Reisetagebuch  Vietnam-Kambodscha 2010

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Reisetagebuch der

Freundeskreisreise nach Vietnam und Kambodscha 10.01.- 30.01.10

Montag,  11.01.10    Freundeskreisreise Vietnam - Kambodscha:  Ankunft Hanoi

liebe leute,

nun sind wir also in hanoi..! 
hier fallen schon lange keine bomben mehr; man fragt sich, was die amis den armen leuten hier mal wieder antun wollten.. 

die wesentliche nachricht heute ist: alle teilnehmer sind verlustfrei wohlbehalten eingetroffen und bester dinge. so soll es sein, so soll es bleiben..!! 

aber der reihe nach:

trotz daisys wueten in teilen d-lands kamen alle teilnehmer rechtzeitig zum abflug, die halbe gruppe traf sich schon am vorabend in unserem kleinen stamm-hotel in kelsterbach bei frankfurt. der flug startete sonntag nachmittag mit nur wenig verspaetung, kreuzte ruhig durch die nacht u landete fast puenktlich morgens frueh in hanoi.  alles gepaeck kam mit, dann begruesste uns unser einheimischer fuehrer herr chu in perfektem deutsch, welches er zu ddr-zeiten an der humboldt-universitaet zu berlin erworben hatte.

vietnam hat 6 stunden zeitdifferenz zu deutschland:  d.h., ich stelle diesen beitrag am montag nachmittag gegen 17:00 uhr ins netz -  bei euch geht der montag gerade erst richtig los, es ist gegen 11:00 vormittags. 
hanoi liegt am roten fluss, der seinen (alten) namen uebrigens von seiner farbe, nicht der politischen ausrichtung des landes hat.  unser hotel liegt genau auf unserer wellenlaenge: klein, nett, gemuetlich, tolle alte moebel -  und vor allem:  es liegt mitten in der altstadt, so dass wir nach dem einchecken den freien vormittag direkt mit einem stadtbummel in eigenregie beginnen konnten.

die gassen der altstadt sind einzelnen handwerks-zuenften gewidmet:  so gibt es die seiden-, hut-, blech- und messinggasse mit den entsprechenden handwerkslaeden.  die gehwege sind voll mit garkuechen, handwerksbetrieb und geparkten mopeds,  man laeuft entsprechend auf der strasse. die wiederum sind voller fahrender mopeds, die wuselig und leise summend ihren weg suchen -  tatsaechlich ist es erstaunlich, wie leise der verkehrs"laerm" angesichts der tausenden von mopeds ist, die hier zudem wie nebenbei den beweis erbringen, dass das physikalische prinzip, wonach zwei koerper nicht zeitgleich an derselben stelle sein können, in vietnam offenbar nicht gilt.  zu jedem vietnamesen (und zu jeder vietnamesin) scheint mindestens ein moped zu gehoeren -  dafuer gibt es relativ wenige autos..

die haeuser sind eng an eng gebaut, ueberwiegend handtuchschmal, aber mehrere stockwerke hoch, mit engen stiegen im hinteren bereich.  dies ist den traditionell hohen grundstueckspreisen geschuldet.  die substanz der haeuser ist nicht schlecht, die menschen fix und arbeitsam, alle sehr geschaeftig.  offenkundig gehen sozialismus und marktwirtschaft unproblematisch zusammen, sobald man sie sozialistische marktwirtschaft nennt.. 

dies ist ein erster  - sehr guter -  eindruck, mehr gibt es in den naechsten tagen auf diesen seiten. 
bis zum naechsten mal wuenschen euch die la-palma-explorers alles gute, 
ganz liebe gruesse aus hanoi, 

thomas

Eure vietnam / kambodscha-Expedition
Hallo lieber Thomas, hallo liebe Gruppe,
Habe gerade den ersten Bericht eurer Expedition mir heran geholt und mit Spannung gelesen. Großen Dank dem freundlichen Schreiber Thomas, der uns so, wenn auch nur virtuell, aber immerhin, "mitlaufen" läßt. Das ist sehr freundlich und großartig!!! Auf weitere Berichte bin ich sehr gespannt.
Euch allen weiter alles Gute und tolle Erlebnisse! Besonderen Dank für den "E-mail-Tip" an Gerlinde! Ihr und allen viele Grüße
Xaver aus Paderborn

 

Samstag, 16.01.10   Nord-Vietnam:  Hanoi,  Halong-Archipel etc..

liebe leute,

nach einer kleinen "rundtour tonking" (nordvietnam) sind wir nun wieder in hanoi auf dem absprung nach annam (zentralvietnam). 

während der letzten woche erkundeten wir zunächst die geschäftige und gewaltig boomende metropole hanoi einschließlich des mausoleums des staatsgründers ho chi minh, der dort einbalsamiert in einem glassarg wie schlafend liegt. er hatte 1945 die schwäche der franzosen und die kapitulation japans (die ganz südostasien während des zweiten weltkriegs erfolgreich besetzt hielten und erst durch die atombomben zur aufgabe gezwungen wurden) genutzt, die demokratische republik vietnam zu gründen -  eine tatsache, die die alten kolonialmächte nicht hinnehmen wollten und vietnam mit dem ersten indochina-krieg überzogen, den vietnam 1954 für sich entschied.  dies nicht anerkennend, mischten sich die USA mehr und mehr ein und überzogen das land mit dem zweiten indochina-krieg, den die vietnamesen in ihrem hartnäckigen bestreben nach unabhängigkeit abermals - wie bekannt -  für sich entschieden.  dass sie dabei keineswegs die "verstockten kommunisten" waren, als die man sie uns in der "freien welt" darstellte, zeigt sich an ihrer heutigen wuseligen geschäftstüchtigkeit -  damals neigten sie aber naturgemäß den mächten zu, die sie bei ihrem kampf um nationale unabhängigkeit unterstützten. ho chi minh erlebte die wiedervereinigung vietnams 1975 nicht mehr, da er schon 1969 verstarb.

ein besuch des wasserpuppentheaters gewährte uns einen einblick in die fantasievoll-farbige autochtone kultur dieser alten zivilisation: diese form des theaters, bei dem kunstvolle puppen von versteckten führern in einem wasserpool als bühne sequenzen aus alten legenden vorführen, gibt es nur in vietnam.

wir verließen hanoi richtung küste und kreuzten in einer bauchigen holz-dschunke durch den zauberhaften halong-archipel:  tausende steilwandige kalkstein-inselchen liegen hier wie verstreute perlen im wasser und vermitteln einen geradezu märchenhaften eindruck wie aus einer tuschezeichnung. diese karstberge sind von gewaltigen tropfsteinhöhlen durchzogen, von denen einige für besucher hergerichtet und in gespenstischen farben hintergrundbeleuchtet sind.  wir wurden mit köstlichstem seafood verwöhnt und besuchten auch die fischer, die die fische nicht aus dem meer wildern, sondern auf schwimmenden inseln eigens züchten und so die wild-entnahme einschränken. sehr interessant, die verschiedenen fisch- und krebsarten so hautnah sehen zu können..

während der fahrten über land fiel der wechsel zwischen traditionellem großflächigem reisanbau mit hilfe von wasserbüffeln und arbeitskühen und modernen industrienanlagen auf. vietnam will bis 2020 zu den industrienationen aufsteigen. auf den landstraßen der dichte verkehr tausender mopeds und fahrräder, überall auch die typischen konischen hüte der arbeitsamen bäuerinnen und bauern, und beeindruckend die fassaden der vielen neuen häuser in den dörfern, die allesamt verspielt bis zum kitsch mit säulen, balkonen, erkern und pagodendächern ausgeführt sind -  nirgends die das auge regelrecht beleidigende nüchternheit westlicher architektonischer einfallslosigkeit, die einem hier erst bewusst wird.

neben dem besuch vieler eindrücklicher pagoden und tempel brachte uns eine regelrechte pilgerfahrt mit längerer ruderbootfahrt und wanderung in die grünen berge zu dem wohl größten buddhistishen heiligtum der nördlichen regionen, der sogn. duftpagode: eine weite tropfsteinhöhle auf einem berggipfel, mit vielerlei gottheiten und deren asservaten geschmückt und vom duft der räucherstäbchen erfüllt, die die gebete der vielen gläubigen mit ihrem rauch zum himmel tragen.

heute nun wird uns ein kurzer flug nach zentralvietnam bringen, wo wir die alte königsstadt hué besuchen, bevor wir über den wolkenpass nach süden vordringen. doch davon ein andermal..

für heute verabschieden wir uns mit einem dreifachen "yo-yo-yooohh!!!"
alles gute und ganz liebe grüße noch aus hanoi

die la palma explorers
i.a. thomas

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Dienstag,  19.01.10    Zentral-Vietnam:  Hué - Wolkenpass - Da Nang - Hoi An

liebe leute,

inzwischen haben wir auch interessantes aus annam / zentralvietnam zu berichten:

ein anderthalbstündiger flug brachte uns am samstag von hanoi nach hué, der alten sogn. kaiserstadt, womit wir uns bereits südlich des 17. breitengrades und damit im ehemaligen südvietnam befinden. wir besuchten zunächst den alten kaiserpalast:

korrekter weise handelt es sich um einen königspalast, da es sich beim vietnamesischen immer um einen könig, nie um einen kaiser handelte (wenn man kaiser so definiert, dass er mehreren königen vorsteht). allerdings wurde einem dieser vietnamesischen könige, der vor ca. tausend jahren die chinesen aus dem land warf, die kaiserwürde nachgesagt, da er ja einen kaiser (den chinesischen) besiegt hatte und so nach allen vorstellungen der (militär-?)logik eher höher stehen musste als ein kaiser, aber keinesfalls tiefer.. 

der letzte vietnamesische könig musste 1945 abdanken, als ho chi minh präsident wurde: der könig hatte durch seine zusammenarbeit mit den franzosen im volk keinerlei reputation mehr.  die hauptstadt wurde wieder nach hanoi verlegt, so wie es früher schon gewesen war, bevor der erste  "kaiser" der nguyen-dynastie 1802 seinen sitz eben nach hué verlegt hatte. 

im zweiten indochina-krieg wurden die fantastischen palastanlagen von den amis während der sogn tet-offensive in grund und boden gebombt - wohlgemerkt: hué lag in süd-vietnam (!)

heute ist hué weltkulturerbe, und der aufbau wird international gefördert. die außenmauern der drei ineinander liegenden quadratischen “ringe”  - außen die zitadelle, darin die königsstadt und wiederum darin die verbotene stadt - stehen wieder, auch der relativ wenig beschädigte  - aber schon mächtig imposante -  eingangsbereich sowie die ahnenstadt der könige.  die weitaus größten arreale um königs- und (separat) königinnen-palast etc. aber sind noch im wiederaufbau begriffen und werden auch zur 1000-jahr-feier der gründung hanois (und der unabhängigkeit von den chinesen) am 10.10.2010 längst nicht fertig sein. 

eine bootsfahrt auf dem parfüm-fluss brachte uns zu beeindruckenden grabanlagen verschiedener kaiser/könige. die von eiffel gebaute erste brücke über den fluss erstrahlt nachts in bunten farben. beim besuch des trubeligen marktes konnten wir schönstes ambiente einfangen und uns auch ein bild von den händlern machen, die hier u.a. tatsächlich rolex- und breitling-plagiate für 20 dollar verkaufen.

am montag fuhren wir in unserem bus entlang der küste weiter nach süden und dann hinauf in die berge über den wolkenpass, der vietnam auch geografisch und klimatisch in nord und süd teilt. der pass machte seinem namen alle ehre:  statt schöner fernsicht erwartete uns dichter nebel und teils strömender regen..

in der nähe von da nang, wo die amis ihre hauptstreitmacht stationiert hatten, konnten wir später aber eine wunderschöne wanderung zum tempelberg unternehmen, wo eine vielzahl von tempeln und pagoden auf und sogar in einige marmorberge gebastelt wurden:  in kathedralenartigen höhlen sind beeindruckende zeugnisse sakraler baukunst zu bewundern. 

hoi an ist eine im krieg fast unzerstört gebliebene stadt, die von chinesischen und japanischen händlern vor jahrhunderten erbaut wurde und wo man heute durch malerische alte gassen schlendern kann. in der nähe hatte die vorgängerkultur der champa ihren hauptort, der  - ähnlich und ca. zeitgleich wie angkor - längst von urwald überwachsen war und erst im vorigen jahrhundert der vergessenheit entrissen werden konnte. leider wurden auch die bis dahin weitgehend erhaltenen turmartigen bauwerke dieser alten kultur während des krieges von amerikanischen bombern fast vollständig zerstört (innerhalb südvientams !!).

wir realisierten eine weitere bootsfahrt durch reisfelder und kanäle und lernten in einem kochkurs die leckeren grundlagen der vietnamesischen küche kennen.

inzwischen ist es spät - 
morgen müssen wir sehr früh aus dem haus, um nach saigon zu fliegen und nun auch den süden "cochinchina" und das mekong-delta kennenzulernen, bevor wir nach kambodscha weiter reisen. wir werden darüber berichten - 
bis dahin allen interessenten alles gute und ganz liebe grüße noch aus annam

thomas

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Freitag, 22.01.10   Saigon - Vietcong-Tunnelsystem - Mekong-Delta

liebe leute,

hier erreicht euch ein gruß aus dem hintersten mekong-delta, nähe kambodschanische grenze.

nachdem wir mit kurzem flug die 8-millionen-metropole ho-chi-minh-city - oder einfach HCM, das frühere saigon, welches aber auch heute noch nach seinem wichtigsten innenstadtteil weiterhin saigon genannt wird -  erreicht hatten, wurden wir zum ersten mal massiv mit der jüngeren vergangenheit des letzten krieges konfrontiert:

etwas nördlich von saigon erstreckt sich im dschungel eine gegend, in der im krieg die bewohner teils buchstäblich von der erdoberfläche verschwanden:  sie gruben sich hunderte von kilometern lange gänge mit aller infrastruktur in den lehmboden, tarnten die eingänge perfekt und verschwanden so für jahre von der bildfläche, um nachts partinsanenaktionen gegen die amis durchzuführen.  denen gelang es auch nach entdeckung einiger eingänge nicht, die dort unter tage lebenden kämpfer zu fassen: gegen die vielzahl geschickt angeordneter ziemlich unangenehmer nagelgespickter low-tech-fallen vermochten sie mit all ihrer high-tech nichts auszurichten. 40 jahre später kriechen wir nun durch die erhaltenen gänge und staunen mit gewisser ehrfurcht über die leistung der tunnelbewohner, die sich hier täglich im finstern weiteren lebensraum gruben, mit gemeinschaftsräumen, -küchen, -lagerräumen, krankenstation und schlafstätten..

im saigoner kriegsmuseum sind eine menge material und vor allem fotos ausgestellt, die uns deutlich die gräuel der beiden indochinakriege vor augen führen. sehr beeindruckend -  nein:  schockierend (!), auch wenn man natürlich schon vorher wusste, dass krieg kein spaß ist. noch bedrückender die bildsequenzen, die darstellen, wie die auswirkungen in form durch chemikalien vergifteter böden und daraus folgender fehlgeburten und schlimmster missbildungen bis heute andauern. 

die aufstrebende millionenmetropole saigon selber erkunden wir bei spaziergängen und marktbesuchen im zentrum und im chinesenviertel. die stadt wirkt ganz anders als hanoi: tropisch warm und entsprechend viril, breite straßen voll brausenden verkehrs und eine skyline, die permanent um neue hochhaussilouetten bereichert wird. interessante manufakturen für hochwertige lackarbeiten, seidenstickereien sowie holz- und marmorschnitzereien zeigen das geradezu unbegreifliche geschick der einheimischen, teils körperbehinderten handwerker. 

heute früh verließen wir bei sonnigstem wetter saigon in westlicher richtung und drangen ins mündungsdelta des größten indochinesischen flusses, des mekongs, ein:  im labyrinth des mit straßendörfern relativ dicht besiedelten gebiets, reisfelder bis an den horizont, unternahmen wir eine hochinteressante bootsfahrt durch die flussarme und kanäle dieses wasserstraßensystems mit seinen schwimmenden märkten und pfahlhüttenbauten entlang der ufer.  in einer manufaktur lernten wir, wie mit einfachsten mitteln aus reis und kokosnüssen die allerorts verkauften einheimischen süßigkeiten hergestellt werden.

inzwischen haben wir die grenze nach kambodscha erreicht, die wir morgen in aller frühe überschreiten wollen.  ein schnellboot wird uns dann den mekong flussaufwärts bis in die kambodschanische hauptstadt phnom penh bringen.  der vietnamesische teil unserer reise neigt sich damit dem ende zu,  aus kambodscha melden wir uns dann wieder. 

bis dahin euch alles gute und ganz liebe grüße zurzeit aus der grenzstadt chau doc,

thomas

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Dienstag,  26.01.10    Kambodscha: Phnom Penh und Umgebung - Killing Fields -
                                         über Land nach Angkor Wat

liebe leute,

inzwischen bereisen wir bislang problemlos kambodscha, das geschundene land der tötungslager und tretminen -  tatsächlich sind noch ganze landstriche entlang der grünen urwald-grenzen von tellerminen nicht geräumt, die die verschiedenen kriegs- und bürgerkriegsparteien hier zu tausenden vergraben haben.

wir haben aber bislang einen unerwartet guten eindruck von land und leuten: 
während uns die gewaltigen nachkriegs-aufbauleistungen der vietnamesen ob ihrer ungebremst rasanten entwicklung und allgegenwärtigen eiligen geschäftigkeit mehr beeindruckt denn berührt haben, kommt uns die gelassene zurückhaltende art der stets ruhigen und freundlichen khmer bei unserer suche nach ursprünglichkeit und authenzität enorm entgegen.  das etwas vergessen wirkende land ist sehr viel weniger bevölkert als vietnam und vom tourismus bislang weitgehend unbehelligt -  abgesehen sicher von angkor, dem herausragenden magneten für den langsam aufkeimenden tourismus des kleinen landes.

die jüngere geschichte mit dem zivilisatorischen einschnitt des khmer-rouge-horrorsystems mit todeslagern und genozid ist unterschwellig spürbar als nicht wirklich verarbeitete geschichte, die auch die familien unserer guides und diese selbst betroffen hat und über die sie zurückhaltend, aber auf nachfrage doch erstaunlich offen berichten.  auch die für den mit der khmer-geschichte nicht vertrauten normalo-westler stets etwas schillernd wirkende persönlichkeit des königs ("prinz") sihanuk  - über die zeiten hinweg von allen kriegsparteien weitgehend unantastbar gehalten und in den unterschiedlichsten koalitionen wirkend - wird einem hier bald klarer:  mit den wechselnden koalitionen verstand er es, sein zwischen den interessen der großmächte zerrieben zu werden drohendes  land in die unabhängigkeit zu führen und diese über lange zeit trotz des vietnam-desasters in frieden zu bewahren. erst ein amerikafreundlicher putsch des generals (und daraufhin diktators) lon nol brachte die us-bombenteppiche ins land und in dessen folge den bürgerkrieg einschließlich des khmer-rouge-spuks. letztere phase wurde nach 3 1/2 jahren 1979 durch den einmarsch der vietnamesen beendet, die folgen sind heute noch spürbar. seit 1990 ist kambodscha wieder parlamentarische monarchie mit freier marktwirtschaft, wenn auch die ehemaligen kommunisten häufig - wie auch zurzeit - die regierung stellen. der könig auf lebzeiten ist zwar inzwischen zugunsten seines sohnes zurückgetreten,  aber immer noch die mit abstand höchstverehrte person im staat. 

wir näherten uns dem land auf dem wasserweg: ein motor-schnellboot brachte uns vom vietnamesischen grenzort chau doc mekong-aufwärts zur grenze, wo wir einen "visa-on arrvial"-antrag stellten und bald problemlos einreisen konnten.  nach insgesamt 6-stündiger mekongfahrt durch die felder und wälder des flusssystems erreichten wir die aufstrebende hauptstadt phnom penh, wo uns unser neuer führer in empfang nahm und zum hotel brachte.  noch am selben tag bummelten wir durch die stadt und den königspalast mit silberpagode (ausgenommen nur die privatgemächer des königs): eine enorme prachtentfaltung im fernöstlichen drachen-märchenstil, im gegensatz zu hué gänzlich unzerstört, schlug uns in bann. 

am folgetag besuchten wir in der nähe der hauptstadt die sogn "killing fields":  khmer-rouge-todeslager, zu denen die verurteilten in lastwagen angefahren wurden und mit macheten und beilen erschlagen wurden, um munition zu sparen.  die aushublöcher der massengräber sind auf dem zur nationalen gedenkstätte erhobenen gelände noch vorhanden, die knochen  - zumindest die schädel - in gläsernen sogn. stupas (buddhistische begräbnistürme) beigesetzt.  nach dem ende der khmer-rouge-periode fehlten von den ursprünglich 7 millionen kambodschanern (khmer) 3 millionen, die man zunächst kurzerhand zu opfern erklärte, bis man feststellte, dass der größere teil dieser fehlmasse emigriert, aber am leben war. von den verbleibenden 1,7 mio toterklärten waren 70% an malaria und anderen krankheiten gestorben  - die verbleibende zahl von direkten khmer-rouge-opfern ist immer noch gewaltig  (taugt aber wenig zur moralischen entlastung nazideutschlands).. 

wir fahren weiter. an der landstraße werden "crunchi frogs" verkauft: gegrillte frösche, die man mit den knochen isst.  eine längere bootstour durch die reisfelder bringt uns zu den hinterlassenschaften der funan-kultur, einer chinesisch beeinflussten angkor-vorgängerkultur.  die bewohner leben in sehr einfachen holzhütten und fischen im wasser der kanäle stehend mit einer art rechen die fische aus dem schlamm. bei den ruinen begleitet uns eine erst etwas schüchterne, dann uns immer fröhlicher umhüpfende kinderschar und schaut uns lachend und mit großen dunklen augen zu -  so ausdrucksstarke fotos sind uns selten geglückt..!!

die fahrt nach siem reap in der nähe von angkor führte uns heute über teils asfaltierte straße, teils staubpiste, gespickt mit weiteren ruinen von vorgängerstädten und tempeln, deren bauweise wir nur bewundern können. auch die kulinarischen herausforderungen werden größer: an den straßenmärkten werden nun neben schlanken flugenten und gehäuteten schlangen auch gegrillte grillen, ja sogar frittierte vogelspinnen angeboten, die ein paar todesmutige auch kosten.  schmecken jedenfalls deutlich besser, als es sich anhört. ein schluck reisschnaps, der schrecklich parfümiert riecht und rein kulinarisch in die gleiche kategorie gehört, wiegt uns mit seinen 45 % in relativer sicherheit vor unerwünschten folgen des experiments.. 

bei dunkelheit fahren wir nach einem weiteren wunderschönen tag voller exotischer erlebnisse auch auf zwischenmenschlicher ebene (sehr nette kontakte mit den einheimischen) in siem reap ein, einer stadt, die uns nach der einfachheit des landes so deplaziert vorkommt wie las vegas mitten in der wüste:   vor wenigen jahren noch ein verschlafenes nest zum campieren bei besuchen in der antiken khmer-metrole von angkor, hat sich dieser vorposten der zivilisation zum mondänen hotelstandort entwickelt für den eher erwarteten als bestehenden massenansturm der touristen aus aller welt zur hauptattraktion kambodschas, die wir in den kommenden tagen ebenfalls erkunden wollen.  doch davon später mehr.. 

für heute verabschieden sich die la-palma-explorers,
ganz liebe grüße an die lieben daheim senden wir euch aus dem sonnig-warmen kampuchea

thomas

Kalte Grüsse aus Berlin
hallo thomas, mit interesse verfolge ich wieder deine (eure) reise und hoffe, dass sie eine wiederholung findet. hat mir ja schon auf dem papier, bei der galapagos-reise, gefallen.
hier in berlin herrschen eisige temperaturen und es ist schön zu hören, dass ihr es warm und sonnig habt. (neid!!!) teilweise werden hier gerüchte laut, dass sich die kälte mehr oder weniger bis ostern hinziehen soll. dann bekommt ihr auch noch was ab.
viele grüsse besonders an renate
von christiane und sabrina

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Samstag, 30.01.10   Angkor Wat -  Siam Reap -  Tonle Sap

ihr lieben, 

in den letzten tagen sind wir regelmäßig morgens von unserem gediegenen und sehr ruhigen kolonialstil-hotel in den dschungel aufgebrochen und stundenlang durch die verstreut im urwald liegenden tempel bzw. tempelstädte gestöbert:

das berühmte "angkor wat" (wat = tempel) ist genau genommen nur ein tempel unter vielen, die hier einen ganzen landstrich bedecken und im lauf mehrerer jahrhunderte von ca. 900 bis 1200 nach unserer zeitrechnung hier im urwald entstanden sind. angkor wat ist mit einem quadratkilometer fläche allerdings der größte einzel-tempel, der gesamtkomplex die mit abstand größte tempelansammlung der welt.  daher wäre es auch ein fehler (den viele tagestouristen aus dem nur 4 fahrstunden entfernten bangkok machen), nur einen tag für "den" angkor wat zu veranschlagen  - das wäre so, als wolle man sämtliche moscheen und paläste istanbuls an einem einzigen nachmittag besichtigen..

die größte einzelanlage im gesamten gelände ist aber die tempelstadt angkor thom: eine ganze komplett ummauerte stadt, 3x3 km lang (also allein 9 qkm!) mit komplettem ca. hundert meter breitem wasserkanal drum herum.  die tempel sind teils freigelegt und werden mühsam restauriert  (wobei sich in der erhaltung der filigranen sandsteinmetzarbeiten auch deutsche unternehmen mit erfahrung von kölner dom und frauenkirche beteiligen); teils liegen sie vom dschungel überwuchert und von dicken wurzeln der würgfeigen umschlungen da:  die wurzeln halten die auseinandergedrückten mauern der ruinen fest zusammen, jedes freilegen wäre kontraproduktiv.  (hier wurden auch die außenaufnahmen für den film "thomb raider" mit angelina jolie als lara croft aufgenommen.) 

verschiedene aufeinander folgende khmer-könige ließen den gesamtkomplex als hauptstadt des antiken khmer-reiches im laufe mehrerer jahrhunderte in die ebene des tonle-sap-sees bauen, des größten binnensees südostasiens, der mit seinem fischreichtum die lebensgrundlage lieferte und mit seinem wasser die weitflächigen reisfelder derart bewässerte, das bis zu vier reisernten pro jahr möglich wurden (das gibt es heute weltweit nicht mehr).   warum die anlagen schließlich zugunsten von phnom penh als neuer hauptstadt verlassen wurden, weiß heute keiner genau  - es gibt theorien um feindeinwirkungen oder klimaveränderungen etc..

zeitweise sind die anlagen überlaufen von massen überwiegend asiatischer touristen;  an anderen, weniger hergerichteten stellen fühlt man sich wie zu zeiten der entdecker, wenn man durch verschüttete katakomben schleicht oder über zerfallene mauern in höhere etagen klettert.  gerade die vom urwald überwucherten schattigen anlagen sind dabei klimatisch angenehmer als die offen der prallen sonne ausgesetzten, weitläufigen, teils restaurierten bereiche.  in jedem fall aber ist alles ein gefundenes fressen für unsere rauchenden fotoapparate :)  und abends beobachten wir einen glutroten sonnenball, wie er langsam im urwald versinkt.. 

die pulsierende markt- und hotelstadt siam reap (="siams untergang" oder "ort des sieges über die thai") wirkt im strukturierten innenstadtbereicht wie ein ufo inmitten der natur und den traditionellen wohnarrealen der einheimischen drumherum, die in bambus- und palmblatthütten entlang der bachläufe am rande ihrer reisfelder leben. dort fördern altertümliche wasserräder wasser aus dem bach auf die felder, die hütten stehen zumeist auf stelzen über dem bach, der zugleich als be- und entwässerungsleitung dient -  mit allen üblen folgen solch anachronistischer doppelnutzung..

im innenstadtbereich findet der tourist dann aber alle annehmlichkeiten des modernen lebens wie hotels bis in die höchsten kategorien, bars und restaurants, super-, kunsthandwerk- und lebensmittelmärkte, massagesalons für die nach stundenlanger trümmerkletterei müden knochen und jede menge motorrikschas zur vermeidung weiterer strapazierung der katermuskeln. 

gestern unternahmen wir eine bootsfahrt über den tonle-sap-see:  dieser see wirkt als natürliches wasserrückstaubecken für den in der regenzeit gewaltig anschwellenden mekong-fluss.  sein überschusswasser fließt dann über denselben zufluss in den see, durch den der see sich in der trockenzeit wieder entleert: der fluss ändert also zweimal jährlich seine fließrichtung. dabei schwillt der see während der regenzeit auf über 10.000 qkm an und erreicht erst in der trockenzeit sein normalmaß von ca. 2.500 qkm, damit immer noch der größte see südostasiens.

die bewohner des sees folgen mit ihren schwimmenden dörfern  - auf schwimmpontons, flößen und booten errichteten hütten - der veränderlichen uferlinie über das ganze jahr hinweg und leben überwiegend vom fischfang.  ein paar dieser fischer beförderten uns schließlich auf ihren kanus durch ein mangrovendickicht, dessen baumkronen während der regenzeit unter wasser liegen  - hier konnten wir eine vielzahl an brütenden vögeln beobachten wie den seltenen silberreiher, rosa pelikane, asiatischen storch, kranich, schlangenhalsvögel, bunte eisvögel und sogar einen gewaltigen seeadler.  da für die fischer allerdings faktoren wie "zeit", "warten" und "unbequemes sitzen" unbekannte kategorien sind, verschätzten sie sich in der realen zeit derart, dass wir statt nachmittags erst nachts wieder im hotel waren. nun: authentische abenteuer erfordern manchmal unerwartet mehr sitzfleisch als eingeplant.. ;-) 

heute genießen wir den letzten tag mit stadtbummel, souvenir-einkäufen und am hotel-pool im tropischen garten, bevor es heute abend zum flughafen und dann durch die nacht über hanoi nach frankfurt geht, wo wir morgen sonntag früh eintreffen werden. und dann wollen wir mal sehen, wie und wann wir mit dem zug durch das eiszeitliche d-land unsere heimatorte erreichen.. 

dies war unser bericht über die vietnam-kambodscha-pilotreise des freundeskreises.
sie hat uns allen sehr gut gefallen und eine menge neuer erkenntnisse gebracht.  so kann ich mir nun doch gut vorstellen, eine ähnliche reise - evtl mit etwas mehr natur-anteil in vietnam -  in einiger zukunft wieder anzubieten. 

ganz liebe grüße nachhause und auf ein baldiges wiedersehen,
eure la-palma-explorers,
i.a. thomas

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