Greta, der Klimawandel und unser aller Verantwortung:

Über 40 Jahre sind seit dem Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ vergangen, und endlich erfährt das Thema auch außerhalb der „Grünen“ die nötige Aufmerksamkeit -  befördert durch ein ernsthaftes Schulmädchen und seinen „schulemachenden“ Freitags-Schulstreik.  150 Jahre jährlich exponentiell steigender CO2-Ausstoß können nicht länger ignoriert werden:  Der laufende Klimawandel ist nun endlich in aller Munde, Klimaleugner machen sich angesichts der Menetekel zunehmend unglaubwürdig; und viele Menschen beginnen, auch Ihr eigenes Verhalten zu überdenken.

Als Reiseplattform, die mit Stolz auf viele natur- und völkerkundliche Expeditionen in alle Welt zurück blickt und mit diesen Unternehmungen stets den Horizont aller Beteiligten (der Besucher wie der Besuchten) mit Freude und Begeisterung für die bereisten Länder und Kulturen gehörig erweitert hat, haben wir objektiv zugleich auch zu einem erhöhten CO2-Footprint beigetragen. Reisen im Allgemeinen und Fliegen im Besonderen sind in der Diskussion um CO2-Vermeidung plötzlich in die Kritik geraten.  Grund genug, sich mit dieser Argumentation auseinanderzusetzen - 
unsere sich zurzeit im Gespräch entwickelnde Position dazu ist Folgende:

Leider wahr: Fliegen erzeugt einen gehörigen CO2-Ausstoß pro Fluggast -  Greta hat deshalb beschlossen, auch Fernziele ohne Flug zu erreichen. Als politisches Fanal ist dies ein eindrückliches Zeichen -  denn es tut dringend Not, sich der Zusammenhänge bewusst zu werden und nach Möglichkeiten zu schauen, wie jeder Einzelne seinen CO2-Abdruck im Alltag verringern kann. Bezüglich Fernreisen ist ein konsequenter Flug-Verzicht aufgrund des Zeit- und Finanzaufwands  für die Allgemeinheit jedoch kein realistisches Konzept, denn wie schwer  - genauer: bislang unmöglich -  es ist, CO2-neutral zu reisen, hat die Diskussion um Gretas Segeltörn nach Amerika ja seinerzeit aufgezeigt: 
Die erforderlichen Technologien stehen bislang schlicht nicht zur Verfügung.

--> Müssen wir also schweren Herzens aufs Reisen verzichten ??

Das Reisen einzustellen, verringert zwar tatsächlich den persönlichen CO2-Abdruck des Nicht-Reisenden, beschränkt aber zugleich seine Chance auf wichtige Lebenserfahrungen und persönliche Entwicklungen (wir haben ja nur dieses Leben) und - schwerer wiegend - provoziert darüber hinaus gravierende weiterführende Probleme, die zwangsläufig zu weit höherem Naturverbrauch und CO2-Freisetzungen an anderer Stelle sorgen:

Nationalparks werden nämlich eingerichtet und Wildtiere geschützt vor allem deshalb, weil man mit diesem Schutz vor Ort Geld generieren und ein Land entwickeln kann.
Einen konsequenten Reise-Boykott mal angenommen, fänden sich weltweit Millionen Menschen in den Zielgebieten arbeitslos  - nur Zyniker könnten einen solchen Rücksturz in frühere Lebensverhältnisse gutheißen. Diese (erneut) in Armut fallenden Menschen müssten freilich weiterhin ihre Familien ernähren, was sie mit erhöhtem Naturverbrauch - z.B. Wildern - ausgleichen müssten: Wo keine Besucher mehr in Nationalparks wandern oder Wildtiere beobachten, werden diese Nationalparks bald abgeholzt und Tiere eben anderweitig „verbraucht“; und jeder Versuch, Natur zu schützen, wäre angesichts drohender Hungersnöte komplett vergebens.  Es ist ja auch mit Tourismus schwer genug, z.B. Nashörner vor dem Aussterben durch Wilderei zu bewahren -  ohne den wirtschaftlichen Drive, den der vergleichsweise behutsame Fotosafari-Tourismus mit seinen steten Einnahmen erzeugt, wäre unsere letzte verbliebene Megafauna in Afrika  - wie andernorts schon lange Zeit vor dem Tourismus -  längst ausgerottet.. 

Die Lösung kann also - wie immer -  nicht im „Zurück in die Steinzeit“ oder auch nur in die vorindustrielle Zeit liegen, sondern ganz im Gegenteil in der Flucht nach vorn
Es müssen intelligente Techniken entwickelt werden, die ein zeitgemäßes, weitgehend CO2-neutrales Reisen ermöglichen -  wegen Masse besonders im Kurzstreckenbereich, aber natürlich auch im uns betreffenden Fernreisebereich. 

Bis es ernstzunehmende klimaneutrale Treibstoffe gibt, müsste m.E. eine konsequente CO2-Kompensation mittels streckenabhängiger Ausgleichsbeträge stattfinden, mit denen CO2-mindernde Maßnahmen wie großflächige Aufforstungen finanziert werden, und wie es sie heute schon auf freiwilliger Basis gibt.  Speziell von dieser Freiwilligkeit halte ich persönlich allerdings nichts, weil dadurch nur wenige besonders umweltbewusste Menschen teilnehmen, während die Flugbewegungen in toto weiter steigen, und Umweltschutz so zum Wettbewerbsnachteil wird.  Stattdessen befürworte ich daher eine gesetzliche, zugleich strikt zweckgebundene (!) Abgabe wie z.B. eine CO2-Steuer, die alle Reisenden gleichermaßen trifft - und dann mit ihrer schieren Masse auch tatsächlich etwas bewegen kann. 

Fazit:
Angesichts zunehmender nationalchauvinistischer Töne in Politik und Gesellschaft halten wir gerade jetzt Reisen, die Kultur, Hintergründe und „Seele“ anderer Länder vermitteln, für „alternativlos“ wichtig, um Verständnis im Umgang der Menschen miteinander und ihrer kulturellen Eigenheiten zu entwickeln sowie die Erkenntnis zu fördern, dass wir auf unserer Erde schicksalhaft „alle im selben Boot“ sitzen. 

Ein Zurück zu Postkutsche und Segelschifffahrt ist - schon angesichts der heute zu befördernden Menschenmengen -  unrealistisch, und eine dauerhafte Selbstbeschränkung nur auf die heimische Umgebung hielten wir für einen großen Verlust an persönlicher (Reise)-Freiheit und eben dringend notwendiger Völkerverständigung, zumal man  - wie angeführt -  ungezählte Menschen in den Zielgebieten wirtschaftlich in höchste Not stürzen würde  und sie so zu noch größerem Naturverbrauch zwänge   –
alles äußerst kontraproduktive Folgen einer zu kurz gedachten Strategie.

Die drängende Lösung des CO2-Problems muss daher eine Vorwärtsstrategie sein:
--> 
Mittelfristig die technische Entwicklung CO2-neutralen Reisens;   
-->   dafür sind wir sofort bereit, den nötigen Kompensationsbeitrag in Kauf zu nehmen,
sofern dies als gesellschaftlich nötige Investition allgemein und anteilsmäßig getragen wird und zweckgebunden (!) bleibt. Laut CO2-Rechner (z.B.
atmosfair, myclimate) übersteigt dieser Betrag auch bei Fernflügen selten 50 EUR. 

Die zurzeit teils geforderten rein individuellen Verzichtsaufrufe und Kostenbeiträge halten wir hingegen für kontraproduktiv, da sie nur Gewissen und Politik irrigerweise entlasten und damit eher verhindern, endlich allgemeingültige - und damit erst wirksame - Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.

Was uns freilich nicht hindern muss, auch individuell unser Schärflein beizutragen: 
Zum allgemeinen Umdenken gehört sicher auch, Fernreisen auf ein verantwortliches Maß zu reduzieren  und z.B. auf (unverhältnismäßige) Kurzzeit-Fernflüge zu verzichten, sowie interessante, mit Bahn erreichbare Kurzstrecken-Alternativen im europäischen Raum zu entwickeln.  Wir arbeiten daran..!! 
:)
 

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