Reisetagebuch  Äthiopien 2018

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Reisetagebuch der Freundeskreisreise

Äthiopien  2018

Norden:  Kernland  und   Süden: Stammesgebiete
13.10. - 28.10.18      und       27.10. - 6.11.18         .

Sonntag, 7.Okt. 2018           Vorab: Namibia

liebe leute,

hier nun ein erster beitrag im neuen reiseblog von unterwegs:

seit einigen tagen bin ich  - wie angekündigt -  wieder in afrika unterwegs:
- zunächst in namibia, wo ich die nächstjährige wildtier-safari in trockene tücher bringen will,
- bald dann mit unserer freundeskreis-pilotgruppe in äthiopien (s.u.),
- später dann noch auf einer neuen
erkundungstour in tansania.

die namibia-inspektion erweist sich bereits als voller erfolg:
hier konnte ich teilsweise in minuten dinge klären, für die ich zuvor tagelange email-konversation benötigte.  so konnte ich in windhoek schon  - neben der dortigen unterkunft in einem hübschen hotel mit pool -  auch schon das fahrzeug für unsere expedition festnageln:  einen sogenannten overlander-truck, allradgetrieben und mit panoramafenstern sowie einem hubdach ausgerüstet, so dass man aus diesem fahrzeug einen hervorragenden erhöhten überblick hat, um die teils wahrlich bizarre landschaft und die tierbeobachtungen voll erleben und genießen zu können.  der wagen (genau sind es sogar zwei: ein 12-sitzer und ein 20-sitzer, je nach buchungslage) ist niegelnagelneu und hat neben großen frontfenstern und einer "durchreiche" ins fahrerhaus sogar an jedem sitz einen usb-stecker zum aufladen von kameras, handys, laptops oder was man so dabei hat (letztere aufzählung im gegensatz zu den üblichen hier eingesetzten overlandern).

auch die unterkünfte in den namibischen nationalparks konnte ich hier unkompliziert regeln  -  was mich zuvor am meisten nerven gekostet hatte, da meine anfragen stets von anderen mitarbeitern des nationalpark-großraumbüros beantwortet wurden, die nie den werdegang kannten und somit regelmäßig falsche, sprich nicht weiterführende antworten gaben.  jetzt habe ich mir einen "eigenen" mitarbeiter ausgeguckt, und die sache läuft..  :)

inzwischen bin ich in swakopmund und beseitige hier die restlichen unklarheiten.  dieses komplett deutsch geprägte städtchen liegt in der namibwüste direkt am tausende kilometer langen sandstrand, der bezeichnenderweise "skelettküste" heißt.  neben den brauereien haben es mir hier die bäcker mit ihren leckeren kuchen angetan.. ;)

botswana muss ich nicht mehr bereisen, da dorthin die kontakte stabiler sind. so werde ich morgen montag mit einem shuttlebus (eher: gemeinschaftstaxi  -  es gibt in namibia allen ernstes kein (!) bus-system !?!) wieder ins hochland nach windhoek reisen und am mittwoch nach äthiopien fliegen, wo ich dann bald zunächst phet und dann am kommenden wochenende unsere pilotgruppe in empfang nehmen kann.   dann gibts hier auch wieder neuigkeiten :)

bis dahin mit sonnigem gruß aus swakopmund, namibia,

thomas

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Freitag, 12.Okt. 2018            Äthiopien:  Addis Abeba

liebe leute, 

durch die namib von swakopmund mit einem shuttlebus (minivan) wieder ins hochland nach windhoek gefahren, stieg ich mittwoch in den flieger nach äthiopien und traf am späten nachmittag in addis abeba ein.  sicher unvergesslich die sicht auf das weite glitzernde okawango-delta und die "rauchenden" viktoria-fälle, die wir exakt überflogen. 

das vorbereitet e-visa funktionierte in addis einwandfrei, unser gruppen-guide chichi holte mich am flughafen ab. 

gestern donnerstag bin ich mit unserer agentur und chichi alle punkte nochmals durchgegangen  -  alles ist bestens vorbereitet.

heute früh konnte ich dann phet vom flughafen abholen  -  auch ihr e-visa machte freude.  seither versuchen wir unter anderem, äthiopische sim-karten in unseren handys zum laufen zu bringen.. 

morgen samstag bricht auch die gruppe auf und erreicht addis am frühen sonntag morgen.  wir werden dann zunächst unser wunderschönes stadthotel aufsuchen und uns etwas frisch machen, bevor es auf stadtrundfahrt geht:  addis ist immerhin nicht nur die hauptstadt äthiopiens   - des mit 3.000 jahren durchgängiger existenz ältesten staatsgebildes weltweit -, sondern irgendwie sogar von ganz afrika, seit hier die afrikanische union gegründet wurde und bis heute ihren ständigen sitz hat.  dass äthiopien schon lange vor mitteleuropa christianisiert und als einziges land afrikas nie kolonisiert wurde, sei nur am rande erwähnt: um die kultur der welt hat es sich vor allem mit der erfindung des kaffees verdient gemacht.

in den nächsten tagen werden wir auf diesen seiten unregelmäßig berichte einstellen über unsere gemeinsamen abenteuer auf dem dach afrikas:  höchstgelegenes land des kontinents ist dieses land der superlative nämlich auch noch  -

jetzt wünsche ich unseren teilnehmern erst mal einen guten flug durch die nacht bis hinunter ins pulsierende herz des schwarzen kontinents:  ihr werdet erwartet !! 

ganz liebe grüße von eurer vorhut,
thomas + phet :)

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Sonntag, 14.Okt. 2018            Addis: Gruppe glücklich eingetroffen :)

liebe leute,

heute sonntag morgen ist die gruppe nach ruhigem nachtflug bei sonnenaufgang pünktlich und mit allem gepäck in addis abeba eingetroffen:  die einreise mit den neuen evisa verlief unproblematisch, und bald erreichten wir mit unserem gruppenbus das nahegelegene hotel im modereren stadtteil bole.  hier gab es erstmal ein ordentliches frühstück, und da die zimmer zu dieser frühen stunde eh noch nicht bezugsfertig waren, machten wir uns mit dem bus gleich wieder auf den weg zur stadtbesichtigung.

vom nördlich der stadt gelegenen entoto-berg hatten wir einen leicht diesigen aber schönen blick über die stadt, die erst vor 130 jahren von kaiser menelik II am fuß des entoto gegründet wurde, weil es seiner frau kaiserin taytu im oben auf dem berg eingerichteten feldlager schlicht zu kalt war.  so wurde addis abeba (die "neue blume") an den thermalquellen im tal gegründet und entwickelte sich bald zu einer der wichtigsten hauptstädte afrikas, mit sitz der afrikanischen union (die hier auch 1963 gegründet wurde) und unter kaiser haile selassie treibende kraft in der dekolonialisierungsphase des kontinents war.

1896 hatte menelik italienische invasionstruppen bei adua aus dem land geworfen, womit zum ersten mal eine afrikanische armee eine technisch überlegene europäische kolonialmacht besiegt und damit deren unbesiegbarkeitsnimbus ramponiert hatte.  so wurde äthiopien nie kolonialsisiert  -  die italiener vergaben die schmach aber nicht und besetzten unter mussolini das land 1936 erfolgreich. kaiser haile selassie ging ins exil nach london und kehrte 1941 im zuge des zweiten weltkrieges an der spitze einer befreiungsarmee, nun unterstützt von england, zurück, um die italiener abermals aus dem land zu werfen.

auf dem entoto stehen die rundkirche, in der menelik 1889 zum kaiser von äthiopien gekrönt wurde, und sein erster "palast": ein recht einfach wirkendes lehmziegelhaus mit strohdach, welches wohl nur im vergleich zu den sonst hier stehenden zeltlagern als palast durchgehen konnte.

auf der rückfahrt in die stadt warfen wir einen blick auf den dort später errichteten kaiserpalast, der diese bezeichnung durchaus verdiente und bis heute sitz des ministerpräsidenten ist.

nun besuchten wir lucy im nationalmuseum:
während der ausgrabungen dieses recht fragmentarischen vormenschenskeletts 1974 hörten die archäologen den beatles-song "lucy in the sky with diamonds" und nannten ihr weibliches skelett kurzerhand lucy, während die einheimischen dieses exemplar eines ca. 3 mio jahre alten, aber bereits aufrecht laufenden  australopithecus afarensis lieber "dinkinesh" (etwa "du wunderbare") nennen.  während die originalknochen hier sicher verwahrt sind, werden originalgetreue kopien ausgestellt und auch zu einem kompletten vormenschenskelett zusammen gesetzt.

neben lucy gibt es hier auch "ardi", einen zwar später gefundenen, aber noch erheblich älteren vormenschen von knapp 5 mio jahren.  für das alter sieht auch er gar nicht mal so schlecht aus  -  man erkennt deutlich die verlängerten, noch zum hangeln in den bäumen geeigneten finger.

schließlich liefen wir ein stück durch die stadt zum ältesten hotel "taytu", einem der ersten steinhäuser in der damals neugegründeten siedlung, bevor wir wieder in unser hotel heimkehrten und hier lieber supermoderne zimmer belegen konnten.

eben haben wir unser dinner beendet  - ein ganz fantastisches büffet -, und die gruppe hat sich fröhlich aber inzwischen doch recht übermüdet auf die schönen zimmer zurück gezogen:  denn morgen geht es um 5:30 früh los gleich wieder zum flughafen für einen inlandsflug in den norden zum tana-see, dem größten see äthiopiens an den fällen des blauen nil.  dazu dann später mehr  -

bis dahin ganz liebe grüße von einer glücklichen gruppe,
thomas :)

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Freitag, 19.Okt. 2018            Gondar und Axum: 
                                     Ein altes afrikanisches Großreich wird lebendig

liebe leute,

heute hoffe ich im internationalen hotel von axum auf ausreichenden internetempfang, um mal wieder eine wasserstandsmeldung unserer expedition in ein altes afrikanisches großreich geben zu können  -  in den letzten tagen hatte wir da wenig glück, da die technik hier teilweise noch nicht richtig mitspielt:
                                                                                                                          
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montag früh flogen wir mit einer propellermaschine aus dem zentral gelegenen addis abeba in den grünen zerklüfteten norden des landes, wo uns unser driver-guide chichi mit dem gruppenbus erwartete.  in bahir dar, einem städtchen am lake tana, dem größten see des landes, bezogen wir eine in blühender natur gelegene lodge und waren schon bald mit einem boot auf dem see unterwegs zu einer klosterinsel.  auf dem see fischten junge männer von kleinen schilfbooten aus  - ein bild ähnlich dem titicacasee in peru/bolivien. die rundkirche auf der insel war hunderte jahre alt, aus holz erbaut und mit lehm verputzt sowie einem aus bambus konstruierten dachstuhl, der mit stroh gedeckt ist.  die wände sind über und über mit farbigen bildern aus der bibel  - altem und neuem testament -  verziert, denn da die gläubigen bauern der gegend im allgemeinen der schrift nicht mächtig sind, können sie so die vom priester erzählten geschichten nachvollziehen. 

nachmittags besuchten wir die berühmten wasserfälle des blauen nil, der aus dem tana-see abfließt und in großem bogen das äthiopische hochland umfasst, bevor er sich bei karthum im sudan mit dem weißen nil vereint und richtung norden ägypten erreicht.  zurzeit (kurz nach der regenzeit) führt der fluss enorm viel wasser, was die fälle noch mächtiger erscheinen lässt, er allerdings eher lehmbraun als blau in die 45 meter tiefe schlucht stürzt.  ein kurzer regenschauer verwandelte den trockenen lehmboden binnen minuten in einen glitschigen schlammpfad, der uns eine klebrige ahnung von regenzeit-schwierigkeiten vermittelte. 
                                                                                                                          
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dienstag erreichten wir gondar, die alte kaiserstadt:  ab 1632 löste diese neue hauptstadt die alten mobilen heerlager der äthiopischen kaiser ab, die bis dahin ihr leben lang im reich umherzogen, um überall ihre autorität und präsenz durchzusetzen.  die alte palastanlage stellt jede spanische ritterburg in den schatten und wurde von mehreren generationen von kaisern kontinuierlich erweitert.  gondar war  - nach dem untergang des alten axum -  die erste befestigte stadt im sonst rein landwirtschaftlich geprägten staat. 

mittwoch schraubten wir uns in die höhen des simien-gebirges und erreichten auf knapp 3.000 metern debark, von wo wir zu einer wanderung im gebirge aufbrachen.  entlang spektakulärer schuchten wanderten wir durch angenehm kühlen grün wuchernden wald mit fantastischen blicken in das vulkanisch geprägte, tief zerklüftete land, welches dem reich seinen früheren namen abessinien bzw. korrekt abyssinia (abyss: abgrund, bodenlose schlucht) gegeben hat.  wir konnten sogar aus nächster nähe eine familie der hier endemischen blutbrustpaviane beobachten, die völlig friedlich im gras spielten. 

gestern donnerstag verließen wir nach einer spektakulären fahrt über atemberaubende serpentinen die große amhar-provinz und erreichten axum in der nördlichen provinz tigray, deren volksstamm seit jahrzehnten durch eine der innerdeutschen grenze vergleichbare abschottung geteilt und von ihren verwandten in eritrea abgeschnitten war.  erst seit zwei monaten ist diese grenze wieder offen, nachdem der neue äthiopische ministerpräsident abi ahmed eine politische tauwetterphase eingeleitet hatte, um dieses problem endlich zu lösen.  tatsächlich durchfahren wir ein eritreisches flüchtlingslager und sehen einen offenen pickup mit eritreischer nummer, von dessen ladefläche billige kleidung aus eritrea an die tigrenyische dorfbevölkerung verkauft wird.  auf dem rückweg wird er zement mitnehmen, der in eritrea schwer zu bekommen ist.   

axum war das erste reich, in dessen nachfolge abessinien und heute äthiopien seit 3.000 jahren den ältesten staat der erde bilden.  es umfasste neben dem norden des heutigen äthiopiens auch eritrea, teile des sudans/nubiens, dschibuti und den yemen auf der anderen seite des roten meeres.  die erste überlieferte herrscherin war makeda, die königin von saba, die den jüdischen könig salomo um 1.000 v. chr. in jerusalem besuchte und von dort mit dem gemeinsamen sohn menelik zurück kehrte.  erwachsen geworden, besuchte menelik seinen vater salomo und kehrte schließlich mit großer jüdischer begleitung sowie angeblich mit der bundeslade mit den 10 gesetzestafeln zurück, die seither in axum in einer eigens errichteten kapelle in ehren gehalten wird.  der nunmehr jüdische staat von axum überdauerte über 1.000 jahre, bis könig ezana um 350 nach christus zum christentum bekehrt wurde und das land seither christlich ist.  alle äthiopischen kaiser beriefen sich auf diese direkte abstammung von menelik, sohn von könig salomo und der königin von saba  -  bis diese linie erst mit kaiser haile selassis sturz 1974 zu ende ging. 

heute freitag erkundeten wir diesen kleinen ort mit seiner großen vergangenheit und besuchten neben dem palast und dem bad der königin von saba auch ein stelen-feld, wo riesige behauene monolithe  - den ägyptischen obelisken vergleichbar -  die gräber aller früheren herrscher von axum zieren.  wir stöberten durch einige der ausgegrabenen unterirdischen grabanlagen, deren exakt behauene steinquader an inka-architektur erinnern.  eigentlich ein unding, dass diese spannende afrikanische hochkultur in unserem kulturbereich so wenig zur kenntnis genommen wird..  auch die kirche, in der angeblich die bundeslade aufbewahrt wird und die der heiligste ort äthiopiens ist, konnten wir besuchen  -  freilich ohne die bundeslade selber zu gesicht zu bekommen:  das ist ausschließlich dem obersten patriarchen der amharisch-orthodoxen kirche vorbehalten. 

in den nächsten tagen werden wir das hochland vorübergehend verlassen und mit der danakil-depression den tiefstgelegenen punkt afrikas im großen grabenbruch aufsuchen.  dazu dann später wieder mehr  -

bis dahin ganz liebe grüße von einer rundum begeisterten gruppe,

thomas

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Mittwoch, 24.Okt. 2018             Zwischenmeldung

liebe leute,

soeben sind wir vom trockenen meeresgrund der danakil-depression, der heißen wüste der afar-senke, dem LSD-farbenrausch des dallol und dem glutspeienden erta-ale-vulkan zurück  -  eine bizarre gegend wie auf einem anderen planeten, wie auf den wüstenplaneten im krieg der sterne, einfach unbeschreiblich fantastisch.

aber auch so anstrengend, dass wir hier im wieder frischen grünen hochland im augenblick alle todmüde ins bett fallen  -  ich eingeschlossen.  den bericht dazu gibt es dann später  -  versprochen..!! :)

bis dahin glg aus mekele, der hauptstadt der tigray-provinz,
thomas  :)

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Samstag, 27.Okt. 2018          Höhenflug und Depression als Landschaftsbild

liebe leute,

auch wenn unser programm rasch voranschreitet und somit kaum zeit für aufarbeitungen bleibt, will ich versuchen, einen kurzen überblick über unsere abenteuer der letzten tage zu geben:

am letzten samstag verließen wir die heilige stadt axum, um durch die teils schroffen berge des hochlandes nahe der grenze zu eritrea ein gebiet zu durchfahren, wo kaiser menelik II 1896 die italiener zurück schlug und damit zum ersten mal ein afrikanisches heer zum sieg über eine europäische kolonialarmee brachte.  im ergebnis fiel zwar eritrea  - einstiges kernland des axumitischen reiches -  an die italiener, während äthiopien selber nie mehr kolonialisiert wurde.  die nacht verbrachten wir in einer komfortablen "lehmhütten"-lodge mit tollem blick über die berge.
                                                                                                                          
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am sonntag verließen wir das hochland und schraubten uns über endlose serpentinen aus 2.500 metern höhe hinunter in die berüchtigte danakil-depression, die bis zu 150 meter unter dem meeresspiegel liegt und als heißester punkt der erde gilt, wo die temperaturen gern über 45 grad (im extremfall angeblich über 60 grad) steigen. sie ist der nördliche ausläufer des großen grabenbruchs (rift valley), der sich durch ganz ostafrika zieht und die bruchstelle markiert, wo ostafrika vom rest-kontinent abbricht und sich in nicht allzu ferner zukunft ein neuer ozean auftun wird.  tatsächlich war diese nördliche depression schon einmal von meerwasser geflutet, welches aber austrocknete, als sich aufgrund tektonischer und vulkanischer tätigkeit land hob und einen riegel zum roten meer bildete.

wir erreichen die heute pflanzenlose salzwüste  gegen abend bei immer noch üblen 40 grad.  die zunächst angebotene unterkunft in einem straßendorf der afar überzeugt uns nicht, so dass wir schließlich unser lager in einem kraal außerhalb des dorfes unter freiem himmel aufschlagen und eine fantastische nacht unter dem sternenhimmel verbringen.  auch wenn es heißt, dass wüstennächte kalt werden:  hier ist das nicht der fall..

schon am frühen morgen  - um der mittagshitze auszuweichen -  brechen wir auf in den dallol:  das ist ein geothermisch spannendes feld in einem riesigen salzsee, der uns ein wenig an den uyuni-salzsee in bolivien erinnert  -  wobei uyuni auf 4.000 metern höhe liegt und vergleichsweise angenehm kühl ist.  hier aber ist einzigartig, wie heißes salzwasser in fontänen aus dem boden sprudelt und von blau- und sonstigen -algen unbeschreiblich farbige ablagerungen bildet, so dass man sich wahlweise wie auf einem LSD-rausch oder halt auf dem meeresgrund zwischen farbig schillernden korallengärten wähnt.  farben und formationen sind schlichtweg unbeschreiblich  -  ich hoffe, ich kann fotos hochzuladen, um einen ungefähren eindruck zu vermitteln. sollte es klappen: dieses foto ist nicht retuschiert !! 

um einer weiteren nacht in dem glutkessel ohne auch nur rudimentäre sanitäre einrichtungen zu entgehen, kehren wir nachmittags ins hochland zurück und erfrischen uns in einem "normalen" hotel, wo wir die errungeschaft von fließend heißem wasser auf den zimmern zu schätzen wissen:  man ist ja keine 50 mehr..  ;)
                                                                                                                          
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der clou aber folgt am nächsten tag: abermals steigen wir in den großen grabenbruch hinab  -  in die etwas südlicher gelegene afar-senke, diesmal in allradgetriebenen landrovern, mit denen wir nach stundenlanger fahrt über krasse lavafelder den erta'ale-vulkan erreichen.  im camp an seinem fuß erhalten wir ein rustikales abendessen, bevor wir uns   - der temperaturen wegen -  erst nach sonnenuntergang an den aufstieg machen.  einige kamele tragen unser camping-gepäck, der vollmond beleuchtet uns den weg durch die wüstennacht.

wir erreichen den gipfel und schlagen unser lager zwischen den windschutz-feldsteinmauern der ziegenhirten auf.  dann nähern wir uns dem krater, in dessen schlund ein lavasee wabert.  wir hören das blubbern der lavafontänen und nähern uns dem gespenstisch rot leuchtenden rauch, der aus dem loch aufsteigt.  leider gönnt uns dieser beißende rauch keinen wirklichen blick in den kraterkessel  -  raubt uns dafür aber buchstäblich den atem, wenn er vom wind zu uns herüber gedrückt wird.  so sind wir froh, als wir das lager wieder erreichen und uns nach einem absacker wieder unter dem freien himmel ausstrecken können.

um 4:30 ist die nacht für uns vorbei:  der abstieg beginnt, um vor der tageshitze das basiscamp zu erreichen. als vor uns der mond im westen hinter den den sich abzeichnenden hochlandbergen versinkt, steigt hinter uns der glutrote feuerball der sonne über den horizont  -  das licht und die bizarre gegend sind wie verzaubert und aus einer anderen welt.  im basiscamp erhalten wir ein frühstück und machen uns bald auf die rückfahrt, um nachmittags mekele, die hauptstadt der provinz tigray im hochland zu erreichen und zur erholung ein superluxushotel mit pool und sauna zu beziehen.

am donnerstag bewältigen wir mit unserem gruppenbus eine abenteuerliche piste durch abermals fantastisches hochland mit bodenlosen tälern und himmelhohen gebirgsketten.  die strecke ist von verschiedenen dörfern der bergstämme gesäumt, zunächst tigray, später lasta und amharen.  wie überall winken uns ALLE kinder zu, erwachsene grüßen lächelnd.  wenn wir auf freier strecke für fotos halten, erscheinen wie aus dem nichts kinderscharen, die uns entweder schweigend aus großen augen neugierig-schüchtern anschauen, oder fröhlich kontakt aufnehmen  -  nicht ohne nach "pen" (stiften) zu fragen, die sie für die schule gebrauchen können und mit denen wir uns vorsichtshalber eingedeckt hatten.
                                                                                                                          
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abends erreichen wir lalibela auf 2.500 meter höhe  -  gestern freitag besichtigen wir dort die weltberühmten "felsenkirchen":  dutzende kirchenbauten sind hier aus dem tuffstein heraus geschnitzt worden, indem man sich vor etwa 1.000 jahren langsam in den felsen grub und dabei stockwerk für stockwerk von oben nach unten herausarbeitete.  auch die innenräume wurden so freigelegt, wobei fenster, türen und "stuckarbeiten" herausgeschnitzt  wurden und mächtige säulen die verbliebene felsendecke halten.  durch tunnel erreichen wir die verschiedenen kirchen bzw. schauen von der ebenen erde in die schwindelnd tiefen gruben, in denen die "freigelegten" kirchen heute stehen.

heute samstag erreichten wir nach kurzem flug wieder addis abeba, womit sich der kreis schließt und die nord-tour durch das historische abessinische kernland beendet ist.  nach dem ruhigen, von kleinen dörfern, bunten feldern und mehr oder weniger bewaldeten grünen bergrücken dominierten naturraum ist die trubelige millionenmetropole ein kleiner, wenn auch erwarteter kulturschock.

heute abend werden wir bei einem farewell-dinner unsere abreisenden teilnehmer verabschieden, die noch heute nacht wieder nach europa fliegen, während die kerngruppe morgen sonntag einen freien tag hat und die neuankömmlinge für die südtour erwartet.  ab montag werden wir uns dann gen süden immer weiter im großen grabenbruch bewegen, wobei dieser nun nicht mehr minusmeter erreicht und daher zwar warm, aber nicht mehr so heiß werden wird wie etwa die danakil-depression.  dort wollen wir die nilotischen "stämme des südens" und tierreichen nationalparks besuchen  -  dazu dann später wieder mehr..

bis dahin ganz liebe grüße von einer durchweg begeisterten gruppe,
thomas :)

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Samstag, 3.Nov. 2018         Ausflug in die Steinzeit

liebe leute,

zum ersten mal seit tagen etwas freizeit, die ich für eine reisetagebuch-aktualisierung nutzen kann:  heute checkten wir in einem vornehm-komfortablen hotel ein mit fantastischem blick vom zimmerbalkon über einen pool in den tief unter uns liegenden dichten dschungel, in der ferne zwischen grünen hügeln zwei grabenbruch-seen.  einen davon hatten wir heute vormittag per boot erkundet und dabei riesige nilkrokodile und einige flusspferdfamilien beobachtet.

die letzten tage waren wir teils ohne jeden internetkontakt im äthiopischen süden nahe der kenianischen grenze unterwegs, wo wir in unserem gruppenbus endlosen staubpisten durch dichten dschungel und blühende savanne folgten und auch im einbaum über den omo river wegsetzen.  die gegend liegt im großen grabenbruch und ist ihrerseits von hohen gebirgszügen strukturiert, die durch tiefe kerbtäler getrennt sind.  zurzeit ist die ganze gegend grün und blühend und wirkt im strahlenden sonnenlicht oft geradezu paradiesisch.

wir besuchten verschiedene stämme, die hier seit schier ewigen zeiten auf verschiedenen kulturstufen nebeneinander leben.  hamer, mursi und dassinech sind nomadenvölker, deren halbkugelförmige transportable hütten ihnen erlauben, mit ihrem vieh den zu verschiedenen zeiten grünenden weidegebieten zu folgen.  die dassinech schmücken sich mit auffälligen schmucknarben und weißer körperbemalung, die mursifrauen tragen (neben ähnlichen schmucknarben) teller in der unterlippe.  bei den hamer wird der junge per bullensprung zum mann:  per zufall konnten wir so einem ereignis beiwohnen, wo ein halbwüchsiger junger mann mehrfach nackt über mehrere in reihe gestellte bullen springen musste.  die frauen haben je nach stamm unterschiedlich geflochtetes haar, oft mit einer lehm-butter-paste in form gebracht.  gekleidet sind männer und frauen mit einem leder-lendenschurz (der etwas einem minirock ähnelt), frauen oft mit einem zusätzlichen tuch.  frauen und größere mädchen tragen oft babies im tragetuch, männer eher speere (oder auch mal eine kalaschnikow).

was uns auffiel:  die menschen sind allesamt schlank und hochgewachsen und haben in der jugend sehr schöne, im alter würdevolle gesichtszüge  -  man kann sich des eindrucks kaum erwehren, dass der mensch eigentlich mal genau SO aussehen sollte, bevor er sich entschloss, sesshaft, träge und fettleibig zu werden.

konso und hari sind ackerbauvölker, insbesondere die konso haben den ackerbau mit ihrem vorbildlichen terrassenbau zu einer gewissen blüte gebracht.  gestern besuchten wir ein dorf der konso, welches über 900 jahre alt ist und neben den uralten steinernen befestigungsmauern auch jahrhunderte alte tukuls (grasgedeckte rundhäuser aus holz und lehm) zeigten.

natürlich haben wir sehr viel mehr über die lebensgewohnheiten der einzelnen völker erfahren, was hier freilich den rahmen sprengen würde  -  uns fiel aber auf, dass die menschen nicht ärmlich, sondern stolz und auf ihre weise reich wirkten:  reichtum wird hier nämlich in rindern gezählt.

auch hier hatten wir den eindruck, VOR einer möglichweise bevorstehenden großen touristenschwemme das land zu bereisen:  trotz hauptsaison waren wir oft die einzigen ausländischen besucher  -  und wo nicht, war es von anderen touristen zumindest keineswegs überfüllt.

die unterkünfte waren teils einfache, teils sehr komfortable lodges mit mehr oder weniger funktionierenden installationen.  dafür, dass wir hier im tiefsten äquatorialafrika unterwegs sind, hat bislang alles wunderbar geklappt.. ;)

auch die aus d-land mitgebrachten augenmedikamente haben hier einen dankbaren abnehmer gefunden:  zurzeit läuft hier im süden eine augenkampagne an, mit der arme bauern kostenlos von glaukom und katarakt geheilt werden sollen.  der kampagnenleiter war von unserer spende zutiefst berührt  -  und wir erkannten an seiner reaktion, dass er sich mit den medikamenten bestens auskennt, was ja voraussetzung für eine sinnvolle verwendung ist.

in den nächsten tagen werden wir uns wieder nordwärts bewegen und schon montag nachmittag addis abeba im hochland erreichen.  zum abschluss der reise dann noch mal ein eintrag an dieser stelle  -

bis dahin ganz liebe grüße von einer durchweg beeindruckten und begeisterten truppe, die glücklich ist, so etwas noch erleben zu dürfen,

i.a. thomas :)

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Montag, 5.Nov. 2018            Abschluss der großen Äthiopien-Rundreise

liebe leute,

die gut drei wochen nord- und süd-äthiopien sind schnell vergangen  -  auch wenn es einem in der erinnerung fast wie drei monate vorkommt, so viel wie wir erlebt haben..

gerade haben wir die gruppe am flughafen von addis abeba verabschiedet  -
nach zwei weiteren reisetagen, die uns u.a. noch zu einem hochinteressanten bergdorf der dorse brachten:  dieses volk verarbeitet baumwolle zu feinen gewebten stoffen, und lebt in rundhütten, die über der tür eine art nasenerker haben. zusammen mit augenartigen fenstern erinnern diese sauberen und überaus stabilen hütten an elefantenköpfe.

die rückfahrt entlang der seenkette des großen grabenbruchs führte uns über einen trubeligen fischmarkt und ganze kolonien der riesigen marabu-störche, die mit ihren gewaltigen schnäbeln krabben knacken können.   das bunte straßenleben mit den runden lehmhütten, zuckelnden eselskarren und wallenden gewändern erinnert immer wieder an biblische szenen oder geschichten aus 1000 und einer nacht..

nach einem abschieds-abendessen in addis wartet die gruppe nun im flughafen auf ihren nachtflug nach europa  -  während phet und ich uns auf unsere tanzania-erkundung vorbereiten.  eine weitere spannende freundeskreis-(pilot!)-reise in ein unerwartet exotisches und vielfältiges land hat ihren erfolgreichen abschluss gefunden  -  was ohne die jederzeit gute zusammenarbeit und flexibilität der gruppe sowie die umsichtige und maßstäbe setzende hilfsbereitschaft unseres äthiopischen driver-guides chichi so kaum hätte realisiert werden können.  vielen dank dafür an alle beteiligten..!!  :)

wir wünschen unseren stets gut gelaunten freunden ein gutes heimkommen und danken allen mitlesern für ihr interesse  -
phet und ich werden auch in den nächsten wochen hier von zeit zu zeit eine kurze wasserstandsmeldung über den fortgang unserer tanzania-erkundung einstellen.

bis dahin ganz liebe grüße noch aus addis abeba, äthiopien,
thomas  und phet :)

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Dienstag, 6.Nov. 2018            Nachtrag Äthiopien

liebe leute,

unsere teilnehmer haben sich soeben als gut heimgekommen zurück gemeldet  -  vielen dank dafür (!),  wir vermissen euch jetzt schon (!!)  -
während phet und ich heute einen allgemeinen aufarbeitungstag mit viel schreiberei und agentur-meeting haben.  chichi ist bereits heute früh mit einer neuen gruppe richtung djibuti gestartet und hat sich zuvor noch einmal sehr herzlich für unsere so freundschaftliche begleitung bedankt  -  wir bleiben in verbindung.. :)

ein paar abschließende bemerkungen möchte ich hier noch beitragen:

während wir auf der nordtour ein enorm buntes und exotisches, in seiner kultivierten zivilisiertheit aber doch irgendwie vertraut wirkendes bergvolk der amharen und tigray angetroffen haben, stießen wir im süden auf z.t. fast verstörend fremdartige gesellschaftsentwürfe.  was wir freilich erwartet hatten, also nicht etwa erschrocken waren.

die verschiedenen "steinzeitvölker" des südens leben heute in nationalparks und haben zwangsläufig teile ihres traditonellen lebens eingebüßt, da sie hier weder rituelle stammeskriege führen noch jagen dürfen.  einkommensmäßig dadurch in der zwickmühle, fordern sie nachvollziehbarer weise geld von touristen für fotos  -  wofür sie wiederum bereit sind, mit stolz ihr traditionelles leben vorzuführen (und somit auch zu bewahren).  durch absprachen mit den dorfältesten konnten wir immerhin statt nerviger einzelforderungen pauschalzahlungen vereinbaren und schränkten unserereits die foto-sessions auf wenige minuten kurz vor abfahrt ein, so dass zunächst ein möglichst authentischer kontakt aufgebaut werden konnte.  es bleibt eine gratwanderung, wenn auch eine lohnende (aufgrund der vielen neuen eindrücke und erfahrungen ganz abseits der fotos).

nicht alle traditionen sind für uns nachvollziehbar  -  schon gar nicht die beschneidungen, die bei den einzelnen stämmen ganz unterschiedlich gehandhabt wird:
während auch im christlichen norden die jungen beschnitten sind, werden im süden bei den dassinech ALLE (jungen und mädchen) beschnitten, bei den hamer nur mädchen, und bei den mursi NIEMAND (weder jungen noch mädchen).  geht also auch..

die nomadischen hirtenvölker schlachten ihr vieh nur selten  -  und wenn, dann zu sehr besonderen anlässen (wie hochzeiten oder totenfeiern), nutzen aber die milch auch für butter- und käseherstellung.  hauptnahrungsmittel scheint bei ihnen  - die wenig zugang zu ackerfrüchten haben -  ein milch-blut-gemisch zu sein, wofür sie ihre tiere zwar oberflächlich anritzen, aber offenbar nicht nachhaltig schädigen.  bis heute trägt jeder krieger (auch ohne krieg) seinen speer mit sich (gelegentlich auch eine kalaschnikov), die hamer-männer tragen zudem alle einen kleinen schemel mit sich herum, der im schlaf auch als kopfstütze verwendung findet.  schmucknarben und körperbemalung sind verbreitet (aber im design stammesindividuell), lippenteller tragen nur die mursi-frauen.

dies noch als nachtrag  -
ab donnerstag (8.11.18) werden phet und ich in
tanzania auf erkundungstour sein.
mal sehen, was uns dort so über den weg läuft  -  wir werden hier darüber berichten.
bis dahin ganz liebe grüße noch aus äthiopien, dem afrikanischen kernland,
thomas :)

-->  Reisetagebuch Erkundung Tanzania: Serengeti und Sansibar

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