Reisetagebuch  Mundo Maya 2016

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DomRep’16

Reisetagebuch der Freundeskreisreise

MUNDO MAYA 2016

    5.11. - 27.11.16

GuatemalaChiapasPeténHonduras
 

Donnerstag 3.Nov. 2016:     GUA: Neue Mundo-Maya-Gruppe im Anmarsch :)

liebe leute,

gerade bin ich als vorhut in guatemala aufgeschlagen - 
nach abrechnung der domrep-pilotgruppe und sogar einigen freien erholungstagen, die ich auch noch für einen interessanten wrack-tauchgang nutzen konnte. ich liebe die karibik: da ist das wasser sogar in 30 meter tiefe noch angenehm warm..

hier in guatemala starten wir auf 1500 meter, also angenehm gemäßigte zone -  die tropen werden wir erst in den dampfenden tieflanddschungeln des petén wieder berühren. 

einige gäste der mundo-maya-gruppe sind bereits ab morgen freitag in eigenanreise via mexico unterwegs, bzw. (die hamburger) mit einem stopover in madrid  - die anderen starten samstag morgen, alle werden hier bis samstag nachmittag in der wunderschönen original-kolonialen ehemaligen hauptstadt antigua guatemala eintreffen. 

alsdann: habt einen ruhigen flug übern teich  - ihr werdet erwartet !!
bis dahin ganz liebe grüße schon vorab aus den bergen zentralamerikas,
thomas :)


Samstag  5.Nov. 2016:      GUA:  Ankunft der neuen Mundo-Maya-Gruppe
                                       in Antigua Guatemala
liebe leute,                                                                                                          
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nun ist sie da, die neue mundo-maya-gruppe:

aufgrund einiger eigenanreisen trafen heute die gäste in drei schüben kurz hintereinander ein, letztlich vollzählig und diesmal auf anhieb mit allem gepäck.

nachdem ich mit den erstankömmlingen einen funktionierenden bankomaten gefunden und schon mal ein käffchen vernichtet hatte, konnte ich mit selvyn - unserem bewährten fahrer-guide schon von der vorjährigen pilotreise -  und unserem gruppenbus den hauptschub vom flughafen abholen und über einen 2000 meter hohen pass nach antigua kutschieren, wo wir in unserem hübschen kolonialhotel mit gleich drei grün bewachsenen patios unsere zimmerchen bezogen und direkt nebenan fürstlich essen gingen.  einige hatten sogar noch die kraft, trotz der gewaltigen zeitverschiebung für einen absacker auf die dachterrasse einer kultigen bar mitzukommen, bevor wir uns schließlich zur nötigen augenpflege zurückzogen.

morgen werden wir zu fuß die stadt erkunden und dabei in die geheimnisse der fach- und sachgerechten kakao- und kaffeezubereitung eingeweiht werden - 
vorerst gute nacht und ganz liebe grüße von einer gutgelaunten gruppe aus antigua,
thomas :)
 

Sonntag  6.Nov. 2016:      Grüße nach Guatemala
Lieber Thomas,
Herzliche Grüße nach Guatemala!
Ich bin schon mächtig gespannt auf die Reiseberichte und fiebere täglich mit Euch mit. Die Bilder aus dem letzten Jahr habe ich noch gut vor den Augen und erinnere mich mit ein bisschen Sehnsucht an die vielen schönen Erlebnisse in Zentralamerika.
Dann also viel Spaß allen auf den Spuren der Maya.
Einen ganz besonderen Gruß an Selvin! Sind alle Keilriemen kontrolliert? Sind die Reifen intakt?
Liebe Grüße aus dem nass-kalten Hamburg
Sigrid
 

Montag 7.Nov. 2016:     GUA: Stadtbummel Antigua und Wanderung Pacaya-Vulkan

liebe leute,

die ersten zwei tage in antigua haben wir schon hinter uns: 

gestern sonntag starteten wir bei schönstem sonnenschein zu unserem bummel durch die stadt und stöberten durch die spannendsten viertel der kolonialen historie.  der zentrale platz mit generalcapitanat (früherer regierungssitz der spanischen kolonialgouverneure für ganz zentralamerika), rathaus und kathedrale beeindruckte uns durch sein gemütliches sonntägliches treiben rund um den schönen großen brunnen.  antigua war während der kolonialzeit über 230 jahre lang die hauptstadt des zentralamerikanischen vizekönigreichs, wurde aber 1776 von einem gewaltigen erdbeben zerstört -  die bewohner zogen ins benachbarte tal, wo sie die neue hauptstadt guatemala (city) gründeten, während antigua in einen mehrhundertjährigen unbeachteten dornröschenschlaf fiel, welcher uns diese stadt so kolonial-originalgetreu konservierte. 

man zeigte uns den aufschlussreichen jade-verarbeitungsprozess; auf einem bunten indianermarkt wurden wunderschöne handarbeiten angeboten; vom "kreuzberg" aus hatten wir einen tollen blick über die stadt und die dahinter liegenden bilderbuchvulkane (agua, fuego und acatenango, wobei fuego einer der drei aktiven vulkane guatemalas  ist); und wir lernten einiges über die kakao-entstehung und verarbeitung.  dazu gab es einen leckeren maya-cacao, dessen zutaten einschl. höllenscharfes chili wir uns selber anmixen konnten.

heute montag fuhren wir mit unserem gruppenbus eineinhalb stunden hinauf in die höheren lagen des vulkanischen gebirgszuges (37 vulkane in reihe, davon 3 aktive) und bestiegen in einer mehrstündigen wanderung den pacaya-volcan, nach fuego der zweite aktive vulkan guates. einige gäste nutzten die gelegenheit, den vulkan per pferd abzureiten..
das wetter spielte wieder mit, so dass wir eine tolle zeit am rezenten (neuen) lavafluss hatten, wo wir in heißen erdspalten mitgebrachte (leichte !!) marshmallows braten konnten.

zurück in antigua, haben wir inzwischen unser gemeinsames abendessen in einer urigen musikkneipe hinter uns gebracht und sind auf die zimmer gegangen.  morgen reisen wir weiter zum malerischen atitlansee; unterwegs besuchen wir unsere ersten maya-ruinen: iximché war zur zeit der spanischen eroberung noch von mayas bewohnt und wurde von den konquistadoren nach eroberung zerstört. 

dazu später mehr - 
vorerst ganz liebe grüße noch aus antigua,
thomas :)

Dienstag 8.Nov. 2016:     buenas vacaciones !
Lieber Thomas,
das hört sich alles schön an. So kann ich doch auch ein bisschen teilhaben, freue mich über deinen Bericht und auch Fotos ggf.
Ich wünsche euch eine wunderschöne Zeit und grüße "meine" Truppe auch recht herzlich. Toll, toll: Indianermärkte, Absacker in der Musikkneipe, laues Wetter ( hier gibt es Frost über Nacht), Vulkane, See...
hasta luego, Marina

Mittwoch 9.Nov.2016:      Grüße aus dem nassen und kalten Deutschland
Hi Tom,
schön von hier aus ein wenig teilhaben zu können!
Ich wünsche Euch eine superschöne Reise mit vielen spannenen Erlebnissen.
Ganz liebe Grüße an alle! (Auf diesem Weg auch an Marina, die anscheinend ja das Schicksal der Daheimgebliebenen mit mir teilt!)
Denächst bin ich auch wieder dabei!
Euer Olli
 

Mittwoch 9.Nov. 2016:     GUA: The day after..

..TRUMP !!   :( 

michael moore hatte also schon im juli recht: 
http://www.sueddeutsche.de/kultur/us-wahlen-michael-moore-erklaert-warum-donald-trump- praesident-wird-1.3093645

liebe leute,

nun ist es passiert, und wir werden wohl oder übel damit leben müssen. oder was auch immer geschieht.. 

vorläufig sieht es bei uns so aus: Atitlán-See

am dienstag verließen wir antigua und reisten mit unserem gruppenbus über das in etwa 2.000 meter höhe verlaufende hochland via iximché zum atitlán-see. bei abfahrt konnten wir einen ausbruch des vulkans fuego beobachten: hoch stand die rauchsäule über dem kegel vor blitzblauem himmel (und kündete noch vor auszählung der stimmen evtl. ein neues zeitalter an..).

iximché war die hauptstadt der cakchikel-mayas und lag eigentlich uneinnehmbar auf einem fels, rundum von schluchten geschützt. die spanier mussten die stadt bei ihrer ankunft 1523 aushungern, dann zerstörten sie sie und siedelten die mayas als arbeitssklaven um. heute leben die cakchikel-nachfahren in diesem teil guatemalas verstreut in verschiedenen dörfern, während die alte stadt von urwald überwuchert erst vor rund hundert jahren "wiederentdeckt" wurde. 

selvyn, unser fahrer-guide, erklärte uns die bislang freigelegten ruinen -  es handelt sich um die pyramidenförmigen steinernen fundamente der ehemaligen, aus holz und lehm gebauten tempel und paläste, während die bevölkerung rundherum in freilich längst vergangenen bambus- und lehmhütten hauste. noch heute wird die anlage von den mayas in ehren gehalten:  ein schamane führte während unserer anwesenheit eine heilungszeremonie an einem indianerjungen durch, wobei er für den kontakt mit den göttern harz-"geld" in einem kleinen feuer verbrannte, während der junge mit kräutern behandelt wurde. 

über sololá  - den heutigen hauptort der cakchikel, wo wir über den bunten wochenmarkt spazierten - erreichten wir den in einer gewaltigen einbruchcaldera auf 1500 m liegenden atitlán-see. der blick auf die gegenüber liegenden vulkane war uns bei eintreffen durch wolken versperrt, aber ansonsten glitzerte der 18 km durchmessende und über 300 meter tiefe see in der sonne. 

unser hübsch in einem tropischen garten liegende hotel hat einen sauberen pool, der gleich getestet wurde, bevor wir in den ort panajachel marschierten und am ufer ein akutes problem beobachten konnten:  das wasser des abflusslosen sees steigt langsam aber ständig an und hat bereits die uferpromenade komplett überspült.  in einem museum konnten wir von tauchern geborgene artefakte einer schon vor tausend jahren untergegangenen mayastadt besichtigen; abendessen später im hotel. 

heute mittwoch hatten wir bei zunächst wolkenlosem himmel einen tollen blick auf die umliegenden vulkane. mit einem boot brausten wir über den see zur gegenüberliegende seite zu einigen indianerdörfern, wo tzutuhil-mayas bislang ohne vernünftigen straßenanschluss am fuß der vulkane leben. im dorf san juan besuchten wir eine frauenkooperative, die feinste webarbeiten aus selbstverarbeiteter und naturfasergefärbter baumwolle und seide herstellen. 

auf einige tuktuks verteilt, gelangten wir über eine staubpiste nach san pedro, wo wir eine kaffeeproduktion besuchten:  hier wird der kaffee von den in kooperation arbeitenden mayas aus den umliegenden fincas gesammelt, getrocknet, geschält und geröstet  - am meisten hat uns die in äußerst mühseliger handarbeit durchgeführte selektion der brauchbaren bohnen beeindruckt. 

nach einem frischen probe-kaffee ging es per boot weiter nach santiago atitlán, einem dorf am fuß des atitlán-vulkans, welches so abgelegen liegt, dass vorchristliche bräuche noch sehr präsent sind.  so wird hier der "maximón" verehrt: ein alkohol und tabak liebender heiliger (holzfigur), der kranke heilt und auch sonstige wünsche erfüllt, sofern man einige geeignete opfergaben vor ihm verbrennt oder einschlägig gefärbte kerzen vor ihm aufstellt. er wird von einer bruderschaft betreut, die ihn jährlich in einem anderen haus der mitglieder aufstellt.

nachdem wir mit vom dichten rauch tränenden augen die andachtsstätte verlassen hatten, ließen wir uns noch einen guten kaffee an der promenade schmecken, wo wir auch auf maria trafen, eine freundlich lächelnde winzigkleine uralte maya-frau, die in ihren jungen jahren einen maya-schönheitswettbewerb gewann und dann als besonders maya-typisches model für die 25-quetzales-münze modell stand, die heute noch in umlauf ist. sie zeigte uns, wie man aus einem 18 meter langen webband die typische (vorspanische) kopfbedeckung in die haare wickelt, die wie eine stabile krempe die augen vor der sonne schützt und zugleich eine praktische fläche bildet, um z.b. warenkörbe auf dem kopf balancieren zu können.

nach rückkehr nahm unsere bestens gelaunte truppe das abendessen in einem der pfahlbauten am see ein, und nach rückkehr ins hotel versuchten einige späte denker noch bis eben bei einem absacker, die probleme der welt zu lösen:  so machten wir uns neben dem trumpel-dauerbrenner z.b. auch aufschlussreiche gedanken zu dem thema, warum man in einem spiegel das bild zwar seitenverkehrt, nicht aber oben-unten-verkehrt sieht.  gar nicht mal so einfach.. ;)

morgen donnerstag werden wir den see verlassen und zunächst einen indianermarkt in chichicastenango besuchen, bevor wir in quetzaltenango einbuchen und uns auf unsere nächste vulkanwanderung vorbereiten. dazu später wieder mehr  -
bis dahin ganz liebe grüße (insbesondere an unsere verhinderten mitfahrer :) von einer aufgekratzten, prima zusammenwirkenden gruppe noch vom wunderschönen atitlán-see,
thomas :)
 

Freitag  11.Nov. 2016:     GUA: Indianermarkt von Chichicastenango
                                       und Besteigung des aktiven Santa-Maria-Vulkans
liebe leute,

heute bestiegen wir den dritten aktiven vulkan guates, und feierten geburtstag. 
jedoch der reihe nach:

gestern donnerstag verließen wir den atitlán-see und besuchten zunächst den größten markt mesoamerikas in chichicastenango (kurz chichi), dem hauptort der quiché-mayas. straßen und plaza des ortes sind donnerstags komplett mit marktständen verstopft, und die indianer der umgebung lassen den ort in ihren farbenprächtigen trachten leuchten, während sie ihre unendlichen waren feilbieten. die hauptkirche steht auf dem 18-stufigen fundament eines alten mayatempels, die indianer bringen opfergaben auf den stufen dar. an den wänden des rathauses sind teils idyllische szenen aus dem maya-landleben, teils schockierende szenen aus dem 38 jahre währenden bürgerkrieg (1958 - 1996) dargestellt:  die armee zerbombt maya-dörfer, erschießt bauern, verbrennt kinder bei lebendigen leib.. 

am nachmittag erreichten wir quetzaltenango (kurz xela), wo wir in einem einfachen zentrumsnahen hotel einbuchten und vor sonnenuntergang grad noch einen rundgang über die hauptplaza schafften, einem ort der von deutschen zuwanderern geprägt ist mit sehr repräsentativen neoklassizistischen säulengebäuden rund um die plaza, mit denen diese stadt der fernen hauptstadt seit jeher konkurrenz machen will. wir hatten noch viel spaß in einem kleinen gemütlichen lokal bei gutem essen und absacker, bevor wir relativ früh zu bett gingen:  der nächste tag sollte schon bald beginnen..

heute freitag sind wir bereits um 5:00 früh unterwegs zur nächsten vulkanwanderung.  unser geburtstagskind uschi brüht ab 4:30 kaffee für alle, dann machen wir uns auf den weg:  die wanderung an den hängen des ideal pyramidenförmigen vulkankegels santa maria in der aufgehenden sonne durch blühende natur führt uns zu einem mirador (aussichtspunkt), von dem aus wir den aktiven seitenkrater santiaguito beobachten und weit ins küstentiefland bis zur pazifischen küste schauen.

wenige minuten nach eintreffen gibt uns der vulkan ein erstes schauspiel:  unter drohendem grollen schießt eine eruptionswolke in den blauen himmel, umgehend gefolgt von einer zweiten fontäne. dann ist erst mal ruhe - die sonne kommt über den berg und taucht die szenerie in leuchtende farben, während wir unsere lunchbox killen. bald beeindruckt uns eine weitere, noch heftigere eruption  - während der führer von den nöten der ansässigen bevölkerung mit den gelegentlich zerstörerischen auswirkungen dieser ausbrüche berichtet:  vor 26 jahren verschüttete eine große eruption ein dorf im tiefland, es gab 2000 tote. die perspektiven sind doch sehr unterschiedlich..

bei rückkehr ins hotel vertilgen wir als zweites frühstück zunächst eine mächtige geburtstags-obsttorte, die wir grad noch rechtzeitig in einer bäckerei gefunden hatten, bevor wir im bus zu den hoch im nebelwald liegenden heißwasserquellen des vulkans aufbrechen und uns dort in den unter einer dschungelbewachsenen steilwand befindlichen thermen im angenehm warmen wasser entspannen. 

auf der weiterreise müssen wir dann zunächst mal unseren bus wechseln, dessen kupplung bei den steilen anstiegen zunehmend probleme macht, und erreichen gegen abend huehuetenango (kurz huehue - wie "wewe"), den hauptort der mam-mayas am fuß der sierra de cuchumatanes, wo wir in einem kolonialen hotel mit patio einbuchen und morgen in den bergen ein recht abseits der welt liegendes mayadorf besuchen wollen. 

vorerst ganz liebe grüße aus dem westen guates nahe der mexikanischen grenze,
thomas :) 

Samstag  12.Nov. 2016:     mundo maya
Hola Thomas,
das klingt alles ganz wundervoll mit See, Vulkanen, Vulkanausbrüchen, Heisswasserquellen, Mayadorf... und dass so ein Bus schlapp macht, das gehört einfach dazu zum Reisen in solchen Ländern. Hab die 5 Fotos von dir jetzt gesehen mit der fröhlichen Truppe. Ich mach es mir auf meinem Sofa bequem und denke mir die heissen Quellen einfach :-))
lasst es euch weiterhin wunderbar gut gehen, herzliche Grüße an alle ( übrigens ist mein Arzt gerade mit family in Bhutan und ich konnte ihm noch gute Tipps geben)
Marina
 

Sonntag  13.Nov 2016:      GUA: Trachtenlauf in Todos Santos
                               MEX: Ankunft in San Cristóbal
liebe leute,

heute überschritten wir die mexikanische grenze und sind nun in dem hübschen ort san cristóbal de las casas in der sierra madre de chiapas eingetroffen.  doch der reihe nach: 

nachdem wir freitag abend huehuetenango erreicht hatten, fuhren wir gestern samstag hinauf in die sierra de los cuchumatanes über einen 3.300 meter hohen pass in den ort todos santos zum hier stattfindenen wochenmarkt der mam-mayas. die sierra cuchumatanes ist der rand der nordamerikanischen platte -  hier stieg vor jahrmillionen die mesoamerikanische landbrücke auf und verband die bis dahin unabhängigen kontinente nord- und südamerika. entsprechend unruhig ist hier der untergrund -  man sieht es an der straße, die ständig leicht verschobene, gesenkte und gehobene anteile hat.

beim aufstieg aus 1.900 metern (huehue) auf 3.300 meter passhöhe durchbrachen wir die wolkendecke und erreichten durch dichtgrünen, zurzeit farbenfroh blühenden nebelwald das kalte hochland, wo nachtfröste bereits die karge grasdecke erfroren haben. hier in diese abgelegenen und eher unwirtlichen gegenden wurden die maya verdrängt bzw. angesiedelt, als sie nach ende des bürgerkrieges 1996 aus den flüchtlingslagern mexikos wieder nach guatemala abgeschoben wurden.  zuvor waren die maya, die geblieben waren, in ihren dörfern oft opfer von paramilitärischen aktionen geworden, wenn sich großgrundbesitzer ihr land gewaltsam aneigneten. die überlebenden waren nach mexiko geflohen und leben nun als rückkehrer hier in den kargen höhenlagen, da ihre ehemaligen dörfer längst in exportorientierte blumenplantagen o.ä. umgewandelt wurden. 

todos santos ist daher kein sonderlich hübscher gewachsener ort, sondern eher eine ansammlung von bloquessteinhäusern. 
aber die menschen..!!: sie tragen hier ALLE - einschließlich männer und junge leute -  ihre alte tracht, weshalb es hier am markttag besonders farbenfroh und wuselig zugeht.  freilich besteht die tracht nicht etwa aus einem lendenschurz, sondern aus kleidungszusammenstellungen, die im 17. jahrhundert in spanien üblich waren, da den indianern zu dieser zeit diese einheitlichen trachten von den kolonialherren aufgezwungen wurden.  das gilt für ganz lateinamerika.  heute tragen in den meisten fällen nur noch die frauen diese trachten  - hier in solchen abgelegenen gebieten eben alle einwohner. 

auf der suche nach fotomotiven bummeln wir also über den markt und wirken wie freundlich ignorierte fremdkörper in diesem völlig unaufdringlichen geschäftigen gewusel. im einzigen hotel des ortes stellt eine frauenkooperative ihre handarbeitserzeugnisse aus, und wir bekommen einen kaffee.

nach rückkehr aus dem hochland besuchen wir die ruinensadt zaculeu, das alte mam-zentrum nahe huehuetenangos aus zeiten, als die mayas dieses land beherrschten.  die pyramiden wurden in den vierziger jahren mit viel beton "restauriert" und geben nun einen zwar wenig wissenschaftlichen, aber recht authentischen eindruck davon wieder, wie es zur zeit der mayas hier ausgesehen hat. wir können die glattwandigen pyramiden besteigen, zwischen denen einheimsche, die die stätte besuchen, herumbummeln.  immer wieder kommt es vor dass sie uns nach unserer herkunft fragen und mit uns zusammen fotografiert werden wollen -  hier sind wir die exoten.. ;)

später lassen wir uns einen leckeren kaffee in einem café nahe der plaza von huehue schmecken und schließlich den abend nach dem dinner bei einem absacker im hotel ausklingen. 
                                                                                                                            
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heute sonntag erreichten wir durch eine grün-dschungelige schlucht hindurch die mexikanische grenze. die fahrt entlang des tief in die schlucht eingeschnittenen wildbachs war aufschlussreich: wandernde emigranten auf ihrem weg nach norden in der hoffnung, irgendwie mexiko illegal durchqueren zu können ohne von räuberischen banden abgegriffen zu werden, und kreuze an der straße, die von unglücken zeugen, bei denen ganze busse vollbesetzt in die schlucht gestürzt waren.  am straßenrand wird aus mexiko geschuggeltes benzin in kanistern verkauft. 

an der grenze ein wuseliger schmugglermarkt  - wir verabschieden unseren fahrer selvyn (nur vorläufig: wir werden ihn im petén wiedersehen), erhalten den ausreisestempel und passieren zu fuß den schlagbaum, bevor wir auf der anderen seite unseren neuen mexikanischen bus besteigen. das gepäck wuchten ein paar jungs für ein trinkgeld in einem karren herüber. 

unser neuer selvyn heißt humberto und fährt uns durch mexikanisches tiefland (600 meter) hinüber zur sierra madre de chiapas, wo wir bald wieder höhen über 2.000 meter erreichen.  die dreistündige fahrt wird nur für einen bankomaten-besuch und einen (nunmehr bezahlbaren) kaffee unterbrochen, gegen abend erreichen wir san cristóbal de las casas und beziehen unser hotel in der fußgängerzone.

der anschließende bummel zur plaza mit munterem abendlichem sonntagstreiben einschließlich trommelwirbelndem maya-maskentanz zeigt uns, dass wir hier ebenfalls in mayaland sind, und führt uns bald zum abendessen in ein lokal, dass von zapatisten geführt wird:  diese einst bewaffnete guerillagruppe organisiert heute friedlich und erfolgreich die autonomie der maya-gemeinden - nicht wirklich zur freude der zentralregierung in mexiko city -  und ist mit ihren gewaltfreien basisdemokratischen elemeten stilbildendes mitglied der weltweiten globalisierungskritischen bewegung. 

nach dem dortigen sehr guten essen einschließlich eines äußerst exotischen getränks  - einer michelada: bier mit scharfer soße -  haben wir nun müde unsere zimmer aufgesucht und tanken kraft für unseren morgigen ausflug ins mexikanische hinterland.

vorerst ganz liebe grüße von einer immer fröhlichen und unternehmungslustigen truppe aus chiapas, méxico,
thomas :)
 

Dienstag 15.Nov. 2016:     MEX: Zapatisten-Hauptstadt San Cristóbal de las Casas,
                                       wilder Canyon de Sumidero, Tzotzil-Maya-Dörfer
liebe leute,

die letzten stunden im frischen hochland sind angebrochen: morgen werden wir in die dampfenden dschungel des mesoamerikanischen tieflands hinabsteigen.

die beiden letzten tage waren wieder enorm aufschlussreich:

gestern montag hatten wir unvermutet gelegenheit zur erweiterung des programms, da unsere mexikanische agentur vorschlug, für einen kennenlern-sonderpreis einen ausflug zum canyon sumidero zu unternehmen. spontan willigten wir ein, und so fuhren wir schon früh  - statt des eigentlich vorgesehenen stadtbummels in san cristóbal -  zu besagtem canyon, der nur 1 std. fahrzeit entfernt ist. wir waren gewarnt worden:  es wird sonnig und heiß -  gute protektion tut not.

doch es kam anders:  dichte wolken gaben der szenerie ein unerwartet mystisches gepräge. wir bestiegen eine lancha (boot) und fuhren auf dem rio grijalva in die wahrlich atemberaubende schlucht hinein:  tausend meter hohe kalksteinwände ragen senkrecht zu beiden seiten auf, dicht mit dschungel bewachsen und von höhlen zerfurcht, tropfsteine hängen an ausgesetzten stellen herab.  dicht waberten die wolken um die gipfel und in die schlucht hinein und gaben den passenden hintergrund zur historischen tragödie: von diesen steilwänden stürzten sich nach der spanischen eroberung die mitglieder des chiapas-maya-stamms einschließlich frauen und kinder, um der versklavung zu entgehen -  sie starben in folge aus. 

große schwärme von kormoranen und pelikanen im formationsflug glitten über das wasser, verschiedenste reiher- und geierarten hockten in den uferbäumen. tatsächlich gibt es bis hin zu bären und jaguaren unglaublich viel wildlife hier. 
und krokodile. nach der sichtung des dritten exemplars von beeindruckender länge und kiefermuskulatur, welches mit kräftigen schwanzschlägen neben unserem boot herglitt bis es abtauchte, ließen ein gewissen verständnis dafür aufkeimen, warum keine badepause im badewannenwarmen wasser eingeplant war. 

nach anderthalb stunden spannender fahrzeit erreichten wir eine schmale staumauer, die für die befahrbarkeit des flusses sorgt und mexico als eine von mittlerweile sieben wasserkraftprojekten allein an diesem fluss mit energie versorgt.  was wir aus dieser position nicht sahen und kaum glauben konnten:  das mäuerchen gehört mit über 260 metern höhe zu den 15 höchsten (!) staumauern der welt (wikipedia)  - der fluss ist an dieser stelle über 230 meter tief und ersäuft einen guten teil des canyons. selbstredend ging der plan der agentur auf: dieser ausflug ist ab sofort fester bestandteil unseres mundo-maya-programms..!! :)

gegen mittag waren wir zurück in san cristóbal und konnten nun unseren stadtbummel durch die gassen der kolonialtypischen, antigua fast den rang ablaufenden stadt unternehmen: hunderte von bars und cafés, boutiquen und bernstein-schleifereien - ergiebige bernsteinminen liegen in den bergen rund um san cristóbal -  machen die hauptstadt der zapatisten zu einem magneten der internationalen traveller-szene.  ein leckeres abendessen in einem hübschen (warmen) lokal rundete den tag ab -  bzw. der anschließende absacker-barbesuch und ein getränk, wo der wurm drin ist:  mescal, der berüchtigte kaktusschnaps schmeckt äußerst gewöhnungsbedürftig.. ;)

heute dienstag fuhren wir ins umland zu den dörfern der zapatistischen tzotzil-maya-indianergemeinden:  sie tragen als teil ihrer tracht einen flokati um schultern (männer) bzw. bauch (frauen) gewickelt und verehren in chamula ihre götter in der nur dem namen nach christlichen, johannes dem täufer gewidmeten kirche, die eher als schamanisches krankenhaus genutzt wird:  in der dunklen, mittelalterlich wirkenden und mit indianischen blumen- und tiermotiven geschmückten halle gibt es keine sitzbänke, dafür ist der boden mit kiefernnadeln bedeckt. in grüppchen sitzen die indianer andächtig um jeweils einen schamanen, der - befeuert von posch: ein in neutralen cola-flaschen abgefülltes hochprozentiges gebräu - die katholischen heiligen (bzw. guten geister) beschwört, die bösen geister, die den ihm anvertrauten patienten befallen haben, zu bewegen, in ein zu diesem zweck mitgebrachtes huhn zu wechseln, welches daraufhin unmittelbar abgestochen und das blut in einer art kerzenschüssel verbrannt bzw. geopfert wird. der boden vor den grüppchen ist zur steigerung der wirkung mit dutzenden brennenden kerzen bedeckt -  eine andere kirche brannte bei solcher gelegenheit ab, was man den dortigen heiligen (ihrer offenkundig mangelnden fürsorge wegen) nicht verziehen hat. 

nachdem wir uns so unsichtbar wie irgend möglich an den inbrünstig betenden vorbei geschlängelt haben (wir wundern uns, dass unsere anwesenheit überhaupt geduldet wird  - freilich wurde uns auch eine kleine eintritts-spende abverlangt) verlassen wir tief beeindruckt das götterkrankenhaus und wenden uns dem marktplatz zu, wo wir das relativ ruhige leben der auf sozialem gebiet ausgesprochen fortschrittlichen gemeinde studieren. in der nahen schule findet eine art sportfest statt: neben lauter kleinen chearleaders entdecken wir auch eine truppe kleiner jungs, die mit holzgewehren und strumpfmaske die zapatistische verteidigung indianischer interessen gegenüber der zentralregierung üben. 

in zinacantán, einem benachbarten tzotzil-dorf, besuchen wir eine maya-familie zu haus: im hof ihrer schmucken adobe-lehmziegelhäuschen weben sie tagtäglich wunderschöne stoffe mit komplizierten mustern in ihren traditionellen, zwischen körper und einen hauspfosten gespannten web"stühlen" (web-gürteln ?) und backen auf der stets rauchenden feuerstelle maisfladen-tortillas.  gern sind wir behilflich, die stofflichen schmuckstücke an die frau und etwas selbstgebrauten posch in die trockenen kehlen zu bringen. 

der nachmittag blieb heute in san cristóbal frei, so dass alle gäste auf eigene faust durch die stadt schlendern und ihren vorlieben frönen konnten. denn morgen werden wir das hochland verlassen und uns auf die reise in die dampfenden tiefländer begeben, auf den spuren der vergangenen maya-hochkultur, die geheimnisvolle, längst vom dschungel überwachsene städte hinterlassen hat.  zu diesem mysterium dann später wieder mehr - 
bis dahin ganz liebe grüße von einer rundum begeisterten truppe aus dem süden mexicos,
thomas :) 
 

Freitag  18.Nov. 2016:     MEX: Berühmtes Palenque und Geheimtipp Bonampak;
                                       im Kanu zur abgelegenen Urwaldstadt Yaxchilán
liebe leute,

die letzten tage haben wir den südlichsten mexikanischen bundesstaat chiapas durchquert und uns wieder der grenze nach guatemala angenähert:

mittwoch verließen wir san cristóbal und reisten aus dem hochland richtung tiefland. auf halber strecke bzw. höhe besuchten wir nahe ocosingo die abseits der touristenrouten liegende alte maya-stadt toniná der klassischen periode, also aus der zeit der maya-hochkultur etwa zwischen beginn unserer zeitrechnung und 900 n.Chr.

dieser stadtstaat lag in konukurrenz zu palenque, einem anderen wichtigen maya-zentrum der klassischen periode, und manche kriege zwischen diesen polen bestimmten das damalige leben. die stadt wurde erst vor wenigen jahren entdeckt und freigelegt und beeindruckt mit ihrer höhe, da hier ein ganzer berg tempelstufenförmig umbaut wurde. von der obersten pyramide hatten wir einen fantastischen blick ins hügelige umland.

nach einem besuch der schon tiefer liegenden "blauen wasserfälle" (agua azul), die wild schäumend aus dem hochland in tiefer gelegene dschungelregionen stürzen, erreichten wir palenque, eine kleine mexikanische stadt, in deren nähe die gleichnamigen berühmten mayaruinen liegen. wir bezogen ein hübsches hotel mit bambus-ambiente und kleinen, individuell geschnittenen zimmerchen. 

gestern donnerstag besuchten wir dann zunächst die nahe im urwald gelegenen ausgrabungsstätten von palenque: hier wurde in einer pyramide ein unterirdischer gang freigelegt, der zu einem prächtigen grab führte: pakal, der langjährige herrscher dieser mächtigen maya-metropole aus der klassischen zeit (68 jahre regierungszeit), war hier  - 80-jährig verstorben - mit allem pomp und einer menge jadeschmuck sowie sechs mitbegrabenen dienern unter der hauptpyramide beerdigt worden. die frage, wie ein 26 tonnen schwerer sarkophag die schmalen treppengänge hinab unter eine solche pyramide gelangen konnte, beantwortet sich recht elegant: die gewaltige pyramide wurde nachträglich über den bereits in einer gruft vorinstallierten sarg gebaut. 

nachmittags besuchten wir einen weiteren schönen, in idyllischer natur gelegenen wasserfall mit ordentlich wasserdruck -  man kann hinter diesem wasserfall hindurch gehen, wenn man kein problem damit hat, von der gischt komplett durchnässt zu werden. 

heute freitag drangen wir mit unserem gruppenbus auf relativ neuer straße in die lakandonischen urwälder nahe der guatemaltekischen grenze vor und wurden von den lakandonen - einem hier originären maya-volk -  in einem ihrer fahrzeuge auf schmaler erdpiste zu einem ihrer heiligen orte gebracht:  in bonampak, einem alten maya-kultplatz, kann man in einem palast der klassischen periode verschiedene äußerst eindrucksvolle farbige fresken erkennen, die an den relativ geschützten decken im innern der gebäude erhalten sind.

später erreichten wir den kleinen lakandonischen grenzort frontera corozal am río usumacinta, der hier die grenze zu guatemala bildet und wo wir in einem von den indianern geführten recht gemütlichen bungalow-hotel eincheckten.  zunächst verteilten wir uns aber auf zwei kanus und knatterten eine stunde flussabwärts durch den weglosen dschungel, bis wir in einer flussschleife die hier gut geschützt liegende alte klassische maya-siedlung yaxchilán erreichten:  der begriff bedeutet "grüne steine" und beschreibt die situation eigentlich ideal, da hier im smaragdgrünen wald die moosbedeckten steine der maya-ruinen - paläste und tempel - ebenfalls smaragdgrün leuchten.  in einem unterirdischen labyrinth leuchteten wir uns mit lampen den weg durch verwinkelte gänge und huschende fledermäuse; eine steile treppe von 145 stufen führte auf einen hügel zu einer imposanten akropolis und später auf einer urwaldwanderung zwischen baumriesen und lianen hindurch zu einer alten militärischen anlage der mayas, die von hier aus den zugang zum gebiet überwachten. 

auf dem weg per kanu zurück zu unserem hotel beobachteten wir neben wasservögeln auch affen in den uferbäumen und ein krokodil am ufer;  auch unser hotel ist von brüllaffen geradezu umzingelt, die mit ihrem röhrenden ruf offenbar die alten maya-geister zum leben erwecken wollen.

nach einem der abgelegenheit geschuldeten relativ einfachen abendessen mit tequila-nachtisch begeben wir uns nun gerade zur ruhe, um morgen samstag früh wiederum in kanus den grenzfluss nach guatemala zu queren, wo uns in bethel (einem kleinen guatemaltekischen grenzkaff) unser fahrer selvyn erwarten wird, mit dem wir dann den petén bereisen wollen.
dazu später wieder mehr  -
bis dahin ganz liebe grüße von einer rundum begeisterten und unternehmungslustigen gruppe noch aus dem mexikanischen grenzgebiet,
thomas ;)


Montag 21.Nov. 2016:      GUA:  Vom Urwald überwachsene Maya-Tempelstädte
                                       Yaxhá und Tikal
liebe leute,                                                                                                          
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samstag früh setzten wir mit zwei booten über die grüne grenze nach guatemala über: 
der grenzfluss usumacinta trennt die beiden länder hier mitten im regenwald  - wir holten uns die ausreisestempel an einem schalter im kleinen indianerdorf frontera corozal, bestiegen die boote und tuckerten ca. eine halbe stunde flussaufwärts, bis wir den ebenfalls winzigen guatemaltekischen grenzort bethel am anderen ufer erreichten, bestehend aus nicht mehr als einigen hütten. selvyn erwartete uns mit seinem bus pünktlich am vereinbarten treffpunkt, und wir holperten die nächsten stunden über unbefestigte piste landeinwärts immer tiefer in den petén, die nördliche dschungelprovinz guatemalas. 

dschungel sahen wir hier freilich relativ wenig: sobald eine straße durch den wald gehauen ist, ziehen aus dem hochland verarmte bauern nach, die sich ein stück land direkt an der piste abstecken und bald komplett roden. der karstige boden ist nicht ertragreich, so dass die eh schon armen familien weiter arm bleiben.  irgendwann kommt ein großgrundbesitzer und schwatzt ihnen ihr mühsam gerodetes und urbar gemachtes stück land für einen kleinen, aber halt dringend benötigten betrag ab  - danach lebt die familie bestenfalls weiter auf ihrem land, muss nun aber für den landbesitzer schuften. oder sie wird vertrieben, da der neue besitzer die parzellen zu viehweiden zusammenfasst, und muss sich eine neue bleibe tiefer im urwald suchen  - dasselbe spiel beginnt von vorn.. 

nachmittags erreichten wir flores, ein kolonialstädtchen auf einer insel im petén-itzá-see.  hier lebten einst die itzáes:  ein maya-volk, welches sich nach der spanischen eroberung 1524 noch bis 1697 weit ab vom schuss im tiefen wald halten und seine kultur leben konnte.  dann machten die spanier auch hier schluss mit der maya-hochkultur; vielleicht nur der legende nach gingen einige mayas daraufhin noch tiefer in den wald und lebten ihre kultur in einer unbekannten verlorenen stadt noch weiter.  heute vermutet man in den ruinen von el mirador im unzugänglichen grenzgebiet des nördlichen petén zu mexiko diesen allerletzten rückzugsort der mayas.

die einst komplett mit maya-tempeln bedeckte insel wurde derweil von den spaniern bald kolonial überbaut, nur an der kirche ganz oben auf der hügelspitze der insel meint man noch alte tempelfundamente zu erkennen. wir wohnen in einem hübschen hotel direkt am ufer, alle zimmer mit seeblick, und können so das meist ruhige, am wochenende etwas trubelige leben der einheimischen beobachten bzw. in den netten cafés gemütliche traveller-atmosphäre schnuppern. 

gestern sonntag besuchten wir mit yaxhá eine richtung grenze nach belize gelegene, malerisch im urwald zwischen einigen lagunen gut versteckte maya-tempelstadt, die noch wenig bekannt ist und deshalb auch wenig besucht wird, auch wenn sie - vielleicht gerade deshalb -  äußerst beeindruckend und meine lieblings-mayastätte ist: riesenschnäbelige tukane und bunte trogons - zu denen auch guatemalas nationalvogel, der grün schillernde quetzal gehört - schwirren durch die luft, und der geister-weckende geräuschpegel eines startenden düsenflugzeugs der ihr territorium markierenden brüllaffen versetzt uns in erstaunen, während sie im familienverband hoch oben in den baumkronen über uns hinweg turnen. 

heute montag schließlich besuchten wir mit tikal die vielleicht berühmtesten und wohl auch beeindruckendsten tempelkomplexe der ganzen yukatan-halbinsel: in der mystisch-geheimnisvollen atmosphäre hier wurden schon filme gedreht, u.a. szenen von starwars.  die hohen, teils noch vom urwald überwachsenen, teils ausgegrabenen tempel begeistern mit ihrer vielfalt und eleganz. wie forscher konnten wir zwischen den trümmern durch gänge und über patios auf verschiedensten levels stöbern, immer wieder taten sich neue faszinierende strukturen und ausblicke auf.

zurück in flores auf der kleinen insel im petén-itzá-see haben wir eben ein leckeres abendessen einschließlich absacker genossen und bereiten nun unsere weiterreise morgen früh vor:  wir teilen das gepäck, da wir morgen nur mit leichter tasche den río dulce im boot bis zu seiner mündung in die karibik befahren wollen, um das dort isoliert an der mangrovenküste liegende, nicht ans straßennetz angeschlossene livingston zu erreichen.

dazu später mehr - 
bis dahin ganz liebe grüße von einer stets fröhlichen und gut zusammengewachsenen truppe noch aus dem tiefsten petén,
thomas :)
 

Mittwoch 23.Nov. 2016:      BEL: Ausflug nach Belize

liebe leute,

gerade kommen wir aus belize zurück  -
guatemalas nordöstliches nachbarland und eigentlich gar nicht im programm. was ist passiert ? 

nun  - der reihe nach: 
gestern dienstag verließen wir den petén (mesoamerikanisches urwaldgebiet) und erreichten die neue brücke über den fluss rio dulce an der stelle, wo er den größten see guatemalas - den izabal-see - richtung karibik entwässert und die grenze zur zivilisierten welt darstellt. hier parkten wir bus und hauptgepäck und bestiegen ein boot, welches uns mit kleinem gepäck den fluss entlang durch karibischen küstenurwald nach livingston, eine kleine garifuna-gemeinde, brachte.  am fluss schaukeln fette segeljachten ausländischer millionäre neben ärmlichen schwimmenden hütten der einheimischen, die hier vom fischfang leben.

die kleine garifuna-gemeinde livingston liegt im küstenurwald an der mündung des rio dulce in die karibik, isoliert und seit jeher ohne straßenanschluss ans hinterland.  die garifunas sind historisch ein ganz eigenes völkchen: in den mangrovenurwäldern mischten sich entlaufene schwarze sklaven mit zurückgezogenen indianern, dazu kam genetisch eine prise englischer piraten und spanischstämmiger zivilisationsflüchtlinge  - im laufe der jahrhunderte entwickelte sich eine autochtone kultur mit eigener sprache, die hier an den karibischen küsten fast aller zentralamerikanischer staaten nationale  - und gern diskriminierte - minderheiten stellen. 

wir bewohnen eine einfache kleine urwaldlodge, außerhalb des dorfes idyllisch am mangrovenstrand gelegen. die palmblattgedeckten bambushütten und die malerische rastafari-bar wirken eher afrikanisch; das sachte ans ufer schwappende badewannenwarme meer lädt direkt zum baden ein.  ein tapado (garifuna-seafood-eintopf) schmeckt uns zum abendessen.  und eine unverhoffte idee fasziniert uns: wir haben erfahren, dass man mit dem boot die cayos des nahen nachbarlandes belize besuchen kann..

kurzentschlossen schmettern wir heute mittwoch früh mit dem boot hinaus in die offene karibik: weit vor der küste wollen wir ein paar cayos (flache korallenriffatoll-inselchen) zum schnorcheln besuchen.  sie gehören schon zum nordöstlichen nachbarland belize und sind die über den meeresspiegel ragenden anteile des zweitgrößten barriereriffs der welt (nach dem australischen great barrier-reef), welches sich von der mexikanischen yucatán-halbinsel über belize und guatemala bis honduras zieht.  über 300 solcher inselchen lugen hier zwischen belize und honduras flach über den meeresspiegel.

nach anmeldung bei einer improvisierten imigration erkunden wir die nächstgelegenen dieser inseln:  während einige von uns am strand eines inselchens zum baden bleiben, vermessen andere das umlaufende riff mit schnorchelmaske.  zwischen steinkorallen und gorgonien (fächerartige weichkorallen) beobachten wir bunte rifffische und bizarre riesenlangusten (lobster/hummer).  am strand wird derweil ein buffet aufgebaut, und wir stärken uns zwischen den ganzen herumwuselnden einsiedlerkrebsen an obst und sandwiches  - da aber aufkommende dunkle wolken zunehmend anstalten machen, auf uns abzuregnen, ziehen wir schließlich einen zeitigen abgang vor und flitzen im boot zurück zu unserem hotelstrand bei livingston.  unterwegs stoppen wir auf offener see, um einer neugierigen delfin-familie zu ermöglichen, uns zu beobachten.. :)

kurz vor sonnenuntergang unternehmen wir einen fußmarsch entlang des strandes zum dorf und besuchen die ruhige gemeinde mit ihrem durchaus geschäftigen ortskern  - nach dem abendessen in einem kleinen offenen lokal bringt uns ein boot durch die nacht übers ruhige meer zurück zur lodge.

nach einem letzten absacker in der hotelbar schreibe ich hier nun den tagesbericht - 
morgen wollen wir mit dem boot über den rio dulce zurück zu unserem bus und dann wieder ins hochland, um weit im osten die grenze eines weiteren nachbarlandes zu überschreiten: es geht nach honduras -  genauer nach copán, einer weiteren alten maya-stadt (und unserer letzten reise-etappe) nahe der grenze.

dazu dann später wieder mehr - 
solange ganz liebe grüße aus dem garifuna-territorium,
thomas :) 


Freitag  25.Nov. 2016:     HON: Copán in Honduras; Abschlussfeier

liebe leute,                                                                                                           nach oben

ein letzter gruß erreicht euch hier aus copán, honduras  -
ab morgen befinden wir uns definitiv auf dem rückweg nach europa: 

gestern donnerstag verließen wir livingston per boot bei strömendem regen: hurricane otto wütet gerade vor der nicaraguanischen karibik-küste, und wir bekommen in seinen ausläufern ordentlich wasser ab.  eine stunde dauert die nasse rückfahrt über den rio dulce, dann taucht im nebel die hohe brücke auf, die kern-guatamala hier mit dem petén verbindet.  wie nasse pudel krabbeln wir in den bus und machen uns auf den weg nach honduras. 

im guatemaltekischen tiefland reisen wir stundenlang durch bananen-, papaya- und melonenfelder: hier hatte die united fruit company in den anfängen des 20. jahrhunderts die fruchtbarsten böden des landes gegenleistungslos angeeignet und beutete die latino-landbevölkerung auf diesen ländereien aufs brutalste aus. alles hier gehörte united fruit: sie bauten die straße zur karibik und dort den hafen puerto barrios, um ihre produkte direkt nach usa verschiffen zu können. die guatemaltekische regierung musste gebühren bezahlen für die nutzung von straße und hafen.

anfang der 50'er jahre wollte der demokratisch gewählte präsident jacobo arbenz die lebens- und arbeitsbedingungen der landbevölkerung verbessern sowie seinerseits gebühren für die nutzung guatemaltekischen bodens (straße und hafen) erheben. umgehend wurde er von der freien presse des westens als kommunistische bedrohung eingestuft und mithilfe der cia per regime-change weggeputscht.  nun kamen hier einige der brutalsten diktatoren lateinamerikas an die macht, die wieder ganz im sinne der usa agierten -  und die ihnen im gegenzug die macht sicherte. in der folge bildete sich ende der 50'er jahre eine bauernguerilla, die die interessen der guatemaltekischen landbevölkerung verteidigte, und entsprechend brutal von der diktatur verfolgt wurde. dieser bürgerkrieg dauerte 38 jahre bis 1996 und hatte tausende von toten und verschwundenen zur folge;  noch heute ist diese zeit nicht aufgearbeitet. 

united fruit wurde später aufgeteilt in die nachfolgekonzerne chiquita, dole und del monte -  diese firmen dominieren bis auf den heutigen tag die bananen- und sonstige südfrüchte-produktion im land: auf der hauptstraße donnern in ununterbrochener folge die riesigen container-trucks entlang; und der hafen puerto barrios wird ständig von frachtern angelaufen, die die früchte dann in die erste welt bringen.  einen präsidenten, der tatsächlich die interessen der guatemaltekischen bevölkerung vertritt, hat es seither nicht mehr gegeben..

wir erreichen die grenze nach honduras:  die formalitäten sind kurz, und schon reisen wir weiter durch das ansteigende hochland, bis wir bald hinter der grenze copán erreichen, eine ruhige freundliche kleinstadt in den hügeln nahe der berühmten maya-ausgrabungsstätte.

auch honduras leidet ganz aktuell unter der us-interventionspolitik: im jahr 2009 wurde (unter präsident obama!!) der demokratisch gewählte honduranische präsident manuel zelaya mit cia-hilfe weggeputscht und durch eine us-hörige oligarchen-regierung, bestehend aus großgrundbesitzern, ersetzt, die bald schon interessante, vor dem putsch chancenlose konstruktionen wie außerstaatliche "freie" sonderhandelszonen einrichtete, wo nicht honduranische gesetze gelten, sondern ausschließlich schiedsgerichte für "recht" sorgen. kritiker, einschließlich journalisten, werden regelmäßig ermordet  - demokratie und freiheit auf us-amerikanisch buchstabiert. 

von all diesen unappetitlichkeiten bekommen wir nix mit: copán ist ein hübsches ruhiges städtchen, die honduraner sind trotz der aktuellen politischen lage fröhliche und freundliche menschen.  wir ziehen in ein liebevoll gestaltetes koloniales hotel direkt an der hauptplaza und schauen uns schon mal ein wenig um, bevor wir in einem netten patio ein gutes abendessen bekommen.

heute freitag morgen regnet es noch, aber als wir zu fuß zur nahen archäologischen stätte aufbrechen, hört der regen auf, und wir haben eine schöne zeit in den beeindruckenden ruinen:  nirgends sonst in der heutigen mundo maya gibt es so gut erhaltene plastische skulpturen aus der klassischen hochkulturperiode der mayas.  unter dem haupttempel hat man weitere ältere, seinerzeit überbaute tempel entdeckt:  der unterste (erste) tempel "rosalila" ist im benachbarten museum als originalgetreue kopie wiederauferstanden und gibt einen authentischen eindruck der damaligen eindrucksvoll verzierten sakralbauten. 

nachmittags sitzen wir in einem café der stadt gemütlich beisammen und lassen die erfahrungen der letzten drei wochen revue passieren: schon erstaunlich, wie viel man in so kurzer zeit erleben kann -  fast hat man den eindruck, man wäre drei monate unterwegs gewesen.. :)

ein letztes abendessen in einem netten lokal diente uns soeben als aufgedrehte abschlussfeier - 
unsere aufschlussreiche und überaus spannende reise durch die welt der mayas neigt sich nun dem ende zu.
morgen wollen wir früh aufbrechen und in 6 stunden fahrt guatemala city erreichen, wo sich der kreis schließt und wir am flughafen unsere abendlichen rückflüge abwarten: drei verschiedene flieger werden wir besteigen, die uns zu unterschiedlichen zeiten zurück nach d-land bringen werden.

auch ich fliege nun nach berlin und werde dort die weihnachtsfeiertage bis über neujahr verbringen, bevor der freundeskreis im neuen jahr nach südostasien zu neuen abenteuern aufbricht.
eine letzte meldung will ich hier nach erfolgreicher ankunft in der heimat einstellen  -
bis dahin ganz liebe grüße von einer rundum glücklichen und begeisterten gruppe noch aus dem schönen maya-land,
thomas :) 

Sonntag  27.Nov. 2016:     Rundreise
Lieber Thomas,
gespannt habe ich deine Berichte verfolgt und Fotos angeschaut. Ja, viel habt ihr erlebt in den 3 Wochen, eine runde Sache. So konnte ich doch auch aus der Ferne teilhaben. Deine politischen Details fand ich sehr interessant, da man das hier gar nicht mitbekommt. Geschichte, Politik, Natur, Land, Einheimische kennenlernen erweitert den Horizont und bereichert. Und dann abends in fröhlicher Runde den Tag nochmal Revue passieren lassen ist ein schöner Ausklang.
Kommt alle wieder gut nach Hause und dir schöne Tage in Berlin. Ich bin noch nicht wieder normal arbeitsfähig, das dauert noch ein bisschen. Herzliche Grüße und bis ein andermal,
Marina

Montag 28.Nov. 2016:      Rundreise Mundo Maya
hallöchen liebe Marina, 
es freut mich sehr dass du wenigstens virtuell an der reise ein wenig teilhaben konntest und es dir gefallen hat, auch wenn das nur ein kleiner trost ist.  die mädelstruppe wird dir ja zumindest zeit- und hautnah die details verklickern  - da werdet ihr alle noch mal euren spaß haben. und ein foto-best.of aller teilnehmer ist auch angedacht. 
nun wünsche ich dir recht baldige und vollständige genesung, damit - nicht nur, aber auch - wir doch bald einmal wieder gemeinsam auf reisen gehen können.
bis dahin dir alles gute und ganz liebe grüße aus berlin,
thomas :)
 

Dienstag 29.Nov. 2016:      Heimkehr :)

liebe leute,

gerade erhalte ich die ersten rückmeldungen guter heimkehr in die verschiedenen winkel d-lands  -
auch ich erreichte letzte nacht berlin planmäßig und habe heute bereits die wäsche in die waschmaschine gestopft. 

bleibt mir, meinen reisebegleitern noch einmal für die gute, stets fröhliche und interessierte begleitung zu danken und den solidarischen gruppenzusammenhalt, der das reisen auch an fremden gestaden für alle so angenehm und sicher macht.  allen angehörigen mitlesern und virtuellen mitreisenden danke ich für ihr interesse und hoffe, den ein oder anderen bald einmal (wieder?) dabei zu haben..!! :)

nun wünsche ich euch allen eine friedliche advents- und weihnachtszeit und bald auch einen guten rutsch ins neue jahr 2017  -
schon bald darauf bricht der freundeskreis ja nach erneut südostasien auf: dann gibt es hier auch wieder neue abenteuer-berichte.. :))

in der hoffnung auf ein baldiges wiedersehen - 
alles gute und ganz liebe grüße derweil zurzeit aus berlin,
thomas :)                                                                                                               
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    Fortsetzung:   Freundeskreisreise nach Südostasien 2017
                           Thailand, Laos, Kambodscha (Angkor Wat)

 

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