Tagebuch  Erkundung Perú-Bolivien 2006

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 Fotostrecke Peru-Bolivien

Erkundungsfahrt nach Peru und Bolivien

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PantanalParaguay...

Liebe Leute,                                                                                       Dienstag, 26.09.06

nun bin ich schon seit einigen Tagen in Peru unterwegs..

Letzten Freitag nahm ich den Frühflieger in Panamá und konnte so am Nachmittag schon in Lima einen ersten Stadtbummel unternehmen. Deutlich frischer als in Zentralamerika, da zieht man sich jetzt schon mal ein Hemd über.. Denn Peru hat gerade den Winter hinter sich und tritt gerade in den Frühling ein. Der Sommer (Dez-Feb) ist hier allerdings die Regenzeit, weil dann die Sonne im Zenit steht (sogn. "Zenitalregen").

Eine sehr einfache, aber nette Pension nahm mich auf. Wie ich später feststellte, lag sie mitten im berüchtigten Rotlichtviertel - aber das konnte mir auch egal sein. Jedenfalls sind die Straßen inzwischen alle hell beleuchtet.

Abends habe ich dann schon ein paar nette Leute (Peruaner und Bolivianer) kennengelernt und mit ihnen einen feuchtfröhlichen Abend in einer Peña (Folklore-Kneipe) verbracht.

Samstag kontaktierte ich erfolgreich einige Agenturen und erkunde, mit neuem Wissen versorgt, auch die größte Chinatown Lateinamerikas hinterm Markt und die neueren Stadtteile von Lima. Vom Nobelviertel Miraflores aus schaue ich die Steilküste hinunter zum Pazifik und sehe dort die Wellenreiter mit Neopren-Schutzanzügen im Wasser, weil das Wasser vom antarktischen Humboldtstrom so unterkühlt ist. Nix gemütlich baden wie in der Karibik... im künstlerviertel Barranco ist Samstagabend dann richtig was los..
                                                                                                                      
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Sonntags erkundige ich mich nach den Bus-Fahrmöglichkeiten und entere schließlich einen Bus Richtung Nasca, ca. 400 km weiter im Süden an der Küste gelegen. die fahrt geht vorbei an der Inkafestung Pachacamac und durch Pisco (Hauptstadt des peruanischen Erfolgsschnapses pisco und seiner speziell leckeren Zubereitungsart "pisco sour") zu den Islas Ballestas, wo man Bootstouren zu diesen "Klein-Galapagos" genannten Inselchen mit reicher Tierwelt unternehmen kann. An diesem Tag komme ich nur bis Ica, einem netten Städtchen in der trockenen Küstenwüste. Am folgenden Morgen bringt mich schließlich ein colectivo (alter Amischlitten von 1966) mit ein paar weiteren Fahrgästen nach Nasca.

Die Küstenwüste entlang der peruanisch-chilenischen Küste gilt als die trockenste Wüste der Welt. Hier hat es teilweise seit der letzten Eiszeit nicht mehr geregnet. Entlang der Panamericana, die hier durch den Küstenstreifen führt, türmen sich auch die höchsten Sanddünen der Erde, bis zu tausend Meter hoch und viele Kilometer lang. Eine merkwürdige Welt...

in Nasca läuft alles wie am Schnürchen: Ich bin noch gar nicht sicher, ob ich selber einen Rundflug über die geheimnisvollen Scharrbilder aus grauer Vorzeit im Wüstensand unternehmen will oder nur die Möglichkeiten für Gruppenflüge auskundschaften soll, da sitze ich mit Hilfe eines Freundes schon in einer dreisitzigen fliegenden Kiste und werde in magendrehenden Schleifen über die Nascalinien und -bilder geschüttelt. Es ist wahrlich atemberaubend, und ganz klar müssen diese Bilder mit ins Freundeskreis-Perú-Programm..!! Allerdings werde ich dann verhindern, dass jemand vorher frühstückt, und allen eine Reisetablette empfehlen... ;-)

Später besuche ich mit dem Freund - er ist ein junger peruanischer Archäologe mit dem ganz unspanischen Namen Janssen - die Grabfelder in der Wüste. Hier haben Grabräuber Hunderte von Gräbern der vor-inkanischen Nasca-Kultur geplündert. Dabei haben sie die im trockenen Wüstensand hervorragend mumifizierten Reste der Verstorbenen und ihre Grabbeigaben achtlos beiseite geworfen und nur das Gold gesucht. Heute sind diese Gegenden streng geschützt, aber die Knochen der Mumien liegen teilweise noch immer im Wüstensand verstreut, soweit sie nicht von Janssen und seinen Kollegen in den inzwischen freigelegten Gräbern wieder platziert wurden. Viele Gräber sind ja auch noch nicht geplündert gewesen, so dass man einen guten Eindruck von den Begräbnismethoden erhält.

Wir machen auch einen Abstecher zu den 2000 Jahre alten Pyramiden der Nasca-Kultur. Sie liegen allerdings reichlich abseits der Straße, so dass wir stundenlang mit einem Jeep durch die pure Wüste kurven, dabei immer wieder Mumien, krochen und Grabbeigaben wie gewebte Stoffe und Scherben finden. Schließlich gelangen wir zu den Pyramiden: Es sind scheinbar Wüstenhügel, unter denen sich die inzwischen längst sandbedeckten Pyramiden befinden. Eine von ihnen ist in nunmehr 15-jähriger Arbeit weitgehend freigelegt worden, die anderen sind noch vom Wüstensand bedeckt, aber gut unter den Hügeln zu erkennen. Die freigelegten Mauern sind aus Adobe, also luftgetrockneten Lehmziegeln, dem Hauptbaumaterial bis auf den heutigen Tag hier in der Gegend. Die ganze Anlage ist wahrhaft riesig. Sie ist abgezäunt und noch nicht für den Tourismus zugänglich, auch wenn man von der unmöglichen Anfahrt mal absieht.

Auf dem Rückweg entdecken wir weitere Pyramiden: Hügel, an deren Ränder Adobe-Mauern auslaufen. Im oberen Bereich ist sogar noch die alte Dachkonstruktion zu erkennen: perfekt erhaltenes Bambus- und Schilfmaterial als querverlaufende Schicht. Im Sand finden wir jede Menge Scherben, die Janssen mir sachkundig erklärt, teils als eher grobe Alltagskeramik oder sehr fein gearbeitete und fein bemalte Kultgegenstände. Ich finde ein merkwürdiges Ton-Röhrchen, welches mir Janssen als Keramik-Panflöte erklärt. Ein Stück entfernt finden wir noch so ein Teilchen. Spaßeshalber halte ich beide aneinander, um den Zusammenhang zu erkennen. Fast trifft uns beide der Schlag: beide Teilchen passen tatsächlich exakt zusammen...

in der ganzen Wüste liegen millionenfach solche Scherben herum. Zum Glück darf man eh keine mitnehmen, sonst hätte ich mich wahrscheinlich übergepäckmäßig übernommen. (aber die beiden Panflötenfragmente habe ich dann später doch in meiner Hemdtasche wiedergefunden;-)
Janssen hat mir wirklich viel gezeigt und wird uns auch bei den Freundeskreisreisen ein guter Führer sein: Er lernt schon deutsch, im Ernst..

Eigentlich will ich in Nasca übernachten und am nächsten morgen mit dem Bus nach Cusco weiterfahren. Leider gibt es keine Tagbusse, sondern nur Nachtbusse mit Liegesitzen. Um morgen keinen ganzen Tag zu verlieren, werfe ich kurzentschlossen mein Gepäck in den abendlichen Bus und schlafe dann im Liegesitz. Leider geht mir auf diese weise die Aussicht auf die Reiseetappe verloren, jedenfalls was den anstieg in die Anden betrifft. Nachts merke ich erstmalig an Kopfschmerzen die schnell zunehmende Höhe. Das macht mir bewusst, dass ich für die Gruppenreisen einen langsameren Andenaufstieg mit mehr Höhenakklimatisation einplane muss.
                                                                                                                      
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Den Vormittag verbringe ich noch im Bus, mit atemberaubenden Aussichten auf die langsam vorbeiziehende Bergwelt: schneebedeckte "Götterberge" und abgrundtiefe Schluchten, mal ein kleines Andendörfchen und mal eine Inkaruine...

mittags trifft der Bus endlich in Cusco auf 3430 Meter über Normalnull ein. Ich finde schnell eine nette Unterkunft direkt in den schmalen Altstadtgassen und mache mich nach einem heißen Coca-Tee gegen die Kopfschmerzen an die Erkundung der Stadt: Die ehemalige Inka-Hauptstadt und wohl beeindruckendste Kolonialstadt Südamerikas wurde ja auf den Fundamenten der alten inkafestjungen und -tempel errichtet. Überall sieht man die Verschmelzung dieser beiden Stile, die Straßen und jeweils ersten Stockwerke sind im typischen Inkastil gebaut und trotzen nach wie vor allen Erdbeben, während die darüber errichteten, teilweise wirklich auch wunderschönen kolonialen architekuren oftmals von den Erdbeben beschädigt oder gar zerstört wurden.

Die Stadt hat sich seit meinem letzten Besuch 1998 gut entwickelt: die Gebäude sind teils perfekt restauriert und werden nachts angestrahlt, es ist sicherer geworden und die malerisch gekleideten Indigenas wenden sich beim fotografieren nicht mehr ab, sondern wollen sogar fotografiert werden. Für einen Sol, versteht sich.. (es passen aber 4 Sol in einen Dollar.. ;-)

nachdem ich auch ein hübsches Hotel für unsere Freundeskreisgruppen gefunden und frisch gebratenes Meerschweinchen zum Abendbrot gegessen habe, sitze ich nun im Internet-Café und schreibe wieder Bericht. Morgen wird es in die nähere Umgebung, evtl. bis zur alten Inkafestung Machu Picchu gehen. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

bis dahin alles Gute und ganz liebe Grüße aus Cusco,

Thomas

 

Liebe Leute,                                                                                           Montag, 2.10.06

hier sende ich euch ein Lebenszeichen aus Puerto Maldonado in der peruanischen Amazonasprovinz  Madre de Diós:

Die Tage in Cusco - oder "qosqo" in der neu zugelassenen Schreibweise der alten, hier nach wie vor täglich verwendeten Inkasprache Quechua - waren einfach ein Traum: Die Stadt selber ist ehrwürdig-romantisch, aber voller Leben, und in der näheren Umgebung findet man die unglaublichsten Zeugnisse der fortgeschrittensten Steinzeitkultur, die die Menschheit hervorgebracht hat - die Inkas waren wirklich die absoluten Meister in der Bearbeitung von Steinen, und zwar von riesigen, viele Tonnen schweren Steinquadern, die sie tatsächlich - obwohl unregelmäßig - so passgenau zuschnitten und zusammenfügten, dass die berühmte Messerspitze keine Chance hat, in die Zwischenräume einzudringen. Was mir trotz eines Aufenthalts hier vor einigen Jahren nicht wirklich bewusst war: Wie sehr die alten, aus massivem Stein gearbeiteten Architekturen für die Ewigkeit gebaut sind und heute noch problemlos genutzt werden. Die gefassten Brunnen und Wasserkanäle arbeiten einwandfrei auf den alten Anbau-Terrassen, und man kann hinter den Brunnen nicht erforschen, woher das Wasser kommt bzw. welche Architektur die Inkas im Berg zur Fassung und Leitung der Quellen verwendet haben, ohne die passgenaue Architektur abzubauen - allerdings könnte man sie hinterher nicht mehr gleichermaßen exakt zusammenfügen... auch das hier meistgetrunkene richtig gute cusqueña-bier wird aus solchem "Inka-Wasser" hergestellt.

So erkundete ich das heilige Tal der Inkas bis nach Machu Picchu und viele andere Stellen. Für geplante Freundeskreisreisen fügte ich die von den hiesigen Agenturen zerteilten Touren in eine logische Reihenfolge, so dass uns viele unnötige Wege erspart bleiben. Denn die Entfernungen sind in Peru schnell unterschätzt...
                                                                                                                      
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Nach Abschluss der Planungen im Andenhochland führte mich ein kurzer 30-Minuten-Flug ins peruanische Amazonasgebiet nach Puerto Maldonado am Rio Madre de Diós.

Die südliche peruanische Urwaldprovinz Madre de diós im Dreiländereck Peru - Bolivien - Brasilien ist - im Gegensatz zur weit entfernten und relativ dicht besiedelten nördlichen Amazonasregion um Iquitos - relativ leicht aus Cusco zu erreichen, aber kaum besiedelt und wenig besucht. Sie besteht größtenteils aus geschütztem primären Regenwald, in dem nur einige Indianerstämme leben. Der Provinzhauptstadt Puerto Maldonado (oder auch "pto. abandonado" = (gott-)verlassener Hafen) oder einfach pto. Mal. (etwa "schlechter Hafen") ist ein isoliertes, sehr einfaches und staubiges Urwaldnest, arrangiert um eine Plaza ohne befestigte Straßen. Bald suchte ich mir am Ufer ("Puerto" = "Hafen" ist ein witziger Euphemismus für den lehmigen Anleger ohne jeden Steg..) Ein "peque-peque", also ein motorisiertes Kanu (der Antrieb ist ein Quirl, bestehend aus einem Motor mit langer Stange und ganz hinten eine Schraube dran, die ins Wasser gehalten wird) und ließ mich den Río Madre de diós ganz runter bis fast an die Grenze nach Bolivien schippern. Das riesige Regenwaldgebiet teilen sich der Manu- und der Tambopata-Nationalpark, das größte Schutzgebiet der Erde mit dem artenreichsten Primär-Urwald Südamerikas, mäandernden Flüssen, versteckten Seen, überwucherten Inseln und jede Menge Wildlife. Auf dem Rückweg besuchte und überprüfte ich nun jede Lodge am (Wasser-)Weg, um evtl. etwas Passendes für unsere Freundeskreisgruppen zu finden.

Dabei war ich schnell desillusioniert: ausgerechnet die am tiefsten im Wald liegende, großspurig als "wundervoll" und "unvergleichlich" angepriesene "Öko-Lodge" erwies sich als Massenabfertigung a la Neckermann, unpersönlich und arrogant, 100-Personen-Speiseraum etc.. ("Öko" steht hier ganz klar für Ökonomie und nicht für Ökologie..). Die nächste Lodge war zwar ein Traum an Service, aber Luxus pur, entsprechend hochpreisig. Eine weitere Lodge erwies sich als sehr nett, aber extrem einfach - durchaus was für Abenteurer, aber nix für Entspannung. Im Geiste begann ich Amazonien aus dem Programm herauszunehmen.

Dann führte mein sich hier gut auskennender Bootsführer zu einer Stelle im Urwald, wo der alte Flussdampfer "fitzcarraldo" auf Grund liegt und vor sich hin rostet. Ihr könnt euch vielleicht an den Film von Werner Herzog mit Klaus Kinski in der Hauptrolle erinnern: Der echte Carlos Fitzcarraldo war allerdings kein peruanischer Opernliebhaber, sondern ein skrupelloser bolivianischer Gummibaron, der Ende des 19. Jahrhunderts einen Indianderstamm zwang, sein Dampfschiff deutscher Fabrikation vom Amazonaszufluss Urubamba 11 km über Land in den das südliche Gebiet und Bolivien erschließenden Madre de diós zu ziehen und in der Folge durch den Vorteil eines eigenen Dampfschiffs hier zum reichsten Gummihändler seiner Zeit aufstieg. 1897 ertrank er an Bord eines (anderen )untergehenden Schiffs. Sein über Land gezogener Dampfer Fitzcarraldo aber blieb unter verschiedenen Besitzern in der Region tätig, zum Schluss als verankerte Krankenstation. 1960 drückte ein Jahrhundert-Hochwasser das Schiff tief in den Urwald, das Wasser sank anschließend so schnell, dass das Schiff im Wald liegen blieb und sich (welche Ironie!!) nicht mehr ins Wasser ziehen ließ!!

Ein 5-Minuten-Fussmarsch führt mich also heute vom Ufer zu dem Wrack. Kurz vor Erreichen sehe ich schon den Schornstein im Licht der Abendsonne durch den Wald schimmern. Das Wrack liegt in einer dicht bewachsenen Senke und rostet hier einsam vor sich hin. Die deutschen Kesselaufschriften sind noch lesbar. Ein eigentümliches Erlebnis, mitten im Urwald auf dem Originalschiff des Fitzcarraldo zu stehen...

Auf dem Rückweg entschließe ich mich ohne echten Enthusiasmus, auch noch die letzte Lodge am Weg aufzusuchen. Sie liegt nur noch ca. eine halbe Stunde flussabwärts von Puerto Maldonado.

Und ausgerechnet hier werde ich fündig:
die Lodge heißt "corto maltés", liegt im Tambopata-Schutzgebiet und wird von einem sehr netten franzoesischen Geschwisterpaar geführt, die Fans der bei uns weitgehend unbekannten italienischen Comicfigur corto maltes sind, einer in schwierigen Zeiten für Toleranz und Völkerverständigung eintretenden Heldenfigur der 1920'er Jahre. Die einzeln im gepflegten Park der Lodge stehenden hübschen Bungalows sind aus Naturmaterial, mit Hängematten-Veranda und Fliesenbad. Alles ist nett und gemütlich eingerichtet, dabei absolut sauber, zweckdienlich und so gut wie mückenfrei (!). Sofort ist mir klar: diese Lodge ist es und keine andere...

Da es bereits dunkelt, laden mich die Besitzer für den Folgetag erneut ein. Da relativ gut von pto. Mal. erreichbar, nehme ich die Einladung an. So lerne ich am Folgetag die vorzügliche peruanisch-französische Küche der Lodge kennen und nehme an einer Urwaldexkursion teil. Weder in der Lodge noch während der Exkursion brauche ich Mückenschutz: Es gibt kaum Moskitos, schon gar keine Malaria in der Gegend. In der Nähe gibt es einen klaren Bach zum Baden, aber auch ein Pool wird gerade zwischen die Bungalows gebaut. Normalerweise brauche ich keinen Pool im Urwald, aber die Idee ist, anstelle der sonst bei mir üblichen zwei Strandtage zum Abschluss der Reise mangels geeigneter peruanischer Pazifikstrände (zu kalt und wolkenverhangen) nach den vergleichsweise anstrengenden und relativ frischen Tagen im Anden-Hochgebirge noch ein paar Erholungstage im warmen und zu dieser zeit relativ sonnigen Amazonien einzuplanen. Dafür ist diese Lodge ideal geeignet: Man kann hier faul am Pool zwischen Papageien und Tukanen relaxen (es gibt sogar Massagen), und dennoch gibt es ein interessantes Erkundungsprogramm mit Exkursionen den Fluss entlang und in den Wald zu einem versteckten See, in dem man die berühmten seltenen Riesenotter beobachten kann. Zudem verliert man hier keine wertvolle Zeit mit stundenlangen Bootsan- und abfahrten, und man ist im Notfall schnell wieder in der Zivilisation. Dennoch kann man die volle Palette der Tiere sehen: Papageien, Tukane und Affen kommen aus dem Wald teils direkt bis in die Logge, morgens geben sich die Tiere ein Stelldichein an einer nahen Salzlecke, und abends können wir hier Kaimane und andere nachtaktive Tiere beobachten. Der einheimische deutschsprachige Urwaldführer Tito erklärt den Urwald so, dass man sich bald nicht mehr in der vielzitierten "grünen Hölle", sondern in einer sehr hilfreichen und völlig angstfreien grünen Apotheke wähnt.

So habe ich nun doch noch ein angemessen einzigartiges Programm für den dritten wesentlichen Lebensraum Selva (Amazonien) neben Sierra (Gebirge) und Costa (Küste) unseres peruanisch-bolivianischen Abenteuers gefunden...

der kleine Sohn des Besitzers feiert heute seinen sechsten Geburtstag und lädt mich dazu ein. Es gibt leckere Natursäfte und Schokoladenkuchen, letzteres sicher eine Rarität in der Gegend.

Auf dem abendlichen Rückweg nach pto. Mal. lerne ich den unabweisbaren Vorteil einer Lodge in relativer Zivilisationsnähe schaetzen: Im Boot gleiten wir den Rio Madre de diós entlang der dunklen Urwaldkulisse im silbernen Licht eines perfekten Halbmonds, der seit Sonnenuntergang im Zenit steht und sein Licht auf den sanften Wellen spiegelt. Plötzlich streikt der Motor: wir schaffen es gerade noch, das Ufer zu erreichen, dann liegen wir fest. Ein paar Kaimane rutschen ins Wasser und machen sich davon, aber Uferwege gibt es hier so wenig wie sonst im Nationalpark. Das könnte eine ungemütliche Nacht versprechen. Glücklicherweise liegen wir im Bereich des Handy-Umsetzers von pto. Maldonado: bald haben wir Hilfe herantelefoniert, und noch vor Mitternacht können wir unseren Weg durchs nun schon flacher hereinfallende Mondlicht fortsetzen. Nicht auszudenken, wie die Nacht in gleicher Situation bei einer weiter abgelegen Havarie ausgesehen hätte...

Das war gestern. Heute habe ich einen erholungs- und Reisebericht-Tag eingelegt, um meine neuen Infos angemessen bearbeiten zu können. Morgen geht es dann wieder hinauf ins frische Hochland nach Cusco, wo mein Hauptgepäck lagert, und dann bald weiter Richtung Titicaca-see und Bolivien...

wir hören voneinander. bis dahin alles gute und ganz liebe Grüße aus Amazonien,

Thomas

 

Liebe Leute,                                                                                       Dienstag, 10.10.06

Nach einigen aufschlussreichen Tagen noch in Peru erreicht euch hier nun ein Gruß bereits aus La Paz, Bolivien:

Aus Amazonien zurück im Andenhochland, verbrachte ich noch einige Tage in Cusco, wo es mir u.a. trotz fehlender Iberia-Vertretung mit Hilfe einer kompetenten Agentur gelang, mein Rückflugticket um drei Wochen zu verlängern, da inzwischen abzusehen ist, dass die veranschlagte Zeit bis 20. Oktober keinesfalls ausgereicht hätte, auch noch Bolivien angemessen zu erkunden.
                                                                                                                      
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Dann setzte ich mich in einen Nachtbus nach Puno, um das dortige Titicacasee-Programm auszuarbeiten. Diesen Streckenabschnitt will ich bei einer Freundeskreisreise im Zug zurücklegen - es ist eine wunderschöne Reise in die Vergangenheit durch den Altiplano zwischen den beiden Andenkordilleren: Man dampft gemächlich durch pralle Natur, ein Land voller Lamas und Alpakas, durch Lehmziegel-Strohdach-Dörfer mit Indianern in ihren kolonialen Trachten.

Der Titicaca-See ist der höchste schiffbare See der Welt: Auf 3.810 Meter über Meeresniveau gelegen und viermal so groß wie der Bodensee, werden Erhebungen in seiner Nähe anschaulicherweise in Metern über Seehöhe gemessen. In Puno zimmerte ich ein Programm u.a. zum Besuch der Uros, der See-Indianer vom Titicaca-see, die dort seit Urzeiten auf künstlichen Schilfinseln leben, sich schon immer von Fisch und Schilf autark versorgten, als extrem kriegerisch galten und sich auch von den Inkas nicht unterkriegen ließen. Es ist wirklich sehr eindrücklich, auf ihren matrazenartig weichen schwankenden Schilfinseln herumzuspazieren und sich von den heute ausgesprochen freundlichen Bewohnern die Bauweise ihrer Inseln, Hütten und "Balsas" genannten Schilfbinsenboote erklären zu lassen. Wunderschöne Fotos sind die "Ernte"...

Ein Abstecher führte mich nach Arequipa an der Westabdachung der Anden, der "ciudad blanca" (weißen Stadt), weil sie aus weißem Sillar-Vulkangestein gebaut ist. Tatsächlich hat sie wohl die schönste Plaza mit der beeindruckendsten "Randbebauung" (Kathedrale, Rathaus, Arkaden rundherum, Plaza wunderschön bepflanzt und belebt), die ich je gesehen habe... einen Aufenthalt in dieser Stadt, auf nur 2.300 Meter Höhe gelegen, möchte ich später zur Höhenakklimatisierung nutzen, bevor wir - von der Küste bei Nasca kommend - ins Hochland reisen. Auch hier organisierte ich angemessene Unterkünfte für unsere Gruppen und sammelte alle nötigen Informationen zum Besuch des relativ nahen colca-canyons, des angeblich tiefsten Canyons der Welt (dreimal so tief wie der Grand Canyon), wo man im morgendlichen Aufwind zuverlässig Kondore beobachten kann - den "König der Anden" und weltweit größten flugfähigen Vogel mit Spannweiten über 3 Metern, Wappentier der Andenländer und Symbol für die Befreiung von den Spaniern (Sieg des Kondors über den spanischen Löwen) und schon bei den Inkas als Symbol des Himmels als heilig verehrt.
                                                                                                                      
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Zurück im Hochland, überquerte ich schließlich am südlichen Ende des Titicaca-Sees die Grenze nach Bolivien und erreichte damit das lang ersehnte Land des Evo Morales. Dieser Aymara-indianer ist seit wenigen Monaten Präsident Boliviens und damit seit dem letzten Inka der erste Indigena, der ein Land in Südamerika regiert !! (man sagt "Indigena", nicht "Indio", letzteres ist eine koloniale Diskrimierung.) Prompt hat der Westen ein Problem mit dem neuen, in Regierungsgeschäften noch relativ unerfahrenen Präsidenten und verunglimpft ihn als Interessenvertreter der Kokabauern. Korrekter ist er aber ein Interessenvertreter seiner Ethnie: Alle Indigena im gesamten Andenraum sind seit Urzeiten Kokabauern, was nicht das geringste mit dem chemisch-industriellen Produkt Kokain zu tun hat - womit es zu ihrer Empörung regelmäßig assoziiert wird, weil die Koka-Blätter tatsächlich den Grundstoff für diese Kunstdroge liefern. Aber es sind nicht die indianischen Bauern, die aus ihrem uralten "Grundnahrungsmittel" Coca die Droge Kokain herstellen. Deshalb wehren sich die Indianer zurecht gegen diese Assoziation, die so logisch ist, als wolle man Mohnbrötchen und Mohnkuchen verbieten, bloß weil man aus Mohn Opium herstellen kann...

Über Jahrhunderte konnte sich die schmale kreolische (spanischstämmige) Oberschicht darauf verlassen, dass die Indianer sich nicht an der Politik beteiligen, weil sie eh immer diskriminiert wurden. Jetzt hat sich zum ersten Mal ein Indigena zum Sprecher seiner Ethnie gemacht, und die Indianer haben erstmals mitgewählt. Da sie die übergroße Mehrheit der Bevölkerung in Bolivien stellen, hat Bolivien nun also - nach einer unendlichen Folge von Putschgenerälen und Oberschicht-Präsidenten, die sich ganz überwiegend einen feuchten Kehricht um die Belange der Bevölkerung kümmerten, lieber die reichen Bodenschätze des Landes billigst ans Ausland (vor allem USA) verscherbelten und die Provisionen in die eigene Tasche steckten, um sich nach Ablauf ihrer Amtszeit mit Teilen der Staatskasse nach USA abzusetzen - den ersten Indigena seit dem letzten Inka zum Präsidenten: eine historische Zäsur und ein echter Sieg der Demokratie. Evo Morales will nun die Bodenschätze zu einem fairen Preis auf dem Weltmarkt verkaufen, die indianischen Kokabauern in Frieden lassen und die überwiegend ausländische Kokain-Mafia mit seinen Indianermilizen vertreiben, was mehr Erfolg verspricht als die Kokabauern, wie bisher, mit amerikanischer Hilfe zu drangsalieren. Und claro: Alle Naturvölker auf dieser Erde waren und sind kollektiv organisiert, weshalb die für ihre unfehlbare Weisheit und Weitsicht bekannte Bush-Administration, Vorreiter und Alleindefiniteur für Demokratie und Menschenrechte, Evo schon mal vorab zum Kommunisten erklärt hat - und einige deutsche Medien sich nicht schämen, diesen gefährlichen Unfug nachzuplappern... (gefährlich deshalb, weil aus solchen vorbereitenden Stellungnahmen nur allzu häufig ein neuer blutiger Putsch zum Nachteil der einheimischen Bevölkerung folgt.)

Bolivien präsentiert sich heute als ein freundliches und relativ friedliches Land - gelegentliche militante Streiks sind nichts im Vergleich zu den regelmäßigen blutig unterdrückten Indianeraufständen der gesamten bolivianischen Geschichte bis noch in dieses Jahr hinein - von denen wir in Deutschland aber bislang nie etwas erfuhren. Erst der demokratische Wandel hin zu einem Präsidenten, der tatsächlich die übergroße Bevölkerungsmehrheit repräsentiert, bringt Bolivien etwas mehr (höchst kritisches) Interesse der Welt ein.

Aber ich bin hier, um zu prüfen, ob dieses Land nunmehr sicher zu bereisen ist:

Ich verschnaufte etwas im hübschen Wallfahrtsort Copacabana, von wo aus man Bootstouren zu den im See gelegenen, für die Inkas heiligen Sonnen- und Mondinsel unternehmen kann. Hier werden wir - mitten im Titicaca-See - wunderschön wandern und dabei Inka-Tempelruinen besichtigen können.
                                                                                                                      
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Schließlich brachte mich eine weitere Busfahrt auf einer der wohl schönsten Anden-Routen nach La Paz, der bolivianischen "Hauptstadt". Die Gänsefüßchen zeigen, dass es sich zwar im Denken, auch der Einheimischen, um die Hauptstadt handelt, in Wahrheit aber die kleine Andenstadt Sucre einige hundert Kilometer südlich die amtliche Hauptstadt ist. Wie auch immer: Regierungssitz und Wirtschaftzentrum ist eindeutig La Paz. Die Stadt beginnt noch im Altiplano, der auf knapp 4000 Meter Höhe gelegenen Hochebene zwischen Anden- Ost- und West-Kordillere, aber sie fällt dann jäh in eine Schlucht hinab. In der Höhe, also in der Sonne und mit der schönen Aussicht, liegen die Armenviertel. Um so weiter man hinunter kommt, um so "besser" werden die Wohnviertel, denn weiter unten ist die Luft schon dicker und es ist wärmer.

Hier werde ich die nächsten Tage ein Programm für eine mögliche Rundreise durch Bolivien ausarbeiten und dann auch testen. Aber ich merke jetzt schon, dass alles zusammen ausgesprochen anspruchsvoll ist und zeitlich ein Problem wird: Wie soll man das alles möglichst unhektisch in drei Wochen hineinpacken..?? ich habe ja jetzt schon Programm für mindestens 5 Wochen...

 

La Paz,  Tiwanaku  und die Yungas                                                               nach oben

Liebe Leute,                                                                                         Dienstag, 17.10.06

ich habe hier in la paz eine menge regeln koennen und nach dem peru-teil nun auch den ganzen bolivienteil organisatorisch bereits in der tasche. ihr koennt euch auf ein SUPER-PROGRAMM freuen, wahlweise drei- oder vierwoechig, je nachdem wie sehr ihr die einmalige moeglichkeit nutzen wollt, diese wirklich wunderbare welt in all ihrer genialitaet zu erleben - und dies ganz bewusst nicht mitschwimmend in der hauptwelle der recht vielen besucher hier, sondern immer schoen gegenlaeufig, so dass wir die beeindruckenden momente (fast) allein unter einheimischen geniessen koennen.
 
die letzten tage habe ich von la paz aus die ruinenkomplexe von tiwanaku (neue aymara-schreibweise, die spanische ist tiahuanaco) studiert und bin hinunter in die yungas gefahren auf der "gefaehrlichsten strasse der welt" oder "todesstrecke". diese strasse fuehrt von den klaren hoehen der cordillera real 4000 meter hoehendifferenz hinunter in das dampfende amazonische tiefland und ist wirklich aberwitzig in die senkrechten felswaende hineingebastelt - meist nur eine fahrzeugbreite, ohne leitplanken o.ae.. die vielen kreuze am fahrbahnrand sind schon recht irritierend. man muss dem fahrer einfach vertrauen, wenn er um einen entgegenkommenden lkw herumzirkelt, sonst sitzt man etwas unruhig auf seinem sitz und schaut immer wieder in die gaehnenden abgruende... von dort muss man aber wieder hoch nach la paz, wenn man nicht die naechsten wochen durch amazonien schippern will...

im augenblick bin ich gerade im aufbruch in den sueden boliviens. das zimmer ist aufgegeben, das gepaeck im depot, und ich habe ein ticket in der tasche fuer den nachtbus nach uyuni, den groessten salzsee der erde in der wueste des suedlichen kalten altiplano.

liebe leute, gleich gehts los. die naechsten tage bin ich also im salar von uyuni unterwegs, bevor es ueber die silberbergwerke von potosí und die "eigentliche" hauptstadt boliviens, sucre, hinunter ins tiefland geht.

aus la paz, der stadt des friedens (die leute sind hier tatsaechlich aussergewoehnlich friedlich, nett und hilfsbereit) sende ich euch alles gute und ganz liebe gruesse, bis zum naechsten mal

thomas

 

Evo Morales, Coca und  Fidel...                                                                 nach oben

liebe leute,                                                                                         Montag, 23.10.06

hier endlich mal wieder ein lebenszeichen aus bolivien -  die letzten tage waren ungemein ereignisreich, weiss kaum wo ich beginnen soll.

da ist zunaechst mal das fuer mich wichtigste ereignis, von dem ich noch berichten muss, weil mir bislang die zeit fehlte, diese sache halbwegs angemessen aufzubereiten: meine leibhaftige begegnung mit dem (indianischen) bolivianischen praesidenten evo morales!!

evo ist ja seit neun monaten praesident dieses schoenen landes - der erste indianer seit dem letzten inka, der ueber ein suedamerikanisches land herrscht. aufgewachsen ist er in einem kleinen dorf des altiplano als hirtenjunge, der alpakas huetete und dabei die panfloete spielte. spaeter zog er mit seiner floete und einer folkloregruppe durch das land und erlebte ueberall die unterdrueckung der indigena-bauern. spaeter ging er zurueck auf das feld seines vaters und baute - wie alle anderen und wie hier eben ueblich - unter anderem auch coca an. immer wieder wurden die felder von amerikanischen spruehflugzeugen und regierungstruppen vernichtet, und die indianer wussten nicht mehr, wie sie an ihre cocablaetter kommen sollten. dieses kraut ist aber nun mal seit jahrtausenden bestandteil der indianischen kultur: es ist fuer sie unverzichtbar in den hoehen der anden, um die schwere landarbeit hier oben ueberhaupt machen zu koennen. so gruendete evo mit freunden eine cocabauern-gewerkschaft und demonstrierte fuer die rechte der bauern im ganzen land. bei politischen uebereinkuenften wurden aber er und seine indianischen mitstreiter regelmaessig uebergangen. als der vorige praesident - ein steinreicher minenbesitzer - letztes jahr seine fuer den seit monaten austehenden lohn streikenden arbeiter zusammenschiessen liess (ueber 40 tote), legte evo mit seinen indianermilizen das ganze land mit blockaden lahm. erstmals verspuerten die indianer ihre macht als mehrheit. nachdem sich der vorherige praesident dann mit der staatskasse (wie so viele vor ihm) nach usa aus dem staub gemacht hatte, ging ein regelrechter ruck durchs land und die indianer waehlten erstmals mit, und so kam evo mit ueber 60 prozent der stimmen in den palast (das hoechste ergebnis, das ein praesidentschaftskandidat hier je erreicht hat). die zustimmung ist seither in allen bevoelkerungsteilen noch gestiegen - ausser bei den 8 prozent weissen spanischstaemmigen creolen, versteht sich, die stolz darauf sind, kein indianerblut in ihren adern zu haben und bisher alle regierungsgewalt unter sich ausmachten - da er als erster praesident nicht die beduerfnisse der oberschicht (bzw. die eigene bereicherung), sondern die beduerfnisse der armen bevoelkerungsteile (hauptsaechlich halt indianer) im auge hat. so hat er gelder aus dem ruestungshaushalt umgeleitet und stattdessen traktoren gekauft und schulen geplant. das hat er auch noch auf einer militaerveranstaltung oeffentlich gesagt. und er vertritt die coca-bauern, die es leid waren, dass ihnen die amerikaner (bislang mit regierungsunterstuetzung) ihre cocapflanzungen kaputt spruehten, weil man sie mit der kokain-mafia gleichsetzte. (man stelle sich vor, man wolle uns den morgenkaffee wegnehmen, bloss weil irgendein depp herausgefunden hat, das man aus koffein eine starke droge machen kann...) deshalb hat evo diese spruehungen verboten und der koks-mafia seinen eigenen kampf angesagt, und diese typen halten sich zz sehr bedeckt...

natuerlich ist ein praesident, der den amis spruehungen verbietet und der armee die gelder zusammenstreicht, in diesen breiten grundsaetzlich nicht ganz ungefaehrdet. kaum ein tag vergeht ohne putschgeruechte. am 11. oktober gab es deshalb in la paz eine grosse unterstuetzungsdemonstration fuer evo: tausende von indigenas aus allen landesteilen und dazu aus vielen nachbarlaendern versammelten sich auf der plaza in la paz, um evo ihre aktive unterstuetzung bei den anstehenden veraenderunge zu versichern.

natuerlich beobachte ich das spektakel, dass mit den vielen bunten trachten der teilnehmer und ihrer ueberall erklingenden wunderschoenen anden-musik ein richtig grosses volksfest ist. dazu habe ich mir ein aymara-faehnchen angesteckt, und so sprechen mich staendig aymara-indianer an, die in massen aufmarschiert sind. alle kauen coca, denn der sinn der aktion ist, evo morales in seiner coca-politik zu unterstuetzen. evo selber ist auf dem podium und haelt eine rede, in der er den bauern die fortsetzung seiner politik zusichert und einen harten kampf gegen die kokain-mafia ankuendigt, die das "grundnahrungsmittel" der ureinwohner der anden so in verruf gebracht hat. immer wieder erschallt der ruf: "coca sí, cocaina no!". die standpunkte sind also klar.

nach seiner rede setzt sich dieser ungewoehnliche praesident auf einen stuhl und hoert den anderen rednern und den vielen dazwischen gestreuten folkloregruppen zu. er ist kein steifer wuerdentraeger: er klatscht mit der musik mit und unterhaelt sich mit anderen gaesten. immer wieder kommen leute zu ihm, die kurz mit ihm reden, er schuettelt leutselig ihre hand, gibt kuesschen und ist einfach nett drauf, wirkt eher wie ein grosser junge. am rand des podiums sehe ich eine kleine schlange von leuten, die offenbar darauf warten, vorgelassen zu werden. ich geselle mich zu ihnen, plaudere etwas und erfahre, dass es sich um delegierte aus den provinzen handelt. und ploetzlich bin ich an der "reihe": die anderen schieben mich lachend vor und sagen, das ich als "deutscher delegierter" jetzt unbedingt hineingehen muesse... ich will noch abwinken, habe ja keinerlei mandat, aber sie schieben mich so unabweislich durch eine kette, das jede weigerung wie flucht aussehen wuerde. halb erschrocken nehme ich meinen mut zusammen und folge dem handzeichen eines polizisten. viel zu kurz werde ich auf versteckte waffen untersucht, dann bin ich auch schon dran: die vor mir vorgelassene dame hat einen blumenstrauss ueberreicht und wird gerade mit kuesschen verabschiedet. auweia...

gerade denke ich, dass die vielen freundlichen herren um mich herum hoffentlich geheimpolizisten sind, denn sonst koennte doch jetzt jeder den praesidenten mit leichtigkeit... da schuettelt mir evo schon die hand und fragt mich ganz normal, woher ich komme. er hat - wie alle indianer - einen ganz leichten, geradezu sanften haendedruck und eine leise stimme. ich sage ihm, dass ich aus deutschland bin und es durchaus viele menschen in meinem land gibt, die seine praesidentschaft mit interesse und grossen hoffnungen verfolgen (ich hoffe nur, dass das stimmt..), in deren namen ich ihm gern zu seiner praesidentschaft gratulieren und ihm erfolg fuer seine politik wuenschen will. mehr faellt mir nicht ein, ich will schon weitergehen, der nachste wartet schon, da fragt er mich, was ich denn in bolivien mache. ich erklaere ihm kurz, dass ich daran arbeite, mehr deutsche touristen nach bolivien zu bringen. er antwortet, dass das eine wichtige sache sei, die der normalisierung seines landes und dessen zukunft sehr dienen koenne, und er der zusammenarbeit mit deutschen firmen (empresas) prinzipiell groesstes gewicht beimesse. und wenn ich irgendwelche probleme haette, solle ich mich an seinen sekretaer wenden. er winkt einen der umstehenden heran, sagt ihm was, dann verabschiedet er mich mit einem weiteren handschlag.

der herangewunkene herr ist wohl der sekretaer oder so was und gibt mir eine telefonnummer. dazu schaerft er mir kurz ein, diese nur im notfall zu benutzen, da sonst die leitung ueberlastet und damit unbrauchbar waere. mit grossem dank (und ehrlich gesagt noch groesserer erleichterung) mache ich mich davon und mische mich schleunigst wieder unter meine indianer, die mich mit grossem gejohle empfangen. erst im nachhinein wird mir langsam klar, was ich eben erlebt habe - ich kann es ueberhaupt nicht fassen: durch eine merkwuerdige mischung aus frechheit und unbeholfenheit bekam ich die chance, mit einem amtierenden praesidenten zu sprechen, und zwar nicht mit irgendeinem, sondern mit dem vielleicht einzigen, der mich (neben fidel) tatsaechlich beeindruckt und mit dem ich - ohne unbesehen alle positionen zu uebernehmen, dazu weiss ich natuerlich zu wenig von der hiesigen politik - im prinzip echte hoffnungen fuer sein land verbinde... leute, was bin ich stolz..!!!

die telefonnummer bewahre ich sicher auf - wer weiss wozu sie mal gut sein kann...

bald darauf erhebt sich evo auf dem podium, gruesst noch einmal kurz in die menge, dann macht er sich, umgeben von seinem tross, auf den weg. die veranstaltung geht noch lange weiter mit musik und tanzvorfuehrungen. von lastwagen werden cocablaetter-tueten in die menge geworfen, um die sich die umstehenden wie kinder balgen. ein indianer schenkt mir eine seiner tueten, und dann kaue ich auch mal coca: es macht ueberhaupt nicht betrunken oder irgendwie high, sondern hoechstens etwas wach und etwas kuehl und leicht taub auf der zunge, und ich habe bis abends keinen hunger mehr.

erst spaeter bekomme ich - nunmehr sensibislisiert fuer das thema - mit, dass taxifahrer das kraut nachts kauen, um wachzubleiben, die minenarbeiter in potosí ohne die dicke backe nicht vorstellbar sind und ueberhaupt das ganze land am kauen ist. wie gesagt: es macht absolut nicht high, sondern haelt einfach das versprechen, das der kaffee (meist vegeblich) macht, und das ganz ohne flattermann...

einige tage spaeter wird in den zeitungen berichtet, dass es einen attentatsversuch auf den praesidenten gegeben habe und man ihm fuer die naehere zukunft eine schusssichere weste verordnet habe. er selbst sagt dazu, dass er es fuer ganz normal haelt, dass sich ein in teilen der bevoelkerung umstrittener praesident schuetzen muss... aber man kommt nun wohl nicht mehr so leicht auf einer veranstaltung an ihn ran, denke ich...

weitere nachrichten der letzten zwei wochen:
- evo wird bei der amerikanischen regierung vorstellig, die doch bitte den vorhergehenden praesidenten lopez (genannt goni) ausliefern moechten, damit sich dieser wegen der gestohlenen staatskasse und der vorjaehrigen ereignisse auf seiner mine vor gericht verantworten moege. natuerlich erfolglos...

- das land bolivien soll anstelle der bisherigen provinzen in neue "nationen" gegliedert werden, entsprechend der indianischen und uebrigen hier real existierenden voelkerschaften. damit waeren die von der regierung eingesetzten provinz-praefekten abgeschafft. die neuen laender wuerden sich demokratisch selbst verwalten, ahnlich den deutschen bundeslaendern. damit waere auch bei einem erneuten wahlsieg der weissen oberschicht in la paz immer ein demokratischer "nationenrat", aufgrund der bevoelkerungsstruktur wohl ueberwiegend mit indianischen vertretern bestueckt, als gegengewicht zu allzu volksferner oberschichtpolitik garantiert. unbedingt ein putschgrund, fuerchte ich...

- ich erfahre, dass bolivien zwar fuer deutschland an etwa hundertster stelle der wirtschaftsbeziehungen steht, deutschland fuer bolivien aber bereits an zweiter stelle. was einen kleinen eindruck von der bisherigen "wirtschaftskraft" dieses rohstoffreichen landes macht...

da evo in der westlichen welt oft der vorwurf zu grosser naehe zu fidel castro gemacht wird:
fidel ist ein hochintelligenter studierter mann, der rhetorisch geschliffen und politisch gerissen mit seiner ganz persoenlichen geschicklichkeit sein land seit bald 50 jahren aus dem uebrigen weltgeschehen heraus haelt und dem grossen nachbarn unverdrossen die stirn bietet, ohne sich von versprechungen, drohungen oder mordkomplotten gegen ihn irritieren zu lassen.
evo ist ein einfacher indigena, rhetorisch eher ungeschult, eher leise und unaufdringlich, der sich im kollektiv durchgesetzt hat und nun anschickt, seiner ethnie zu ihrem recht zu verhelfen.
also zwei im prinzip sehr unterschiedliche persoenlichkeiten, die aber verbindet, dass sie kollektiver denken als der westliche vorreiter usa und ihre voelker von deren (in dieser region sehr deutlichen) vormundschaft emanzipieren wollen. und das verbindet natuerlich...

mein persoenlicher respekt dieser haltung gegenueber begruendet sich weniger in der konkreten politik, von der ich letztlich zu wenig weiss (allerdings weiss ich wohl, dass fidel nicht der ueble diktator ist, als der er in westlichen medien gern dargestellt wird, um das feindbild aufrechtzuerhalten), sondern in ihrem mut, dem nur an seinen eigenen interessen orientierten durchsetzungsstarken grossen nachbarn etwas entgegenzusetzen.

apropos fidel:
hoert man bei euch eigentlich was von ihm?
hier ist viel mehr von ihm die rede:
er hat krebs im endstadium und wird wohl kaum das neue jahr erleben. die operation neulich hat ihm einige monate lebenszeit geschenkt, die er nutzt, um sein haus in ordnung zu bringen und die regierungsgeschaefte zu uebergeben.

so, ich stell das jetzt mal rein und erzaehle dann weiter ueber die fahrt durch den altiplano zum salar de uyuni und zur alten silberstadt potosí...
 

Salar de Uyuni, Silberberg von Potosí:                                                         nach oben

liebe leute,                                                                                         Dienstag,  24.10.06

hier nun der zweite heutige beitrag zu den ergebnissen meiner "forschungsreise" nach bolivien betreffs ausarbeitung eines ungewoehnlichen reiseprogramms fuer unsere freundeskreisreisen:

der letzte dienstag war mein letzter tag in la paz, der nachtbus startete um 19:00 uhr und brachte mich in 12-stuendiger fahrt durch die kalten weiten des altiplano, der grossen bolivianischen hochebene auf ca. 4000 meter hoehe zwischen den beiden andenkordilleren, nach uyuni, einem kleinen wuestenkaff im einsamen sueden boliviens, weitab jeder asfaltstrasse, nur staubpisten seit hunderten von kilometern, in der naehe des groessten salzsees der erde, dem beruehmten "salar de uyuni".

den sonnigen vormittag verbringe ich damit, mich nach geeigneten unterkuenften fuer gruppen umzuschauen. nachmittags besuche ich den in der naehe gelegenen eisenbahnfriedhof, wo dutzende ausrangierte alte dampfloks in der klaren wuestenluft vor sich hin rosten. ueberhaupt muss ich mal ein wort zum wetter sagen - dasselbe ist zu dieser jahreszeit einfach spitze: seit wochen strahlt hier in den anden tag fuer tag die sonne von einem tiefblauen wolkenlosen himmel - ein fest fuer fotografen. und ein test fuer jeden sonnenschutz... ein guter sombrero ist hier billig und angemessen. tagsueber also sonnig und damit auch richtig warm - nachts klarer sternenhimmel, aber eiskalt...

am naechsten tag dann faehrt mich ein freund zum salar. eine fantastische neue welt tut sich auf, man fuehlt sich versetzt auf einen fremden planeten: ein weisses flaches meer bis zum horizont, darueber der tiefblaue himmel, am horizont ragen vulkane in die hoehe. mit dem wagen rasen wir mit hoechstgeschwindigkeit ueber die glatte flaeche - in einer gegend, wo es nur loechrige sandpisten gibt, eine einmalige moeglichkeit, den wagen auszufahren. auch wenn das meer wie zugefroren aussieht: der boden besteht aus purem salz, ist also rauh und griffig fuer die reifen.

mitten im 12.000 qkm grossen und ueber 200 kilometer weiten salzsee liegt einsam eine insel, bewachsen mit kakteen. in der naehe ein haus, ganz aus salz gebaut, in dem man etwas zu essen und zu trinken bekommen kann. von den farben her koennte man sich in einer skihuette waehnen, aber doch wieder ganz anders... natuerlich gehoert ein besuch dieses einzigartigen naturphaenomens mit seinem unglaublichen farben- und formenspiel in ein freundeskreis-bolivien-programm..!!
                                                                                                                        
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der folgetag bringt mich durch eine einzigartige traumlandschaft von anden-topografie nach potosí: schon von ferne erkenne ich den typischen kegeligen "silberberg", der sich von der ockerfarbenen umgebung durch seine rote faerbung deutlich hervorhebt. aus diesem berg wird seit bald 500 jahren ununterbrochen silber, zink und andere wertvolle mineralien herausgeholt, ohne dass je ein ende abzusehen ist. der berg ist durchloechert wie ein schweizer kaese, und jeden tag werden weitere schachte und gaenge hineingegraben...

potosí hat heute etwa 160.000 einwohner und ist mit ueber 4.200 meter hoehe die hoechstgelegene grossstadt der erde. im 17. jahrhundert hatte potosí aber auch schon 160.000 einwohner und war damit damals auch noch die groesste stadt der erde, groesser als die damaligen weltstaedte madrid, london oder rom. dies, weil es hier eben so viel silber gab, das unentwegt abgebaut wurde. ganze indianer-doerfer wurden kollektiv in die schaechte getrieben und sind elendig darin umgekommen, millionen menschen sollen die patrones ("herren") auf dem gewissen haben.

heute ist potosí eine recht nette stadt mit vielen kolonialen einsprengseln. manche leute meinen, potosí sei haesslich, aber das kann ich nicht bestaetigen: mir hat die stadt gut gefallen, nett zum schlendern, und ein huebsches rustikales hotel habe ich auch fuer uns gefunden.

bald lerne ich einen ehemaligen minenarbeiter kennen, der mir die minen zeigen will. zunaechst geht es auf den markt, wo ich einige tueten coca kaufe, gern gesehenes mitbringsel fuer die arbeiter in den minen. es gibt auch dynamit zu kaufen, aber das will ich mir nicht in die tasche stecken...

mit dem bus geht es dann aus der stadt hinaus und hinauf auf den roten berg. viele minen arbeiten hier, zz noch privat (eine der minen gehoerte dem ehemaligen praesidenten lopez, genannt goni, der hier seine steikenden mitarbeiter zusammenschiessen liess, s. vorheriger beitrag). demnaechst sollen alle minen wieder (gegen entschaedigung) verstaatlicht werden, getreu dem neuen motto: "wir wollen partner, keine patrones". damit soll auch garantiert werden, dass die ausbeute nicht weiterhin ins ausland abfliesst, sondern bolivien etwas von seinen reichtuemern hat. immerhin ist bolivien trotz seiner unglaublichen bodenschaetze das aermste land suedamerikas, weil die gruben fast alle in auslaendischer hand sind.

ich erhalte schutzanzug, helm und kopflampe. dann steigen wir in die grube ein: ein waagerechter gang mit schienen fuer die loren. mir faellt auf, dass es immer leicht bergan geht. verschiedene abzweigungen, es ist stockfinster, aber die kopflampen reichen aus. die luft ist besser als gedacht. ein schacht: 7 leitern fuehren nacheinander in die hoehe (!), jede 5 meter lang - gut dass man nach unten nix sieht... nach 35 metern aufstieg der naechste quergang.
ploetzlich ein warnruf, und zwei minenarbeiter kommen uns entgegen: wir muessen alle sofort wieder runterklettern, weil gleich gesprengt wird. also im geschwindschritt wieder einige leitern runter, dann in einen kurzen quergang, wo wir die sprengungen abwarten. wie hammerschlaege faehrt es durch den berg, als nacheinander 15 ladungen hochgehen. aber unser gang ist stabil.

ich schaue mir die felswaende an: sie sind dicht mit erzadern durchzogen. hier kann man wirklich jeden meter abbauen... zwei loren werden nun in den gang geschoben, immer leicht bergan. unter einer schuette bleiben sie stehen. dann rauscht das material heran, das oben eben gesprengt wurde, und faellt in die lore. als sie voll ist, ist sie tonnenschwer (ich nehme einen "stein" in die hand: er ist schwer wie blei...)

jetzt begreife ich, warum die gaenge alle leicht bergan fuehren: die tonnenschwere lore faehrt ohne antrieb aus eigener kraft raus aus dem berg, weil es raus jetzt halt leicht bergab geht. aha...

ein anderer senkrechter schacht, ein drahtseil fuehrt in die tiefe. das drahtseil ist an einem elektromotor gekoppelt: in einem foerderkorb haengt ein arbeiter und laesst sich herauf winden. die arbeiter arbeiten konzentriert und schnell. und alle haben die typische dicke backe voll mit cocablaettern...

es ist feierabend, ich bin etwas spaet dran. aber die arbeiter gehen nicht nach haus - nein, sie treffen sich in einem toten gang, sackgasse. dort sitzen alle im schein ihrer kopflampen und trinken sich einen.. am ende des ganges sitzt eine merkwuerdige gestalt: es ist der "tío", eine puppe in teufelsgestalt. jede mine hat ihren tío, in wahrheit kein teufel, sondern eine alte unterirdische schutzgottheit, heute wie ein teufel dargestellt, aber halt der gott, der die minenarbeiter schuetzt. zu ihm setzen sie sich nach feierabend und schwatzen noch ein wenig.

mein fuehrer ist alter kumpel, wir sitzen gemeinsam dabei. die arbeiter freuen sich sehr ueber meine coca-tuetchen und reichen mir von ihrem schnaps. ich argwoehne, dass er wohl hoellisch stark sein muss, und schuette erst mal etwas auf den boden, wie es alle anderen auch machen, um pachamama, die mutter erde, zu ehren. dann trinke ich vorsichtig - aber falscher alarm, es ist gar nicht so schlimm, eher ein likoer...

schliesslich geht es heim, und wieder ist ein hoechst interessanter tag verbracht. ein minenbesuch in potosí­ ist eine ganz besondere sache, denn das ist wahrhaftig nix touristisches, sondern etwas sehr authentisches. dennoch hatte ich nie den eindruck, im wege zu stehen: die arbeiter sind - wie alle bolivianer, die ich bislang kennen lernte - immer ruhig und nett, immer am laecheln, immer freundlich. auch wenn sie getrunken haben, habe ich sie bislang nicht aggressiv erlebt. ich denke immer, wenn betrunkene aggressiv werden, dann haben sie versteckte frustrationen, die im suff halt raus kommen. man moechte meinen, die arbeiter hier haben auch versteckte frustrationen - aber wie gesagt: ich habe noch keinen aggressiv erlebt, auch nicht im suff...

die weitere reise wird mich nach sucre bringen und dann die anden-ostabdachung hinunter nach santa cruz im tropischen tiefland. aber in sucre ist meine erkundungsreise zu ende, das tropische tiefland gehoert nicht mehr ins programm. dennoch koennt ihr, soweit daran interessiert, hier den fortgang der reise weiter verfolgen, bis ich am 10. november wieder in d-land eintreffe.

bis zu naechsten mal alles gute und ganz liebe gruesse aus potosí, wo ich mein persoenliches bergfest feiere, in dem sinne, dass dies hier der hoechste punkt meiner ganzen reise ist. von nun an gehts bergab...

 

Auf den Spuren des Ché Guevara 

liebe leute,                                                                                         Sonntag, 29.10.06

ein neuer gruss erreicht euch aus santa cruz - nein, nicht la palma, sondern die millionenstadt, wirtschafts- und drogenmetropole im oestlichen bolivianischen amazonasgebiet.
                                                                                                                        
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eine kurze busfahrt brachte mich letzte woche aus potosí nach sucre, der nominellen hauptstadt boliviens (aber das wissen nicht mal die bolivianer). sie liegt auf angenehmen 2.800 metern hoehe, die naechtliche kaelte ist damit gebannt, tagsueber ist es aber genauso sonnig und warm wie bisher. die stadt wird auch die "weisse stadt" (ciudad blanca) genannt, weil die vielen praechtigen kolonialgebaeude rund um die plaza und in der ganzen altstadt weiss gekalkt sind. sie wurde zu ehren des hiesigen freiheitshelden gegen die spanischen kolonialherren, josé de sucre, nahc ihm benannt und zur hauptstadt erklaert, lange bevor ihr la paz aufgrund deren besserer verkehrsanbindung den rang ablief. die atmosphaere ist ruhig, geradezu ferienmaessig, man bummelt gern durch die gassen, und auf der plaza ist immer was los. so hatten waehrend meines aufenthalts gerade die im ganzen spanischsprachigen raum so wichtigen "reinas" (schoenheitskoeniginnen) aus ganz lateinamerika ihren auftritt - die ecuadoriansiche wurde gewaehlt zu der reina in der gelungensten tracht..

in der naehe gibt es einen archaeologischen park, der zum schutz welteinmaliger saurier-fussspuren eingerichtet wurde: vor ca. 100 millionen jahren liefen hier einige saurier auf der flucht vor einem ausbrechenden vulkan durch den schlamm, die harabfallende asche konservierte die spuren fuer immer, und vor einigen jahren wurden sie in einem steinbruch freigelegt.
                                                                                                                
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in sucre haben meine nachforschungen fuer die reisen im naechsten jahr ein ende, denn von hier wird es im flugzeug zurueck gehen nach la paz. ich selber will meinen weg nun ins oestliche tiefland fortsetzen auf dem weg nach paraguay, denn in zwei wochen muss ich ja in buenos aires sein.

dazu waehle ich nicht den ueblichen weg ueber cochabamba, sondern einen wenig befahrenen weg durch den suedlichen ostabfall der anden. in den hiesigen einsamen schluchten wollte vor 40 jahren Ché Guevara nach cubanischem muster einen bauernaufstand gegen die damalige diktatur des generals barrientos initieren, der sich gerade gegen den gewaehlten praesidenten an die macht geputscht hatte, um eine geplante landreform zu verhindern. als die aktivitaeten des ché erste erfolge zeitigten, fuehrte er selber eine "kleine landreform" durch, womit die bauern zum ersten mal seit jahrhunderten wenigstens ueber ein eigenes handtuch-land verfuegten und aus sorge, es wieder zu verlieren, ihre unterstuetzung fuer den ché zurueckhielten. die bei dem deal uebergangenen minenarbeiter beschlossen daraufhin, sich nun dem ché anzuschliessen. general barrientos liess das militaer aufmarschieren und die minenarbeiter ruecksichtslos zusammenschiessen - es gab hunderte von toten.

die in den unzugaenglichen schluchten des ostabhangs operierende guerrilla um ché wurde von einem bauern, der ihnen zuvor unterstuetzung angeboten hatte, ans militaer verraten. eine militaerische einheit legte am rio grande einen hinterhalt, in den die gruppe joaquín mit 40 mann und der deutschen tamara (tania) bunke geriet und allesamt am 31.august 1967 erschossen wurden. ché konnte sich mit seiner einheit noch einen guten monat weiter durchschlagen, bevor auch sie am 8.oktober 1967 in der quebrada (flussbett) del churo in der naehe des 20-einwohner-dorfes la higuera gestellt und aufgerieben wurden. dabei gerieten ché und zwei seiner compañeros leicht verletzt in gefangenschaft. sie wurden in die schule von la higuera gebracht, der diensthabende telegrafierte seine vorgesetzten an, wie mit ché zu verfahren sei. die frage wurde immer weiter nach oben gereicht, bis zu general barrientos persoenlich, der seinerseits die amerikanische botschaft verstaendigte. daraufhin ging der knappe befehl nach unten zurueck: "keine gefangenen".

zwei "freiwillige" soldaten gingen daraufhin in die schule und erschossen die drei gefangenen, ohne ein weiteres wort zu sagen. die leichen wurden in die provinzhauptstadt vallegrande geschafft und dort im waschhaus des krankenhauses ausgestellt - dort wurde auch das foto gemacht, wo der ché aussieht wie der vom kreuz genommene christus. ein cia-offizier ueberzeugte sich von der identitaet der toten. spaeter wurden alle guerrilleros an unbekannter stelle begraben und galten als verschollen, bis eine bolivianisch-cubanische such-kommission die leichen im jahr 1997 neben der flugpiste (graspiste) aufspuerte und die gebeine ins ché-mausoleum nach santa clara /cuba ueberfuehrten.

auf den spuren dieser ereignisse will ich mich nun bewegen. ein bus bringt mich zunaechst auf schotterpiste (im ganzen sueden boliviens gibt es keinen asfalt) nach serrano, einem abgelegenen ruhigen bergnest ohne autos. obwohl erst mittags, strande ich hier, denn es gibt keine moeglichkeit zur heutigen weiterfahrt. morgen frueh geht ein bus nach vallegrande, und auch das nur mit glueck, denn dieser bus faehrt nur alle drei tage. aber eben zufaelliger weise auch morgen..

im dorf gibt es kein hotel, ich komme bei netten einheimischen unter. am naechsten morgen geht es auf abenteuerlicher piste weiter - aber nicht allzu weit: in der naehe des dorfes nuevo mundo rutscht der bus von der strasse.. zum glueck stuerzt er nicht in die schlucht, wie einige tage zuvor ein vollbesetzter bus mit ueber 40 toten, sondern zur anderen seite gegen die felswand. durch den aufprall gibt es einige verletzte, auch ich habe eine ganz ordentliche prellung, aber andere sind schlechter dran. in nuevo mundo gibt es ein (!) auto, einen jeep, mit dem hilfe geholt wird. der platz im jeep wird fuer die verletzten benoetigt, ich bleibe mit den anderen beim bus, es bleibt jetzt eh nix uebrig als abzuwarten..

das ganze kann jetzt tage dauern, deshalb nutze ich die gelegenheit, als nach ca. zwei stunden ein pritschenwagen in der richtigen richtung vorbeikommt. kurz entschlossen werfe ich nach ruecksprache mit dem fahrer mein gepaeck auf die pritsche und klettere dazu. auf der pritsche kauern schon einige cocakauende indianer. die naechsten stunden werden recht ruckelig und zugig, entschaedigen aber mit fantastischen aussichten in die schluchten des anden-ostabfalls.

wir erreichen das tal des rio grande, merkwuerdige schlamm-moraenen lassen erkennen, dass es hier in der regenzeit kein durchkommen gibt. die bruecke ueber den rio grande ist eine beton-haengebruecke, die beidseitig in die staubpiste endet. hinter der bruecke geht es stundenlang in steilen serpentinen bergauf, unten im flussbett sieht man die immer kleiner werdende bruecke.

endlich erreichen wir ganz oben pucará, ein einsames bergnest ohne jede infrastuktur. der wagen faehrt noch weiter nach guadelupe, aber ich steige ab, denn hier in der naehe liegt der ort la higuera, wo sie den ché damals erwischt und erschossen haben. aber wie weiterkommen..??

ich habe glueck: ein taxi aus vallegrande hat hier jemanden abgesetzt und ist ueber eine folgefahrt genauso beglueckt wie ich ueber einen fahrbaren untersatz - denn mit meinem gepaeck waere der fussmarsch nach la higuera kein echtes vergnuegen geworden...

der fahrer heisst marceliño und ist mein guter geist fuer die kommenden tage: er faehrt mich nicht nur nach la higuera, sondern bleibt dort sogar ueber nacht, um mich am folgenden tag mit nach vallegrande zu nehmen. so komme ich noch am selben tag nach la higuera.

dieser kleine ort hat sich seit damals einwohnerzahlenmaessig nicht entscheidend veraendert. wenige huetten stehen verstreut in der landschaft hoch ueber dem tal des rio grande. zur quebrada del churo, wo sie damals den ché erwischt haben, ist es ca eine halbe stunde fussmarsch. die schule, in der ché starb, ist spaeter ein sanitaetsposten geworden und heute ein kleines museum ueber die damaligen ereignisse. es ist naemlich so, dass die bewohner damals durchaus auf der seite der guerrilla standen. nach deren aufreibung sind fast alle maennlichen bewohner des dorfes vom militaer abgeholt worden und seither verschwunden. aber spaeter kamen cubanische entwicklungshelfer und haben eine art patenschaft fuer das dorf uebernommen: alle daecher wurden neu gedeckt, eine kleine krankenstation gebaut (ich habe mit dem jungen cubanischen arzt lange gesprochen) und das museum eingerichtet.

die dorfbevoelkerung hat ché ein denkmal gesetzt, den dorfplatz in form eines fuenfzackigen sterns angelegt und mit einer ché-bueste geschmueckt, und nicht genug damit: sie haben ihr dorf vor einigen jahren in "la higuera del ché" umbenannt. jedes jahr am 8.oktober pilgern besucher ins dorf zum gedenken an chés todestag, letztes mal (vor zwei wochen) sogar mit regierungsbeteiligung: evo morales persoenlich liess es sich nicht nehmen, sich mit dem hubschrauber hier absetzen zu lassen fuer eine gedenkfeier. denn heute ist ausgerechnet das land, in dem ché zu tode kam, das land in welchem - neben cuba - sein andenken am hoechsten in ehren gehalten wird. so schliessen sich die kreise...

es gibt auch ein dorflokal und eine einfache unterkunft fuer gaeste neben dem heutigen gesundheitsposten. hier kommen marceliño und ich unter. im museum steht noch der schemel, auf dem ché erschossen wurde. die damaligen ereignisse sind genauestens dokumentiert, sowohl aus der sicht der guerrilleros anhand von tagebuechern wie auch aus militaerischer sicht anhand von tagesberichten.

am abend unterhalte ich mich mit einheimischen ueber die damaligen ereignisse. ich erfahre die sache mit den verschwundenen maennern und das der ché und seine leute bei einer "zwergin" im wald lebten, die spaeter auch verschwunden ist. ein einheimischer hat noch fotos aus der zeit und zeigt mir die "zwergin" mit einigen guerrilleros - sie ist eine liliputanerin.

am naechsten morgen verabschieden wir uns von den gastfreundlichen einheimischen und fahren ueber pucará ins zwei stunden entfernte vallegrande hinunter. dieser ort ist erheblich groesser als die bisherigen, der hauptort der ganzen gegend. hierher wurden die leichen damals gebracht und im waschhaus des provinzkrankenhauses señor de malta "ausgestellt". das waschhaus gibt es noch und sieht noch genauso aus wie auf den alten fotos. marcelino zeigt mir auch die stelle an der grasnarben-flugpiste, wo man 1997 die sterblichen ueberreste der compañeros gefunden hat. heute sind die graeber leer, da die gebeine in cuba ruhen, aber ein kleines mausoleum hat man auch hier ueber die fundstelle gebaut. in der naehe ist auch das grab der bolivianischen guerrilleros und das von tamara bunke.
                                            
am folgenden tag bringt mich marcelino raus aus den anden und durch ein wunderschoenes tal, das zu zeiten an das rheintal erinnert und zu anderen zeiten an den spreewald, hier leben konsequenterweise auch viele deutsche einwanderer. schliesslich geht es in die tieflandebene hinaus, und nach 4-stuendiger fahrt erreichen wir die millionenstadt santa cruz. hier laedt mich mein guter geist der letzten tage bei einem hotel ab und begibt sich auf die suche nach neuen reifen (womit er diesen ausflug verbunden hat), bevor er den heimweg antritt..
                                                                                                                    
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santa cruz ist laengst die wirtschaftshauptstadt des landes geworden - drogenhauptstadt war sie schon immer. dass die neue "indianische" regierung nix mit kokain am hut hat, verhindert nicht, dass es hier unten schon immer die kokainmafia gab, verbandelt bis in hoechste provinzregierungskreise. uebrigens haben die militaerischen putschregierungen regelmaessig mit der mafia geschaefte gemacht. und das viele geld, das in diesen kreisen gemacht wird, wurde immer schoen reinvestiert, und dass sieht man santa cruz heute auch an: es ist eine moderne grossstadt, mit breiten sechsspurigen strassen, jeder menge autos und lichtreklamen. ich komme mir insbesondere in den abendstunden vor wie in berlin, muss an der beleuchtung liegen..

auf dem trubeligen markt sehe ich viele gleich gekleidete grosse hagere bonde maenner: es sind deutschstaemmige mennoniten aus der umgebung von santa cruz. sie haben alle die gleichen blaumaenner an und die gleichen hellen stroh-stetsons auf dem kopf - es sieht witzig aus, wenn sie wie die klone zu haufen herumstehen. frauen und maedchen haben lange kleider und grosse helle huete mit sehr breiten krempen, die mit einem tuch am kopf festgebunden werden - wie in alten westernfilmen sieht es aus. die mennoniten kamen vor ca 70 jahren in die gegend auf der suche nach land, in welchem sie von der zivilisation so bald nicht eingeholt wuerden. nun, die zivilisation hat sie nun wieder, aber offenbar duerfen sie weiterhin nach ihren alten braeuchen leben. ich hatte schon mennoniten-gemeinden in paraguay aufgesucht, s. RTB paraguay '05.

morgen abend geht hier ein zug hunderte von kilometern durch den bolivianischen chaco zur brasilianischen grenze, den werde ich nehmen.

alles gute und bis zum naechsten mal,

thomas

 

Brasilien, Pantanal, Paraguay - Peru                                                             nach oben

liebe leute,                                                                                   Dienstag,  7.11.06

statt wie vorgesehen mit dem zug gemuetlich durch den gran chaco des bolivianischen ostens zu ruckeln, musste ich den bus nehmen: zug und flieger waren wg. feiertagen komplett ausgebucht. aber niemand empfiehlt auf dieser strecke den bus, und jetzt weiss ich auch warum:

nach ueber 24-stuendiger pannenreicher busfahrt auf uebelster piste kroch ich voellig verstaubt und kaputt aus dem noch kaputteren bus und ueber die grenze nach brasilien. von der brasilianischen grenzstadt corumbá aus tauchte ich erst mal unter im pantanal, dem groessten sumpfgebiet der erde, wo ich noch viele andere wasserschweine und huebsche kuenftige krokotaschen im angestammten habitat beobachten durfte (okay - letzteres stimmt nicht ganz: die kaimane und krokodile der region sind heute natuerlich streng geschuetzt!).

                                                                                                                        
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um nicht abermals auf der staubpiste zu verrecken, leistete ich mir einen flug nach asunción, hauptstadt von paraguay. dummerweise streiken die fluglotsen in brasilien grade, weil sie kuerzlich nicht aufpassten und so ueber amazonien ein sportflieger in einen passagierjet flog und die sache dann leider anders ausging als in dem film damals, was jetzt ganz unangenehme kontrollen fuer die lotsen und noch unangenehmere forderungen der oeffentlichkeit nach technischen nachruestungen fuer die politiker nach sich zieht... das hiess fuer mich, dass ich ueber sao paulo umgeleitet wurde und wieder 24 stunden unterwegs war, einschliesslich wartezeiten fuer die hoffnungslos verspaeteten flieger. in der zeit haette ich locker auch mit dem bus direkt fahren koennen, aber der bus fuhr erst einen tag spaeter, und so habe ich fuer nen haufen geld immerhin einen tag gespart...

in paraguay besuchte ich einen freund und kaufte fast ein hotel - gefallen hat es mir schon sehr gut dort, nur das geld hat zum schluss doch nicht mehr ganz gereicht ;-) und jetzt bin ich halt per flieger wieder auf dem weg nach peru und dabei gerade in santiago de chile - was nicht wirklich luftlinie ist - haengen geblieben. aber bis morgen habe ich es wohl hinter mir...

nebenbei hat aber bei der erkundung des pantanal noch eine neue touren-idee gestalt angenommen: ich habe ja schon gelegentlich von einer abenteuerreise fuer ganz abenteuerlustige (!) etwas abseits des normalen programms gesprochen: eine tour, die vom atlantischen zum pazifischen ozean quer durch den suedamerikanischen kontinent fuehrt durch tropischen urwald, gran chaco, hohe anden und atacameswueste, also alle wesentlichen naturlandschaften suedamerikas verbindet, etwa auf der route + BRASILIEN: rio de janeiro - wasserfaelle von iguazu - pantanal - BOLIVIEN: gran chaco - camino del ché (bolivianischer ostabhang der anden aufwaerts ueber die "ché-gedenkstrecke" la higuera und vallegrande) - potosí­ - sucre - salar de uyuni (groesster salzsee der erde) - laguna verde - CHILE: san perdro de atacames (atacames-wueste) - antofagasta - santiago de chile +

auf angemessene verkehrsmittel wird geachtet werden.. ;-)

wird aber noch einen augenblick dauern bis das steht.. bis dahin darf getraeumt werden...

alsdann - ihr hoert von mir wieder aus berlin, bis dahin alles gute einstweilen und ganz liebe gruesse aus dem beginnenden suedsommer in chile,

thomas                                                                                                            
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