen mag. aber erst 1998 können regierungstruppen die khmer rouge endgültig zerschlagen, nachdem wichtige anführer mit ihren truppen übergelaufen sind.  bei der erstürmung des letzten schlupfwinkels stirbt pol pot angeblich an einem herzversagen -  man munkelt, er sei zu guter letzt von seinen eigenen leuten festgesetzt und schließlich liquidiert worden, um zu einem ende zu kommen.. 

bei den weiteren wahlen der letzten jahre blieb die kambodschanische volkspartei hun sens stets im vorteil, er dürfte nun einer der dienstältesten regierungschefs weltweit sein.  prinz ranariddh wurde wegen korruption verurteilt und hält sich im ausland auf.  könig sihanouk dankte 2004 82-jährig zugunsten seines sohnes sihamoni ab, der sich  - als unverheirateter ehemaliger baletttänzer gern auch als „queen“ bezeichnet - aus aller politik heraus hält. trotz des ständigen vorteils der ursprünglich einmal sozialistischen volkspartei wurden die koalitionen mit den royalisten stets fortgesetzt;  kambodscha ist heute eine eher frühkapitalistisch wirkende konstitutionelle monarchie, in der westliche firmen  - hauptsächlich textilgewerbe -  die niedrigen löhne (ca. 30 USD/monat) schamlos ausnutzen und damit immerhin arbeit und etwas geld ins land bringen. die verwaltung gilt als weltweit führend in fragen von korruption und umgehung durchaus forschrittlicher gesetzgebung wie z.b. umweltschutz mit verfassungsrang  - dennoch wird der urwald fast ungebremst abgeholzt und ins ausland verfrachtet. aber ein wirtschaftswachstum von 9% lässt bedenkenträger kleinlich erscheinen.. 

das alles soll nicht davon ablenken, dass die kambodschaner in ihrer großen mehrheit ausgesprochen sympthische menschen sind, aufgeschlossen, freundlich und bereit, mehr zu tun als man verlangt.  so hat sich phnom penh von der wildweststadt, die es anfang der 90’ jahre war und in der man seines lebens nicht sicher war, zu einer dynamischen, aufstrebenden stadt entwickelt -  seit meinem ersten besuch vor 2 jahren sind sogar einige hochhäuser dazu gekommen.  heute kann man auch abends durch die lebhaften ausgeh- und vergnügungsviertel bummeln, ohne überfallen zu werden, wobei man - wie in jeder großstadt -  nicht unbedingt jede unbeleuchtete seitengasse auf sicherheit testen sollte.  die riverside ist eine tolle promenade geworden, an der die alte caféhaus-kultur der vorkriegszeit wieder aufblüht.  Heute ist man durchaus stolz auf seine französischen verbindungen -  kambodscha ist wohl das einzige (mir bekannte) land außerhalb frankreichs, wo es allmorgendlich baguettes zum frühstück gibt..

die nächsten tage will ich die strände von kambodschas südwesten auf freundeskreistauglichkeit prüfen -  angkor wat kenne ich ja glücklicherweise schon, das ist eh das machupicchu südostasiens.

bis bald also in diesem theater, dann sicher auch wieder kürzer ;)
und ganz liebe grüße aus phnom penh,
thomas
 

Montag 5.12.11    Thailand:  Golf von Siam und  Abschluss der Reise

liebe leute,                                                                                                     nach oben

nun neigt sich auch meine der nepal-bhutan-freundeskreisreise nachgeschaltete vierwöchige erkundungsreise durch die südostasiatischen länder thailand, laos und kambodscha ihrem ende zu..:

zurzeit befinde ich mich im anmarsch auf den flughafen von bangkok, wo heute nacht mein flieger geht von der stelle, wo ich vor fünf wochen erst die „kern“-bhutaner und vor 4 wochen auch die südthailand-verlängerer nach hause „entließ“.   

eine wunderschöne und vor allem aufschlussreiche und interessante zeit geht ihrem ende zu. ich hätte wirklich nie gedacht, dass mich südostasien einmal so in seinen bann ziehen könnte.  aber diese aufstrebende, in indochina- und vietnamkrieg so arg gebeutelte gegend mit ihren äußerst liebenswerten menschen fasziniert mich zunehmend immer mehr..!!

die letzten tage bin ich - vom kambodschanischen seebad kompong som (sihanoukville), der grenzinsel ko kong und der thailändischen dschungelinsel koh chang mit ihrem regen strandleben kommend -  an der golf-von-siam-küste immer weiter nordwärts gezogen und habe die bangkok vorgelagerten seebäder jomtien, chonburi und auch das berühmt-berüchtigte pattaya, die sogn. „längste party-meile der welt“, kennen gelernt: hier reihen sich biergärten, nachtclubs und gogo-bars in steter reihe aneinander, rund um die uhr ist partystimmung ca. auf ballermann-niveau angesagt.  (allerdings habe ich schon unglücklichere mädchen gesehen:  es gibt hier zwar barbesitzer, aber keine zuhälterei im deutschen sinne  - frau arbeitet also ganz allgemein auf eigene rechnung. während sie in „anständigen“ berufen, z.b. im textilgewerbe, von sogn. seriösen firmen wie versace, benetton & co, ca. 50 dollar im monat verdient, macht ein barmädchen diesen betrag locker an einem abend  - es stellt sich also durchaus die frage, wer sich schlimmer ausgebeutet fühlt..) 

sonntag mittag erreichte ich dann wieder bangkok, die 12-millionen-metropole und größte stadt ganz südost-asiens;  zurzeit majestätisch illuminiert, da heute 5.12. nationalfeiertag ist:  königsgeburtstag !!  agenturen und hotels für mögliche zukünftige freundeskreisreisen wurden kontaktiert, und mit einem eindrucksvollen schatz an informationen und material für neue freundeskreisunternehmungen reise ich nun heim  - durchaus mit gemischten gefühlen, was das wetter betrifft..  ;) 

dies soll also vorerst der letzte beitrag hier im reisetagebuch sein -  neue einträge gibt es hier dann erst bei den neuen freundeskreisexpeditionen nach cuba, peru und patagonien im lauf des neuen jahres 2012. 

bis dahin danke ich allen bis hierhin treuen virtuellen begleitern für ihr interesse und hoffe auf baldiges wiedersehen - 
noch lieber natürlich im wirklichen leben, also auf einer authentischen freundeskreisreise in spannende weltgegenden,
ganz liebe grüße derweil noch aus bangkok, thailand,
thomas

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